Tarifkonflikt: EVG entscheidet über Bahn-Angebot

    Einigung oder Warnstreik?:Bahn erwartet EVG-Entscheidung im Tarifstreit

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    Verhandlungen, Warnstreiks, Angebote: Seit drei Monaten zieht sich der Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn. Ein Bahn-Angebot liegt auf dem Tisch, heute steht eine Entscheidung an.

    Ein ICE der Deutschen Bahn fährt über die Gleise am Hauptbahnhof in Frankfurt.
    Die EVG hatte am Donnerstag bereits kurz nach Erhalt des Angebots mitgeteilt, dass sie in der Woche nach Pfingsten weiterverhandeln will.
    Quelle: dpa

    Die Deutsche Bahn erwartet am Dienstag eine Antwort der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG auf das verbesserte Tarifangebot. Nach den Verhandlungen in Fulda hatte die Deutsche Bahn der Gewerkschaft bis einschließlich Dienstagabend Zeit für die Rückmeldung gegeben.
    Es wird erwartet, dass die Delegationen beider Seiten in den nächsten Tagen zu neuen Gesprächen zusammenkommen werden. Die EVG hatte vergangenen Donnerstag bereits kurz nach Erhalt des Angebots mitgeteilt, dass sie zügig weiterverhandeln will.

    Was im aktuellen Bahn-Angebot steht

    Das neue DB-Angebot für gut 180.000 Beschäftigte sieht zwölf Prozent mehr Geld für die unteren, zehn Prozent mehr für die mittleren und acht Prozent mehr für die oberen Einkommensgruppen vor.
    Die Erhöhungen sollen in zwei Stufen erfolgen, die erste im Dezember 2023. Außerdem bietet die DB die Zahlung von 2.850 Euro Inflationsausgleichsprämie an - 1.450 Euro voraussichtlich im Juli, weitere 1.400 Euro im November. Die Laufzeit liegt im Angebot bei 24 Monaten.
    ZDF-Korrespondent Markus Wolsiffer im Gespräch mit Moderatorin Sara Bildau.
    Die Deutsche Bahn hat der Eisenbahngewerkschaft (EVG) im Tarifstreit ein neues Angebot vorgelegt. Markus Wolsiffer berichtet von der vierten Verhandlungsrunde in Fulda. 25.05.2023 | 1:02 min
    ZDF-Reporter Markus Wolsiffer über das neue Angebot der Deutschen Bahn:

    Angebot noch weit von Forderung entfernt

    Mit dem Angebot ist die Bahn der Gewerkschaft einen Schritt entgegengekommen, gemessen an der bisherigen Verhandlungsposition dürfte die damit aber noch nicht zufrieden sein. Grundsätzlich fordert die EVG mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder 12 Prozent mehr bei den oberen Einkommensgruppen.
    Die Laufzeit des Tarifvertrags soll nach Gewerkschaftsvorstellung bei zwölf Monaten liegen. Von diesen Forderungen ist das DB-Angebot letztlich noch weit entfernt.

    Erneute Warnstreiks nicht ausgeschlossen

    Daher ist nicht ausgeschlossen, dass die Gewerkschaft zunächst noch mal an den Verhandlungstisch kommt, in den nächsten Wochen aber auch erneut mit einem Warnstreik ihren Forderungen Nachdruck verleihen könnte.
    Sie befindet sich dabei in einer komplizierten Gemengelage, die über das reine Tarifergebnis hinausgeht.

    Harter Tarifkonflikt für neue Mitglieder?

    Auch die Mitgliederentwicklung spielt für Gewerkschaften während der Tarifverhandlungen eine große Rolle - und bei einer streikenden Gewerkschaft steigen in der Regel die Mitgliederzahlen deutlich.
    Bisher hat die EVG im laufenden Tarifkonflikt zweimal zum Warnstreik aufgerufen, ein dritter und besonders langer Warnstreik wurde nach einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit der DB kurzfristig abgesagt.
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    Wettbewerb zwischen den Gewerkschaften

    Die EVG steht zudem in Konkurrenz zur Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), deren Tarifverträge bei der Deutschen Bahn zwar nur für gut 8.000 Beschäftigte Anwendung finden, die aber durch ihr hartes Auftreten in Tarifverhandlungen bekannt ist und so ebenfalls um Mitglieder und Einfluss wirbt.
    Die GDL will am 5. Juni mitteilen, mit welchen Forderungen sie im Herbst in die Tarifgespräche mit der DB zieht. Gut möglich, dass die EVG die Ansage der Konkurrenz vor einem eigenem Abschluss noch abwarten will.

    Hoffnung auf Einigung

    Der Tarifkonflikt zwischen der DB und der EVG dauert seit Ende Februar an. Zu Beginn verliefen die Gespräche sehr stockend.
    Die vierte Verhandlungsrunde vergangene Woche in Fulda wurde von beiden Seiten aber zumindest als konstruktiv bewertet.
    Quelle: dpa

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