Ocean Race: Boris Herrmann mutig in die "Monster-Etappe"

    Weltumseglung Ocean Race:Boris Herrmann mutig in die "Monster-Etappe"

    von Tatjana Pokorny
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    Nach zwei Etappen der Weltumseglung liegt Team Malizia in der Fünf-Boote-Flotte auf Platz vier. Genesen von seiner Fußverletzung, ist Skipper Boris Herrmann zur Aufholjagd bereit.

    Boris Herrmann
    Gibt sein Comeback auf der "Malizia-Seaexplorer": Skipper Boris Herrmann.
    Quelle: Antoine Auriol/Team Malizia/The Ocean Race

    Ein bisschen mehr als Platz vier nach den beiden Auftakt-Etappen der Mannschaftsweltumseglung "The Ocean Race" hatte sich Skipper Boris Herrmann vom Team Malizia schon erhofft. Die zweite Etappe hatte er nach seiner Fußverbrühung auf Etappe eins nicht selbst bestreiten können. Wieder genesen bläst der Hamburger Skipper der "Malizia-Seaexplorer" jetzt zum Angriff (mehr dazu am Sonntag in der sportstudio reportage).

    Dritte Etappe zählt doppelt

    "Auf uns!", sagte Herrmann im Etappenhafen Kapstadt spontan auf die Frage, auf welches Team man für die anstehende Königsetappe wetten sollte. Am 26. Februar fällt vor Kapstadt der Startschuss zum historisch längsten und brutalsten Abschnitt bei dieser 14. Ocean-Race-Auflage seit 1973. Sie zählt doppelt und hat das Zeug, die bisherigen Ergebnisse auf den Kopf zu stellen.
    Etappe drei wird ihren Herausforderern mit Kälte, Stürmen und Eisgefahren auf der Marathonstrecke von Kapstadt über 12.750 Seemeilen ins brasilianische Itajaí alles abverlangen.
    Seiner Rennjacht "Malizia-Seaexplorer" gibt Boris Herrmann vor dem Gipfelsturm zur See und nach rund einem Fünftel der Weltumrundung die Schulnote Eins bis Zwei:

    Die Leistung des Bootes ist gut. Und sehr gut vor dem Wind bei Welle und mehr als 20 Knoten Wind.

    Boris Herrmann

    Herrmanns Rennjacht in der Generalinspektion

    In anderen Worten: Der nun anstehende, traditionell windreichste Abschnitt des Rennens um die Welt kommt dem Boot unter deutscher Flagge entgegen.
    Die zweite gute Botschaft von Boris Herrmann: "Das Boot wird hundertprozentig fit in die nächste Etappe gehen." Im Zeitraffer-Tempo arbeitet die Landmannschaft die Job-Listen ab.

    Boot wird zerlegt und durchgecheckt

    "Wenn man es etwas überspitzt, darf man sich die aktuellen Arbeiten in Kapstadt wie einen viermonatigen Refit vorstellen, der in vier Tagen durchgezogen wird", sagt Herrmann. Und weiter:

    Alles wird einmal zerlegt. Mast raus, Ruder raus, Foils raus und Service. Alles wird auseinandergebaut: Elektromotoren, Teile, Blöcke.

    Boris Herrmann

    Darüber hinaus werden die Foils - die Tragflächen - repariert. Sie weisen aber nur oberflächliche Schäden auf und werden verstärkt.
    Boris Herrmanns Rennyacht hängt nach der zweiten Etappe 2 im Etappenhafen Kapstadt im Kran. Der Mast und ein Foil sind schon raus.
    Boris Herrmanns Rennyacht hängt nach der zweiten Etappe 2 im Etappenhafen Kapstadt im Kran. Der Mast und ein Foil sind schon raus.
    Quelle: Sailing Energy/The Ocean Race

    Sein Comeback als Skipper nimmt Boris Herrmann angriffslustig ins Visier, die bisherige Dominanz des Schweizer Teams Holcim-PRB will sein Team Malizia brechen:

    Wir können Team Holcim-PRB auf der Südetappe schlagen

    Boris Herrmann

    Team Holcim-PRB sieht sich auf Siegkurs

    Im Team Holcim-PRB wiederum werden Skipper Kevin Escoffier und die Crew mit Susann Beucke versuchen, die Bugspitze ihrer grün-blauen Rennjacht erneut vor Team Malizia ins Ziel zu bugsieren. Die Olympia-Zweite von Japan hatte auf Abschnitt zwei mit dem Etappensieg ihre goldene Ocean-Race-Premiere erlebt.

    Etappe drei wird so verdammt hart werden.

    Susann Beucke, Team Holcim-PRB

    Für die 31-Jährige aus Strande bei Kiel ist schon klar, wer bei der 14. Auflage des Ocean Race siegen soll: "Ich bin der festen Überzeugung, dass Team Holcim-PRB das Ocean Race gewinnen kann. Aus einem einfachen Grund: Weil wir gut sind. Weil wir das Boot dazu haben. Weil wir das Team dazu haben. Und weil wir die Motivation dafür haben."
    "Porsche" gegen "Geländewagen"
    Die zweimalige Skiff-Europameisterin, die erst vor einem Jahr ins Hochseefach wechselte, hat einen Senkrechtstart im Ocean Race hingelegt. Ihr Skipper Kevin Escoffier attestiert der wagemutigen Seesegel-Auszubildenden eine "hohe Lernbereitschaft".
    Die wiederum beschreibt ihren Boss an Bord als "sehr erfahrenen Super-Leader", dem sie "superdoll" vertraut.
    Susann Beucke
    Hochsee-Neuling gut im Rennen: Susann Beucke liegt mit ihrem Team Holcim-PRB in Führung.
    Quelle: Georgia Schofield/polaRYSE/Holcim – PRB

    Auf dieser Basis erinnert Beucke vor dem Gipfelsturm auf Etappe drei gerne an den Teamsong ihrer Mannschaft: "Das ist 'Unstoppable' von Sia. Wer genau auf den Text achtet: 'I am a Porsche with no breaks'. Ich bin ein Porsche ohne Bremsen. Das ist Team Holcim-PRB."
    Machtprobe im Southern Ocean
    Ob sich der "Porsche" oder Boris Herrmanns robuster und in stärkeren Wind sehr schneller "Geländewagen" oder ein anderes Team beim anstehenden Southern-Ocean-Härtetest durchsetzen werden, muss die von vielen als "Monster-Etappe" bezeichnete Vier-bis-Fünf-Wochen-Tortur im Südmeer zeigen.
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