Nach zwei Etappen der Weltumseglung liegt Team Malizia in der Fünf-Boote-Flotte auf Platz vier. Genesen von seiner Fußverletzung, ist Skipper Boris Herrmann zur Aufholjagd bereit.
Ein bisschen mehr als Platz vier nach den beiden Auftakt-Etappen der Mannschaftsweltumseglung "The Ocean Race" hatte sich Skipper Boris Herrmann vom Team Malizia schon erhofft. Die zweite Etappe hatte er nach seiner Fußverbrühung auf Etappe eins nicht selbst bestreiten können. Wieder genesen bläst der Hamburger Skipper der "Malizia-Seaexplorer" jetzt zum Angriff (mehr dazu am Sonntag in der sportstudio reportage).
Dritte Etappe zählt doppelt
"Auf uns!", sagte Herrmann im Etappenhafen Kapstadt spontan auf die Frage, auf welches Team man für die anstehende Königsetappe wetten sollte. Am 26. Februar fällt vor Kapstadt der Startschuss zum historisch längsten und brutalsten Abschnitt bei dieser 14. Ocean-Race-Auflage seit 1973. Sie zählt doppelt und hat das Zeug, die bisherigen Ergebnisse auf den Kopf zu stellen.
Boris Herrmann will 2024 wieder bei der Vendée Globe antreten und gewinnen. Sein Boot für diesen Plan ist die "Malizia-Seaexplorer".
Etappe drei wird ihren Herausforderern mit Kälte, Stürmen und Eisgefahren auf der Marathonstrecke von Kapstadt über 12.750 Seemeilen ins brasilianische Itajaí alles abverlangen.
Seiner Rennjacht "Malizia-Seaexplorer" gibt Boris Herrmann vor dem Gipfelsturm zur See und nach rund einem Fünftel der Weltumrundung die Schulnote Eins bis Zwei:
Herrmanns Rennjacht in der Generalinspektion
In anderen Worten: Der nun anstehende, traditionell windreichste Abschnitt des Rennens um die Welt kommt dem Boot unter deutscher Flagge entgegen.
Die zweite gute Botschaft von Boris Herrmann: "Das Boot wird hundertprozentig fit in die nächste Etappe gehen." Im Zeitraffer-Tempo arbeitet die Landmannschaft die Job-Listen ab.
Der erfolgreiche Solo-Segler Boris Herrmann startet zur Weltumsegelung "Ocean Race" jetzt als Skipper in einem fünfköpfigen Team.
Boot wird zerlegt und durchgecheckt
"Wenn man es etwas überspitzt, darf man sich die aktuellen Arbeiten in Kapstadt wie einen viermonatigen Refit vorstellen, der in vier Tagen durchgezogen wird", sagt Herrmann. Und weiter:
Darüber hinaus werden die Foils - die Tragflächen - repariert. Sie weisen aber nur oberflächliche Schäden auf und werden verstärkt.
Sein Comeback als Skipper nimmt Boris Herrmann angriffslustig ins Visier, die bisherige Dominanz des Schweizer Teams Holcim-PRB will sein Team Malizia brechen:
Team Holcim-PRB sieht sich auf Siegkurs
Im Team Holcim-PRB wiederum werden Skipper Kevin Escoffier und die Crew mit Susann Beucke versuchen, die Bugspitze ihrer grün-blauen Rennjacht erneut vor Team Malizia ins Ziel zu bugsieren. Die Olympia-Zweite von Japan hatte auf Abschnitt zwei mit dem Etappensieg ihre goldene Ocean-Race-Premiere erlebt.
Für die 31-Jährige aus Strande bei Kiel ist schon klar, wer bei der 14. Auflage des Ocean Race siegen soll: "Ich bin der festen Überzeugung, dass Team Holcim-PRB das Ocean Race gewinnen kann. Aus einem einfachen Grund: Weil wir gut sind. Weil wir das Boot dazu haben. Weil wir das Team dazu haben. Und weil wir die Motivation dafür haben."
"Porsche" gegen "Geländewagen"
Die zweimalige Skiff-Europameisterin, die erst vor einem Jahr ins Hochseefach wechselte, hat einen Senkrechtstart im Ocean Race hingelegt. Ihr Skipper Kevin Escoffier attestiert der wagemutigen Seesegel-Auszubildenden eine "hohe Lernbereitschaft".
Die wiederum beschreibt ihren Boss an Bord als "sehr erfahrenen Super-Leader", dem sie "superdoll" vertraut.
Auf dieser Basis erinnert Beucke vor dem Gipfelsturm auf Etappe drei gerne an den Teamsong ihrer Mannschaft: "Das ist 'Unstoppable' von Sia. Wer genau auf den Text achtet: 'I am a Porsche with no breaks'. Ich bin ein Porsche ohne Bremsen. Das ist Team Holcim-PRB."
Machtprobe im Southern Ocean
Ob sich der "Porsche" oder Boris Herrmanns robuster und in stärkeren Wind sehr schneller "Geländewagen" oder ein anderes Team beim anstehenden Southern-Ocean-Härtetest durchsetzen werden, muss die von vielen als "Monster-Etappe" bezeichnete Vier-bis-Fünf-Wochen-Tortur im Südmeer zeigen.