Wirecard-Skandal: Aufsicht sanktioniert Wirtschaftsprüfer EY

    Sanktion nach Wirecard-Skandal:Aufsicht schränkt Geschäfte von EY ein

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    Die Abschlussprüferaufsicht sankioniert EY. Das Unternehmen soll als Wirtschaftsprüfer von Wirecard seine Pflichten verletzt haben - und muss nun eine Strafe zahlen.

    Das Logo der Beratungsfirma Ernst&Young. Symbolbild
    EY hatte die mutmaßlich gefälschten Bilanzen des früheren DAX-Konzerns Wirecard über Jahre testiert.
    Quelle: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild

    Die Abschlussprüfungsaufsicht (Apas) hat harte Sanktionen gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY wegen ihrer Rolle im Wirecard-Skandal verhängt. EY muss 500.000 Euro Strafe zahlen und darf zwei Jahre lang keine gesetzlichen Abschlussprüfungen bei "Unternehmen von öffentlichem Interesse" abnehmen, wie die Apas am Montag mitteilte. Die Wirtschaftsprüfer hätten bei der Prüfung der Wirecard-Abschlüsse in den Jahren 2016 bis 2018 ihre Berufspflichten verletzt.
    Zudem wurden fünf Wirtschaftsprüfer laut Apas mit Geldbußen von 23.000 Euro bis 300.000 Euro sanktioniert. Zur Höhe der Geldbußen insgesamt machte ein Sprecher des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, zu dem die Apas gehört, keine Angaben.

    Eine Recherche der Financial Times deckte Anfang Februar 2019 auf, dass Wirecard-Mitarbeiter in Singapur Kunden und Umsätze erfunden hätten, um eine Geschäftslizenz in Hongkong zu erhalten und die Ertragsziele von Wirecard zu erreichen. Im Oktober erneuerten Berichte der Financial Times den Vorwurf der Manipulation bei Wirecard. Interne Unterlagen würden nahelegen, dass Wirecard zu hohe Umsätze und Gewinne bei Tochtergesellschaften angegeben habe.

    Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG wurde von Wirecard mit einer Sonderprüfung beauftragt. Das Ergebnis der KPMG-Untersuchung wurde Ende April 2020 veröffentlicht. Danach konnten nicht alle Daten vollständig ausgewertet und somit die Vorwürfe nicht völlig ausgeräumt werden. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erstattete Anfang Juni 2020 wegen Verdacht auf Marktmanipulation Anzeige, dieses Mal gegen den Vorstandsvorsitzenden Braun und drei weitere Vorstandsmitglieder; die Staatsanwaltschaft ließ die Geschäftsräume von Wirecard durchsuchen. Die Wirtschaftsprüfung EY hatte die mutmaßlich gefälschten Bilanzen des früheren Dax-Konzerns über Jahre testiert.

    Wirecard: Vorwurf der Scheingeschäfte in Milliardenhöhe

    Die Wirecard-Insolvenz 2020 ist einer der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik. Die Chefetage des Münchener Unternehmens soll über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben. In München läuft deshalb ein Strafprozess gegen den früheren Unternehmenschef Markus Braun.
     
    EY war über ein Jahrzehnt lang Wirtschaftsprüfer von Wirecard und zeichnete die Abschlüsse auch noch ab, als sich bereits Medienberichte über Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung häuften.

    EY über Wirecard: Haben wichtige Lehren gezogen

    EY erklärte am Montag auf Anfrage, von der Apas über den Abschluss der Untersuchung informiert worden zu sein, kenne aber die Details der Entscheidungen noch nicht. "Wir werden diese sorgfältig prüfen, sobald sie finalisiert und uns zugestellt wurden." Mit Blick auf den Wirecard-Skandal zeigte sich das Unternehmen geläutert:

    Wir bedauern, dass der kollusive Betrug bei Wirecard nicht früher aufgedeckt wurde, und wir haben wichtige Lehren aus dem Fall gezogen.

    EY, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

    Kollusiv bedeutet das unerlaubte Zusammenwirken mehrerer Beteiligter. EY Deutschland sei heute "ein anderes Unternehmen". Seit 2020 seien "umfassende Maßnahmen" ergriffen worden, "um die Prüfungsqualität und das Risikomanagement zu stärken".
    Quelle: AFP, dpa

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