Wie Unternehmen um Azubis der Gen Z kämpfen

    Arbeitswelt wirbt um Jugend:Wie Unternehmen um Azubis der Gen Z kämpfen

    von Anna Bayer
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    Arbeitgeber fragen sich, wie sie die Generation Z mit ihren klaren Ansprüchen und Wünschen am besten erreichen können. Was Experten und junge Menschen dazu sagen.

    Mechatronik-Azubi Marvin Walker (l.) zeigt an einer Versuchswand Aufgaben aus seiner Ausbildung.
    Immer schwieriger zu finden: Auszubildende. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Sina Scheffler spielt Tischfußball, an diesem Vormittag schon zum vierten Mal. Die Chefin einer Gerüstbaufirma steht mit drei Jugendlichen am Kickertisch. Als das Spiel vorbei ist, versucht sie, die Jungen und Mädchen zu dem Stand zu bewegen, der über ihr Unternehmen informiert - und die Möglichkeit, dort eine Ausbildung zu machen.
    Scheffler hofft, an diesem Tag auf der Ausbildungsmesse "Karriere-Kick" in Potsdam einen Azubi zu finden, denn mit herkömmlichen Methoden ist sie bisher gescheitert: Schon lange meldet sich niemand mehr auf ihre Anzeigen in Jobportalen.

    Ich denke, wir Unternehmen müssen jetzt einfach aktiv auf die jungen Leute zugehen und Werbung machen.

    Sina Scheffler, Chefin einer Gerüstbaufirma

    Corona-Krise hat viele junge Menschen verunsichert

    Oftmals fehle es jungen Menschen an Informationen, welche Berufsmöglichkeiten es gebe, sagt Scheffler. Das sieht auch Bernd Fitzenberger so. Er ist Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Während der Corona-Krise seien viele Schülerinnen und Schüler verunsichert worden, da Kontaktmöglichkeiten wie Praktika eingeschränkt waren. Viele hätten so keine Möglichkeit gehabt, einen Berufswunsch zu formulieren.
    Ablesen lässt sich das auch an den offiziellen Zahlen. Im Berufsbildungsbericht für das Jahr 2022 schreibt das Bundesbildungsministerium: "Der Ausbildungsmarkt musste im Jahr 2020 im Zuge der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen erhebliche Einbußen verkraften. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ging um 57.553 (minus 11 Prozent) auf 467.485 zurück. Auch 2021 hat sich die Lage am Ausbildungsmarkt nur leicht entspannt. Das Niveau von vor der Pandemie wurde bei Weitem nicht erreicht."
    Lehrerinnen und Lehrer müssten jetzt besser sensibilisiert werden und die Betriebe in die Schulen kommen, empfiehlt Bernd Fitzenberger. Betreuerinnen und Betreuer sollten zudem die Jugendlichen motivieren, etwas auszuprobieren.

    Es gibt viele Jugendliche, die denken, dass es keine Chance für sie gibt.

    Bernd Fitzenberger, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

    Chancen auf Ausbildungsplatz sehr gut

    Die aktuelle Weltlage und die Wirtschaftskrise entmutige viele junge Menschen. Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern sowie Berufsberatern und Berufsberaterinnen sei es, dies einzuordnen und eine realistische Einschätzung zu geben, denn die Chancen auf einen Ausbildungsplatz stünden sehr gut.
    "Die junge Generation der Auszubildende hat ein großes Sicherheitsbedürfnis", sagt Gregor Wendler, Referent für Ausbildungsmarketing an der IHK Berlin. Viele blieben lieber weiter an der Schule, um Abitur zu machen, als sich in einem Beruf auszuprobieren. Wichtig sei es, die Generation Z durch Praxis zu mobilisieren - aber dafür müsse man sie erst mal erreichen.
    Es gebe zwar eine regelrechte Informationsflut, die aber nicht auf die Generation Z zugeschnitten sei. Angehörige der Generation Z bevorzugen emotionale Inhalte mit kurzen Videos und Erfahrungsberichten.

    Arbeitgeber sollten außerdem auf der Homepage die Werte des Unternehmens nach außen tragen. Nachhaltigkeit, Diversity und Teamwork sind bedeutsam für die Generation Z.

    Gregor Wendler, IHK Berlin

    Wie können Unternehmen die Gen Z ansprechen?

    Generell müsse es bei der Kommunikation mit der Generation Z eine andere Ansprache geben, als an vorhergegangenen Generationen. "Die Generation der Boomer war froh, überhaupt einen Job zu haben", sagt Wendler. Die junge Generation wolle etwas mitgestalten und sich mit dem Arbeitgeber identifizieren. Auch die Anforderungen an die Kommunikation hätten sich gewandelt. Mitglieder der Generation Z wollten auf Augenhöhe einbezogen werden.
    Das bestätigen auch Leandra Krafft und Sarah Haseloff, die am Stand von Sina Scheffler stehen und sich über die Ausbildungsmöglichkeiten informieren. Beide sind 14 Jahre alt und beiden ist es wichtig, dass ihnen mit Respekt begegnet wird. "Ich möchte, dass mein zukünftiger Chef mich darum bittet, etwas zu tun, und es nicht anordnet", sagt Leandra Krafft.
    Da trifft es sich gut, dass sich die Sprache auf der Baustelle wandelt, wie Sina Scheffler berichtet. "Die Jüngeren haben eine andere Vorstellung von Kommunikation und wie man zu gehorchen hat", erzählt sie. Der einst raue Ton werde durch die jungen Leute milder.

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