0:2 im Testspiel gegen Kolumbien: DFB-Elf am Tiefpunkt

    Nächste Testspiel-Niederlage:0:2 gegen Kolumbien: DFB-Elf am Tiefpunkt

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    Die Pleitenserie der DFB-Elf hält an, auch gegen Kolumbien setzt es eine Niederlage. Der Druck auf Bundestrainer Hansi Flick steigt damit.

    Leroy Sane (r.) kämpft um den Ball gegen Kolumbiens Luis Diaz.
    Die DFB-Elf eilt von Enttäuschung zu Enttäuschung. Beim 0:2 gegen Kolumbien stimmte wie schon gegen Polen so gut wie nichts.21.06.2023 | 2:50 min
    Nach dem dritten Testspiel-Flop taumelt EM-Gastgeber Deutschland mit einer verunsicherten Nationalelf und noch größeren Zweifeln an Hansi Flick in die Sommerpause. Auf das wilde 3:3 gegen die Ukraine und das ernüchternde 0:1 in Polen folgte zum Abschluss einer desaströsen WM-Saison ein hilfloses 0:2 (0:0) gegen ein klar besseres Team aus Kolumbien.

    Flick konsterniert

    Der herausragende Liverpool-Stürmer Luis Diaz per Kopfball (54. Minute) und Juan Cuadrado per Handelfmeter (82.) erzielten die Tore für die auch als Kollektiv überzeugenden Südamerikaner.
    Flick saß am Ende zunehmend konsterniert auf der Bank - und die 50.421 bedienten Zuschauer verließen die Schalker Arena enttäuscht und ratlos.

    Flick schließt Rücktritt aus

    Im September geht es mit zwei herausfordernden Heimspielen gegen WM-Schreck Japan und Vize-Weltmeister Frankreich weiter - mit Flick?
    Dieser schließt einen Rücktritt aus. "Meine Idee vom Fußball ist für diese Mannschaft die richtige", sagte Flick. Auf die Frage, ob er persönliche Konsequenzen ausschließe, antwortete er : "So eine Situation habe ich in der Form noch nicht erlebt. Ich kann mit den besten Spielern Deutschlands trainieren, mir macht die Arbeit Spaß. Wir versuchen, es im September besser zu machen."

    Völler nimmt Spieler in die Pflicht

    Direktor Völler nannte Flick bei RTL nach dem Spiel "die ärmste Sau, er versucht alles" - und ging auf die Spieler los. "Das Gesamtpaket der drei Spiele war zu wenig, das muss man einfach sagen. Wenn wir eine gute EM spielen wollen, müssen wir mehr brennen."

    Der ein oder andere ist an seine Grenzen gekommen, die werden wir im September nicht mehr sehen.

    Rudi Völler übers Nationalteam

    Fünf Veränderungen in der Startelf

    Flick hatte auch gegen Kolumbien seine Experimentierphase mit der Dreierkette und fünf Änderungen im Vergleich zum Polen-Spiel (0:1) fortgesetzt. Dieses Mal übernahm der Dortmunder Emre Can den Part in der Mitte, an seiner Seite verteidigten der Ex-Schalker Malick Thiaw und Antonio Rüdiger.
    Von defensiver Stabilität war aber wieder nichts zu sehen, vielmehr agierte das deutsche Team nach den Negativerlebnissen stark verunsichert und geradezu ängstlich gegen die quirligen Kolumbianer. "Wir wollten was ausprobieren, das ging aber in die Hose", sagte Flick nach dem Spiel bei RTL:

    Die Argumente sind nicht auf unserer Seite. Im September müssen wir eine andere Leistung zeigen, eine andere Bereitschaft. Die Kolumbianer haben den Körper reingestellt, das fehlt uns.

    Hansi Flick

    DFB-Elf schwerfällig in der Offensive

    Bloß nicht wieder in Rückstand geraten, lautete das Motto. Das wirkte sich auch auf das Offensivspiel aus, das langsam und schwerfällig wirkte. Es fehlte an Leidenschaft, an Tempo, an Ideen.
    Der EM-Gastgeber schaffte es kaum, Präsenz im gegnerischen Strafraum zu erzeugen. Entsprechend unzufrieden versuchte Flick, aus der Coaching-Zone Einfluss zu nehmen.

    Gündogan bleibt blass

    Dabei waren die Hoffnungen groß, dass mit Champions-League-Sieger Ilkay Gündogan neuer Schwung ins Spiel der DFB-Elf kommt. Doch auch der Star von Manchester City blieb im offensiven Mittelfeld blass.
    Gündogan führte in seinem 66. Länderspiel das Team sogar als Kapitän auf das Feld, weil Joshua Kimmich aus der Startelf rutschte. "Wir wissen, ich weiß genau was nicht gut war und besser werden muss. Das gilt es, gnadenlos anzusprechen", sagte Gündogan nach dem Abpfiff:

    Wenn man es über einen längeren Zeitraum nicht schafft, sein vermutetes Potenzial abzurufen, dann ist es normal, dass die Qualitätsfrage kommt, der muss man sich dann auch stellen.

    Ilkay Gündogan

    Am ehesten gingen noch von Jamal Musiala kreative Elemente aus, wenngleich der Bayern-Youngster dieses Mal zurückgezogen im defensiven Mittelfeld neben Leon Goretzka weniger Einfluss nehmen konnte. Die Kolumbianer hatten bereits im ersten Durchgang ein deutliches Chancenplus.

    Kolumbien startet stark

    Zwei Kopfbälle von Jerry Mina (14.) und dem Frankfurter Rafael Borré (23.) sorgten für erste Gefahr. Dann wurde es richtig brenzlig. Nach einem schlimmen Fehlpass von Rüdiger war Diaz frei durch, ehe Thiaw mit einer starken Grätsche gerade noch Schlimmeres verhinderte (28.).
    Und kurz darauf war es Marc-André ter Stegen, der einen strammen Schuss von Mina über die Latte kratzte (30.).

    Keine Besserung in Durchgang zwei

    Besser wurde es auch nicht im zweiten Durchgang. Wieder waren die Kolumbianer griffiger und aggressiver - und dieses Mal gab es auch die Quittung.
    Ein unnötiger Ballverlust von Can gegen Borré vorausgegangen, flankte Cuadrado auf Diaz, der völlig freistehend einköpfen konnte. Und nur vier Minuten später hätte Jhon Arias schon für die Vorentscheidung sorgen können, woraufhin das Schalker Publikum endgültig die Geduld verlor.

    Es ist dramatisch. Es ist schwer zu erklären, warum wir es nicht auf den Platz bekommen.

    Leon Goretzka

    Cuadrado macht den Deckel für Kolumbien drauf

    Flick stellte von Dreier- auf Viererkette um, brachte in Niclas Füllkrug einen weiteren Stürmer und ging mehr ins Risiko. Das brachte immerhin mal einige Offensivaktionen über die Flügel, wenngleich die klaren Torchancen ausblieben.
    In der Schlussphase kam Kimmich für Gündogan. Bezeichnenderweise sorgte ein Handspiel des Bayern-Stars nach Flanke von Deiver Machado für den endgültigen K.o., Cuadrado ließ ter Stegen vom Punkt keine Chance.

    Zwei Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" sind bei dem Länderspiel auf den Platz gestürmt.

    Die beiden liefen Mitte der ersten Hälfte zielstrebig auf das Tor von Marc-André ter Stegen zu. Sie trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Stoppt den fossilen Wahnsinn!" und schienen sich am Tor festmachen zu wollen.

    Ordner hielten sie aber davon ab - auch ter Stegen griff mit ein. Nach ganz kurzer Unterbrechung wurde die Partie fortgesetzt.

    Quelle: dpa, SID, ZDF

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