Endspiel um Olympia: Gegen Österreich ist Verlieren verboten

    Handball: Endspiel um Olympia:Gegen Österreich ist Verlieren verboten

    von Erik Eggers
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    Nach der 30:33-Niederlage gegen Kroatien dürfen die deutschen Handballer im letzten Spiel der Olympiaqualifikation nicht verlieren. Der Gegner heißt Österreich.

    Deutschlands Torwart Andreas Wolff in Aktion.
    Die deutschen Handballer müssen mehr denn je um die Olympia-Teilnahme bangen. Im zweiten Spiel des Qualifikationsturniers gab es in Hannover eine 30:33-Niederlage gegen Kroatien.16.03.2024 | 8:26 min
    Fast eine Minute lang stierte der Blick des Bundestrainers ins Leere. Alfred Gislason saß nach der 30:33 (10:16)-Niederlage der deutschen Handballer gegen Kroatien, die klarer ausfiel, als das Resultat aussagte, auf der Auswechselbank und war sichtlich bedient. Ein ernüchternder Auftritt lag hinter der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB). "Wir fangen erst in der zweiten Halbzeit an zu kämpfen", haderte auch Renars Uscins (Hannover), mit acht Treffern bester deutscher Schütze, nach der Partie.

    Gegen Österreich kommt's auf die Nerven an

    Jedenfalls droht den deutschen Profis am letzten Spieltag des Turniers in Hannover, in dem zwei Tickets für die Olympischen Spiele 2024 in Paris vergeben werden, nun eine Nervenschlacht. Während die Kroaten (4:0 Punkte) bereits qualifiziert sind, kämpft Gislason mit seinem Team am Sonntag (14 Uhr, live in der ARD) gegen Österreich um das zweite Ticket. Beide Teams weisen, da Österreich im Anschluss Algerien 41:26 schlug, 2:2-Punkte bei gleicher Tordifferenz (+9) auf. Da die DHB-Auswahl aber ein Tor mehr erzielt hat, reicht ihr ein Remis für Paris.

    Deutsche unterliegen Kroaten
    :Handballer müssen um Olympia-Quali zittern

    Rückschlag für das DHB-Team im Kampf um die Olympia-Qualifikation. Gegen Kroatien läuft die Mannschaft von Beginn an hinterher und verliert mit 30:33.
    Julian Köster (Deutschland) im Wurf.
    mit Video
    Und für Gislason geht es zudem um seinen Job. Sollte die Mannschaft das olympische Turnier das erste Mal seit 2012 verpassen, wäre der 64-jährige Isländer seinen Job los - dies regelt ein Passus in seinem ansonsten bis 2027 datierten Vertrag. Und der mitgliederstärkste Verband der Welt müsste sich einen neuen Coach für das Aushängeschild des deutschen Handballs suchen.
    Deutschlands Bundestrainer Alfred Gislason sitzt vor Spielbeginn auf der Trainerbank.
    Deutschlands Bundestrainer Alfred Gislason ist bedient.
    Quelle: dpa

    Schlechteste Leistung des DHB-Teams seit langem

    In der ersten Halbzeit hatte das deutsche Team eine der schlechtesten Leistungen der letzten Jahre geboten. Die 6:0-Defensive um Mittelblock Johannes Golla und Julian Köster bekam den Gegner nie in den Griff, insbesondere Rückraum-Linkshänder Ivan Martinovic (Melsungen) nahm die Einladung mit gewaltigen Sprungwürfen gerne an.
    Und im deutschen Angriff herrschten bald Hektik und völlige Planlosigkeit. Nachdem Lukas Zerbe den ersten Siebenmeter an den Pfosten geworfen hatte, spielte jeder deutsche Angreifer so, als müsse er das Spiel in den nächsten Sekunden gewinnen. Das führte zu katastrophalen technischen Fehlern. Und wenn doch einmal ein deutscher Werfer frei vor dem Tor auftauchte, stand da ja noch Dominik Kuzmanovic, der kroatische Keeper.

    Von Beginn an klar im Rückstand

    So stand es schnell 0:4 (6. Minute) und 4:9 (15.). Teils agierten die deutschen Profis erschreckend naiv, etwa als sie einmal noch 30 Sekunden in Unterzahl spielten und Marian Michalczik (Hannover) einen Ball ins Aus warf. Als Nils Lichtlein (Füchse Berlin) beim Stand von 9:16 (30.) einen weiteren technischen Fehler produzierte, drohte sogar ein Debakel. "Ich war von der ersten Halbzeit sehr enttäuscht", sagte der Bundestrainer und flüchtete sich in Sarkasmus.

    Ich habe meinen Spielern zur Halbzeit gesagt, dass die sechs besten Kroaten bei uns in der Kabine sitzen.

    Bundestrainer Alfred Gislason

    Nach Wiederanpfiff wurde es zwar deutlich besser. Aber als das DHB-Team wieder in Schlagdistanz kam, leistete es sich erneut schwere Patzer. Beim Stand von 18:21 (41.) scheiterte der Göppinger Sebastian Heymann aus der Nahwurfzone am Keeper, und als die Kroaten beim 21:23 (44.) zu wackeln drohten, trat Jannik Kohlbacher (Löwen) in den Kreis. Alles Aktionen, die laut Gislason "alle sehr teuer waren".

    Große Hoffnungen ruhen auf Torwart Andreas Wolff

    Die deutsche Defensive muss gegen Österreich griffiger werden, der deutsche Angriff cleverer. Hoffnung für das Endspiel macht immerhin die gute Form von Keeper Andreas Wolff, auch der Halbrechte Uscins spielt stark. Auf der anderen Seite sind die beiden Leistungsträger im Rückraum, Knorr und Köster, derzeit sehr weit weg von ihrer Topform.
    Sollte Österreichs Torwart Constantin Möstl also eine ähnlich überragende Performance wie im Hauptrundenspiel bei der Handball-EM im Januar abliefern (damals hielt er 46 Prozent aller Würfe), könnte sich das Finale gegen den krassen Außenseiter zu einem Drama entwickeln. Mit ungewissem Ausgang für Gislason und den deutschen Handball.

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