Darmstadts Trainer Lieberknecht:Der Macher mit dem großen Herzen
von Claudio Palmieri
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Torsten Lieberknecht hat mit dem SV Darmstadt 98 den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht. Der Trainer der Südhessen ist weit mehr als ein Vater des Erfolgs.
Trainer Torsten Lieberknecht feiert mit Darmstadt 98 die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga.
Quelle: Reuters
Diese Woche war Torsten Lieberknecht in der Darmstädter Innenstadt unterwegs. "Ich wollte einfach mal fühlen, wie die Leute drauf sind", sagte der Trainer vor dem 1:0-Heimsieg gegen den 1. FC Magdeburg, der am Freitag die Rückkehr des SV Darmstadt 98 in die Bundesliga nach sechs Jahren perfekt machte.
Was sich bei anderen Trainern wie eine Flucht aus der Profi-Blase anhören würde, sorgt bei den Anhängern der Lilien längst nicht mehr für Verwunderung.
Porträt des Darmstädter Erfolgstrainers vor Beginn der Rückrunde 2022/23
Trainer Torsten Lieberknecht bei Darmstadt 98: Automatismen auf und Anstand neben dem Platz sind zwei seiner Prinzipien.22.01.2023 | 8:02 min
Lieberknecht sucht die Nähe zu den Fans
Auftritte bei Fan-Talks, Stippvisiten auf runden Geburtstagen von Anhängern, Café-Besuche: Die Selbstverständlichkeit, mit der Lieberknecht die Nähe zu den Fans annimmt, sucht im immer anonymer und digitaler werdenden Fußballgeschäft ihresgleichen.
Wenn der 49-Jährige jetzt als "Vater des Erfolgs" bezeichnet wird, greift das also viel zu kurz. Der Trainer der Südhessen, der sich als Spieler zu Mainzer Zeiten ein Zimmer mit Jürgen Klopp teilte, macht keinen Hehl daraus, dass er aus dem Kontakt mit dem Anhang Energie schöpft.
Der Trainer als Gast bei den Fans
Und so überraschte es kaum, dass Lieberknecht im April im Interview mit der "FAZ" das Narrativ in der Beziehung zwischen Fans und Mannschaft umkehrte:
Der Blick über den Tellerrand hinaus
Taten auf Worte lässt der Mann mit dem unverkennbaren Pfälzer Akzent aber nicht nur im Umgang mit dem Anhang folgen. Seinem Heimatklub FV 1921 Haßloch lässt Lieberknecht bis heute an Weihnachten Sportartikelpräsente zukommen.
Großes Aufsehen erregte Darmstadts Cheftrainer unmittelbar nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs. "Bei der Familie Lieberknecht stehen die Türen offen für jeden Flüchtling, der Hilfe braucht", erklärte Lieberknecht Anfang März 2022. Noch im selben Monat wurde bekannt, dass Lieberknechts Familie eine Frau aus der Ukraine und ihren Sohn bei sich zu Hause aufnahm.
- Geboren am 1. August 1973 in Bad Dürkheim
- Vereine: FV 1921 Haßloch, 1. FC 08 Haßloch, VfL Neustadt, 1. FC Kaiserslautern (Jugend)
- Von 1992 bis 2007 Profi bei 1. FC Kaiserslautern, Waldhof Mannheim, Mainz 05, 1. FC Saarbrücken und Eintracht Braunschweig
- Profistationen als Trainer: Eintracht Braunschweig (2008 bis 2018), MSV Duisburg (Oktober 2018 bis November 2020), SV Darmstadt 98 (seit Juni 2021)
- Größte Erfolge als Trainer: Drittliga-Meister 2011, Bundesliga-Aufstieg 2013 und 2023
"Eine ehrliche Art, die einen packt"
Diese Nahbarkeit vermittelt der dreifache Familienvater auch der Darmstädter Elf seit seinem Amtsantritt im Sommer 2021. Das Training hält Lieberknecht oft öffentlich ab.
In Teamkreisen punktet der Cheftrainer mit großen kleinen Gesten - wie im Oktober 2021. Beim 1:1 in Kiel ließ Lieberknecht Braydon Manu überraschend über 90 Minuten draußen. Direkt nach Abpfiff nahm der Coach den Stürmer als Erstes in den Arm.
Elton da Costa, der Darmstadt im Jahr 2014 in die 2. Liga schoss, reichte eine kurze Begegnung, um sich von Lieberknecht zu überzeugen. "Er hat eine ehrliche Art, die einen packt. Wenn diese Spieler diese Ehrlichkeit spüren, tun sie alles für dich", meint der Lilien-Held.
Kulttrainer schon in Braunschweig
Lieberknechts Hang zur totalen Identifikation hat ihn schon einmal zur Kultfigur werden lassen. Bei Eintracht Braunschweig verabschiedeten die Fans 2018 ihren Trainer trotz des nahenden Abstiegs aus der 2. Bundesliga mit einer riesigen Choreografie. "Treue lässt ihn unsterblich werden", stand auf einem Schriftzug, der Lieberknechts 15 Jahre als Spieler, Nachwuchskoordinator, Sachverwalter, A-Jugend- und Chefcoach würdigte.
Die Braunschweiger führte Lieberknecht binnen fünf Saisons von der 3. Liga in die Bundesliga. Jetzt scheint der Macher wieder einen Klub gefunden zu haben, der ihn in Ruhe machen lässt.
Im ersten Jahr unter Lieberknecht verpasste Darmstadt nur knapp den Aufstieg. In der laufenden Spielzeit stehen die Lilien seit dem zwölften Spieltag auf Platz eins. Von Juli bis zum 2:4 im DFB-Pokal bei Eintracht Frankfurt im Februar blieben die Südhessen in 21 Pflichtpartien ungeschlagen.
Im nervenaufreibenden Aufstiegs-Schlussspurt und nach den Niederlagen gegen St. Pauli und Hannover tat Lieberknecht der jüngste Ausflug in die Stadt besonders gut. Ein Rentner inspirierte ihn laut eigener Aussage in seiner Ansprache an das Team vor dem Spiel gegen Magdeburg:
- Gegründet: 22. Mai 1898
- Spitzname: Lilien
- Mitglieder: 11.700 (Stand 6. Mai 2023)
- Heimstätte: Stadion am Böllenfalltor (17.400 Plätze)
- Bundesliga-Aufstiege: 4 (1977/78, 1980/81, 2014/15, 2022/23)
- Beste Bundesliga-Platzierung: 14. in der Saison 2015/16 (38:53 Tore, 38 Punkte)
- Besonderes: 2013 stieg der Klub sportlich in die viertklassige Regionalliga ab. Nach dem Lizenzentzug der Offenbacher Kickers schaffte Darmstadt den Durchmarsch von der 3. Liga in die Bundesliga. Ab 2017 durchgehend Zweitligist.
Bundesliga - 30. Spieltag
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