Olympiasiegerin Höfl-Riesch: Skisport braucht Veränderungen

    Interview

    Klimawandel und Energiekrise:Höfl-Riesch: Skisport braucht Veränderungen

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    Wie geht es mit dem Skisport weiter? Ex-Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch übt im ZDF-Interview Kritik, sieht aber für die Zukunft nicht ganz schwarz.

    Maria Höfl-Riesch
    Dreimalige Olympiasiegerin: Maria Höfl-Riesch
    Quelle: imago

    In Levi (19./20. November) starten nach vielen Absagen endlich auch die Frauen in den Ski-Weltcup, der es derzeit wegen Klimawandel und Energiekrise besonders schwer hat. Die dreimalige Olympiasiegerin Höfl-Riesch findet: Es wird zu einseitig diskutiert, denn nicht nur der Skisport steht in der Verantwortung.
    ZDFheute: Während zuletzt Skirennen in Österreich und der Schweiz wegen Schneemangels abgesagt werden mussten, herrschen im tief verschneiten Levi ideale Verhältnisse. Wäre es nicht besser, grundsätzlich in Skandinavien in den Weltcup zu starten statt in Mitteleuropa wie bisher?

    Olympische Winterspiele:
    2010 in Vancouver Gold in der Kombination, Gold im Slalom
    2014 in Sotschi Gold in der Kombination, Silber im Super-G
    Alpine Ski-Weltmeisterschaften:
    2009 in Val d’Isere Gold im Slalom
    2011 in Garmisch-Partenkirchen Bronze in Abfahrt und Super-G
    2013 in Schladming Gold in der Kombination, Bronze in der Abfahrt und mit dem Team
    Weltcup:
    Sieg im Gesamtweltcup 2010/2011
    27 Weltcup-Siege

    Maria Höfl-Riesch: Ich kann mich erinnern, dass es da auch schon mal im Vorfeld der Rennen zu wenig Schnee gab. Aber da oben kann es einfach von einem Tag auf den anderen so kalt werden, dass die Veranstalter immer eine gute Pistenpräparierung hinbekommen. Sicher sind die Chancen in Skandinavien höher, dass man optimale Bedingungen um diese Jahreszeit vorfindet.
    ZDFheute: Wie sehen Sie die Zukunft des Skisports?
    Höfl-Riesch: Die ganze Diskussion, die Entwicklung mit der Klimaerwärmung ist natürlich nicht positiv fürs Skifahren. Aber so schwarz wie einige sehe ich sie nicht. Dass es eine gewisse Problematik gibt, ist jedoch nicht wegzudiskutieren. Jetzt spielen Nachhaltigkeit, Umwelt und die Energiekrise eine größere Rolle als noch vor ein paar Jahren.

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    ZDFheute: Sehen Sie Lösungen?
    Höfl-Riesch: Skigebiete reagieren darauf doch schon. Ich habe gehört, dass teilweise die Betriebszeiten der Bergbahnen verkürzt werden und sie langsamer fahren. Es wird auch das Nachtskifahren eingeschränkt. Aber ich finde auch, die Diskussion konzentriert sich gerade zu sehr auf Skifahren. Natürlich steht der Skisport in der Verantwortung, aber nicht nur der.
    ZDFheute: Liegt das nicht vor allem daran, dass der Internationale Skiverband FIS mit seinem Präsidenten Johan Eliasch für Unmut sorgt, weil er Ideen hat, die zwar visionär sind, aber eben nicht zeitgemäß - wie Rennen in Skihallen in Dubai oder Abfahrten Ende Oktober?
    Höfl-Riesch: Stimmt, das ist nicht das, was gerade ankommt bei den Leuten. Eliasch verfolgt wahrscheinlich andere Ziele.

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    ZDFheute: Es geht ihm um Gewinnmaximierung.
    Höfl-Riesch: Ich will das auf der einen Seite nicht gutheißen, aber auf der anderen Seite diese Ideen auch nicht als Katastrophe bezeichnen. Denn dass der Skisport attraktiver werden muss, dass es Veränderungen geben muss, da sind wir uns einig. Darüber diskutieren wir ja schon viele Jahre. Und wenn es so einfach wäre, wäre doch schon längst etwas passiert. Eliasch ist aber jedenfalls mal jemand, der das in die Hand nehmen will, auch wenn nicht alles richtig ist.
    ZDFheute: Er will sich mehr an der Formel 1 orientieren, vor allem bei der Vermarktung. Aber er hat auch die Idee, dass Skirennläufer und Skirennläuferinnen nicht mehr für ihr Land, sondern für Teams von Sportartikelherstellern starten.
    Höfl-Riesch: Solche Ansätze gab es schon zu meiner aktiven Zeit. Mein Mann Marcus, der aus dem Fußball kommt, hat damals schon gesagt, er könne sich vorstellen, dass sich über kurz oder lang die starken Skimarken oder Sponsoren formieren und eigene Teams bilden werden.
    ZDFheute: Ist das überhaupt vorstellbar?
    Höfl-Riesch: So etwas kann man natürlich kontrovers diskutieren. Aber ich weiß nicht, ob das funktionieren würde, denn es muss natürlich auch eine Basis für den Nachwuchs geben.
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    ZDFheute: Aktuell wird vor allem der Weltcupkalender kritisiert. Es sind in dieser Saison noch mehr Rennen und noch mehr Reisen geplant. Ist das nicht ein falsches Signal?
    Höfl-Riesch: Auf jeden Fall. Vor allem für die Allrounder ist der Kalender eine Zumutung. Man muss versuchen, das logistisch etwas besser zu gestalten. So wie es jetzt ist, macht es jedenfalls keinen Sinn.
    Das Gespräch führte Elisabeth Schlammerl.

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