Special Olympics-Ikone Claiborne: "Teilhabe größter Erfolg"

    Interview

    Special-Olympics-Ikone aus USA:Loretta Claiborne lebt den Traum ihrer Mutter

    von Magdalena Austermann
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    Loretta Claiborne ist der Star bei den Special Olympics World Games in Berlin. Im Interview verrät die 69-Jährige, warum sie auch für ihre Mutter auf dem Tennisplatz steht.

    Die 69 Jahre alte Special-Olympics-Teilnehmerin Loretta Claiborne
    Die 69 Jahre alte Special-Olympics-Teilnehmerin Loretta Claiborne
    Quelle: Magdalena Austermann

    Loretta Claiborne ist mit 69 Jahren die älteste Teilnehmerin bei den Special Olympics World Games in Berlin. Die US-Amerikanerin ist eine Ikone der Weltspiele, gewann zahlreiche Medaillen in verschiedenen Sportarten. Sie wurde mit dem Arthur Ashe Courage Award ausgezeichnet und von drei Universitäten mit der Ehrendoktorwürde geehrt. Bei den Weltspielen in Berlin nimmt die fast 70-Jährige erstmals im Tennis teil - aus einem ganz besonderen Grund.
    ZDFheute: Frau Claiborne, Sie haben bisher alle Ihre Tennis-Spiele bei den Special Olympics World Games in Berlin verloren. Sind Sie enttäuscht über den bisherigen Turnierverlauf?  
    Loretta Claiborne: Nein, ich bin trotzdem glücklich. Wenn man es hierhergeschafft hat, kann man gar nicht verlieren. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe, hier zu spielen, denn meine Mutter hatte das aufgrund ihrer schwarzen Hautfarbe nicht. Ihr Traum ist meine Realität.
    ZDFheute: Was möchten Sie bei den Weltspielen erreichen?
    Claiborne: Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist schön, Medaillen zu gewinnen. Was ich aber wirklich schaffen möchte, ist, dass sich die Gesellschaft für diese Spiele öffnet. Sie soll sehen, dass Menschen mit geistiger Beeinträchtigung etwas erreichen können.

    Ich hoffe, dass diese Spiele der Welt zeigen, dass jede und jeder eingebunden werden muss.

    Loretta Claiborne

    ZDFheute: Sie nehmen schon zum siebten Mal an den Special Olympics World Games teil. Wie sind Sie dazu gekommen?
    Claiborne: Ich habe das erste Mal in einer Behindertenwerkstatt von den Special Olympics gehört. Ein Betreuer machte mich darauf aufmerksam und gab mir einen Flyer mit nach Hause. Ich habe an den Spielen teilgenommen, aber war nicht wirklich begeistert. Meine Mutter animierte mich zum Weitermachen. Sie sagte: "Wenn du heute aufgibst, wirst du immer wieder bis zum Ende deines Lebens aufgeben."
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    ZDFheute: Was ist Ihre schönste Erinnerung an die vergangenen Weltspiele?
    Claiborne: Die schönsten Momente sind nicht auf dem Spielfeld entstanden. Für mich ist es am schönsten zu sehen, dass die Athletinnen und Athleten in der Gesellschaft teilhaben. 
    ZDFheute: Sie sind bei den Special Olympics schon in verschiedenen Sportarten angetreten. Warum spielen Sie in Berlin Tennis?
    Claiborne: Das kommt durch meine Mutter.

    Meine Mutter wollte immer Tennis spielen, aber durfte als schwarze Frau auf dem Tennisplatz höchstens die Bälle einsammeln. Ich möchte ihren Traum nun leben.

    ZDFheute: Wann haben Sie angefangen, Tennis zu spielen?
    Claiborne: Das war 2005, aber ich habe lange Zeit ganz allein in einem Park gespielt. Irgendwann habe ich eine Lehrerin getroffen, die mich und einige andere Anfänger unter ihre Fittiche genommen hat. Ihr bin ich sehr dankbar.
    ZDFheute: Was bedeutet Sport für Sie?
    Claiborne: Sport ist ein Geschenk für mich, eines der besten, die Gott mir gegeben hat. Vor allem die Special Olympics. Ich habe hier ein Spielfeld, auf dem ich spielen kann. Ich erinnere mich an meine Schulzeit, wo mich niemand dabeihaben wollte, weil ich "speziell" sei.
    ZDFheute: Bei den nächsten Special Olympics Winterspielen 2025 wären Sie 71 Jahre alt. Wollen Sie auch in Italien antreten?  
    Claiborne: Wenn ich die Möglichkeit dazu bekomme, auf jeden Fall. Dann möchte ich wieder eislaufen. Die Spiele in Berlin sind nicht das Ende für mich.

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