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Kommentar
Völler neuer Direktor:Rudi - der Rettungsschirm des DFB
19.01.2023 | 21:33
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Rudi Völler soll die Nationalmannschaft wieder auf Kurs bringen. Ob er der Richtige ist und einen Stimmungsumschwung einleiten kann, kommentiert ZDF-Sportreporter Boris Büchler.
Boris Büchler kommentiert: Rudi Völler eine Soforthilfe.
Quelle: ZDF/dpa
Bei der Metapher vom sogenannten zwölften Mann ist eine Fan-Unterstützung gemeint, die ein Team nach vorne peitschen kann. Nun ist Rudolf Völler, genannt Rudi, keiner, der in der Kurve steht und die DFB-Auswahl nach vorne brüllt.
Dennoch ist er ab sofort in der Rolle als Vor-Sänger eingeplant, der das in den Blues abgedriftete Flick-Team mit Lobeshymnen verteidigt, der - wenn es nötig sein wird - auch das Hohelied auf den Bundestrainer anstimmen wird und der dafür sorgen soll, dass die Klagelieder der frustrierten Fans verstummen.
Somit ist Rudi Riese, wie er einst vom Boulevard getauft wurde, eine Art zwölfter Mann, der zwar nicht mitspielt, aber maßgeblich mitmischt, um das Flick-Team zu supporten und um die Melodie der Fan-Herzen wieder zu erwärmen. Damit auf dem Weg zur EM 2024 möglichst weniger Töne in Moll zu hören sein werden als in den letzten Jahren.
Völler als Gegenentwurf zu Bierhoff
Der zumindest bei der Ü-50-Generation allseits beliebte und volksnahe "Rudi Nationale" bringt Eigenschaften mit, die der Teamführung zuletzt fehlten. Er ist impulsiv, ein Bauchmensch, für den Direktheit und Emotionalität Grundprinzipien sind. Rudi, der Gegenentwurf zu Bierhoff, soll es also richten. Skeptisch bin ich, ob er tatsächlich der Richtige ist, um sportpolitische Themen (wie die Debatte um die "One-Love-Binde") zu moderieren. Dies sollte Präsident Bernd Neuendorf abdecken.
Völler wird auch nicht coachen, sich nicht in Taktikfragen einmischen und keine Tore schießen. Es sei denn, Flick kommt in Anbetracht der Sturm-Flaute auf ganz verwegene Ideen. Völler wird vielmehr dem Bundestrainer Interviews und Pressekonferenzen abnehmen.
Medien-Profi Völler
Doch ob der Medien-Profi wirklich für eine bessere Außendarstellung sorgen kann, hängt maßgeblich vom Auftreten der Spieler ab. Sollten aber die März-Länderspiele direkt daneben gehen, wäre der Völler-Effekt schnell verpufft.
Völler ist kein Visionär, aber immerhin eine charmante Übergangslösung. Ein Feel-Good-Direktor, der bei weiteren Niederschlägen als Rettungsschirm fungieren soll, wenn Flick und sein Problem-Personal mal wieder abstürzen sollten.
Ein Rudi Völler wird nicht reichen
"Tante Käthe" kann demnach als Gute-Laune-Onkel viel Druck von Flick nehmen, ob er aber für eine Klima-Wende sorgen wird, ist fraglich. Denn die Berufung des 62-Jährigen ist nicht innovativ und zukunftsgewandt.
Um die strukturellen Probleme in der Trainerausbildung, Talentförderung und im Akademie-Management zu bewältigen und die nötigen Reformen im Verband anzuschieben, werden hungrige, moderne Manager-Profis benötigt.
Völler eine Soforthilfe
Die vielfältigen Aufgabengebiete, die Oliver Bierhoff bearbeitet hat, müssen künftig auf mehrere Schultern verteilt werden. Denn die Zukunft des DFB sollte keine One-Man-Show mehr sein. Und ein Rudi Völler wird sowieso nicht reichen, um die vielen Herausforderungen zu lösen.
Völler ist eine Soforthilfe, wenn der Flick'sche Rettungsschirm mal wieder klemmt. Was dem Verband jedoch weiterhin fehlt, ist ein langfristig angelegtes Rettungspaket mit neuem Personal und neuen Ideen für die DFB-Akademie. Die Zeit drängt.
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