Das Bitcoin-Halving - berechtigter Hype um das Mining?
Wert alle vier Jahre halbiert:Worum es beim Hype des Bitcoin-Halvings geht
von Stefan Mey
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Viele in Finanz- und Bitcoin-Welt haben darauf hingefiebert: auf das sogenannte Halving, ein potenzieller Kurstreiber, der in Nacht stattgefunden hat. Was steckt hinter dem Hype?
Typical: Bitcoin
Quelle: picture alliance / imageBROKER
Die Zeiten, in denen der Bitcoin müde belächelt wurde, sind vorbei. Er ist längst ein finanzielles Schwergewicht. Der Kurs eines einzigen Bitcoins lag in den vergangenen Wochen bei durchschnittlich 60.000 Euro. Multipliziert man diesen Kurs mit der Zahl aller existierenden Bitcoins, ergibt das einen Gesamtwert von 1,2 Billionen Euro.
Die Hackerwährung ist damit mehr wert als die 15 größten Unternehmen im deutschen Aktienindex DAX zusammen; darunter sind Giganten wie Siemens, SAP und BMW.
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Bitcoins-Fond als Grund für den Höhenflug
Über den Grund für den aktuellen Höhenflug sind sich die meisten Expertinnen und Experten einig: Anfang 2024 hat die US-Börsenaufsicht einen ersten Bitcoins-Fonds zugelassen. Damit wurde es viel einfacher als zuvor, in Bitcoins zu investieren.
Im Oktober 2008 veröffentliche eine Person oder Gruppe unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ein Konzeptpapier, das die Funktionsweise der neuen Hackerwährung erklärte. Am 09. Januar 2009 sind die ersten tatsächlichen Geldeinheiten entstanden. Anfang 2024 ist der der Bitcoin somit 15 Jahre alt geworden. Das Pseudonym Nakamoto ist immer noch nicht gelüftet. Bis heute ist deshalb nicht klar, wer genau den Bitcoin erfunden hat.
Der Wert könnte in den nächsten Monaten in noch unglaublichere Höhen steigen. Grund ist ein Ereignis, das zuverlässig alle vier Jahre eintritt und auch in dieser Nacht statttgefunden hat, wie die Daten- und Analysefirma CoinGecko meldete: das sogenannte Halving (auf Deutsch: Halbierung). Dieser Mechanismus ist ein Kernprinzip der Hackerwährung - oder wie es in der Fachsprache heißt - der Kryptowährung.
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Erstes Halving fand 2012 statt
Das Bitcoin-Protokoll, die detaillerte Bau- und Arbeitseinleitung der Währungstechnologie, sieht vor, dass etwa alle zehn Minuten neue Coins hinzukommen. Am Anfang entstanden jeweils 50 Bitcoin. Diese Zahl halbiert sich alle vier Jahre.
Das erste Halving fand 2012 statt. Dann gab es eines im Jahr 2016, im Jahr 2020 und nun zuletzt eines am 20. April 2024. Bis gestern lag die Zahl neu entstehender Bitcoins bei 6,25. Seit Samstagnacht sind es nur noch 3,125.
Diese regelmäßig neu erzeugten Geldeinheiten spielen eine Schlüsselrolle. Sie sind die Entlohnung für diejenigen, die das Bitcoin-Netzwerk am Laufen halten.
Im Gegensatz zu Banken arbeitet der Bitcoin dezentral. Das gilt auch für die Buchführung: Will zum Beispiel Frau Müller einen Bitcoin an das Bitcoin-Nummernkonto von Herrn Meier schicken, prüfen Einzelpersonen oder Firmen im Netzwerk, ob bei der Transaktion alles mit rechten Dingen zugeht.
Diese "Miner" fassen alle gültigen Transaktionen der letzten zehn Minuten in einer digitalen Liste, einem Block zusammen. Während sie an der Qualitätskontrolle des Bitcoins arbeiten, nehmen sie an einer Art Lotterie teil. Wer gewinnt, dessen Block – bestehend aus den jeweils letzten Transaktionen – wird ausgewählt. Er wird an die Kette bisheriger Blocks gehängt (die sogenannte "Blockchain").
Das dezentrale "Blockchain"-Kassenbuch liegt auf den Rechnern aller Teilnehmer des Netzwerks und aktualisiert sich regelmäßig. Alle zehn Minuten kommt so ein neuer Block hinzu. Das ist in etwa so, als würde man einem Kassenbuch aus Papier eine weitere Seite hinzufügen. Der Gewinner der Lotterie erhält als Belohnung diejenigen Bitcoins, die mit dem jeweiligen Block automatisch erzeugt werden. Seit Samstag 20.4. kommen pro Block 3,125 Bitcoins hinzu. Das entspricht umgerechnet etwa 200.000 Euro.
Eingebaute Mengenbegrenzung
Der Sinn des Halvings ist es, sicherzustellen, dass es maximal 21 Millionen Bitcoins gibt, erzählt Vincent Gramlich, Kryptowährungsforscher am Fraunhofer Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) und der Frankfurt University of Applied Sciences:
Diese Vorhersagbarkeit mache einen Teil des Reizes aus. "Es spricht für den Bitcoin, dass die Entwicklung klar prognostizierbar ist. Das Protokoll folgt einmal festgelegten Regeln, und die kann niemand willkürlich beeinflussen."
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Steigende Kurse nach Halvings
Bisher ist der Wert des Bitcoins nach dem Halvings stets zuverlässig gestiegen. Nicht sofort, sondern mit einer Verzögerung von mehreren Monaten.
Ein Automatismus sei eine solche Kursentwicklung aber nicht, gibt Gramlich zu bedenken. Der Wissenschaftler weist darauf dahin, dass es bisher nur wenige Halvings gegeben habe: "Nur weil diese von einem Kursanstieg gefolgt wurden, bedeutet es noch lange nicht, dass sich dieses Muster wiederholt."
Wie lässt sich der Anstieg überhaupt erklären? Auf der einen Seite gebe es einen rationalen, ökonomischen Effekt, meint Gramlich: "Es kommen weniger neue Bitcoins in Umlauf. Deshalb verschiebt sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Die Zahl der alle zehn Minuten neu hinzukommenden Bitcoins reduziert sich von 6,25 auf 3,125."
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Die Macht der Psychologie
Auf der anderen Seite scheint etwas anderes aber eine noch wichtigere Rolle zu spielen:
Das Wissen, das in der Vergangenheit dieses Ereignis mit einem Preisanstieg korreliert hat, biete einen "guten Nährboden" für den Gedanken: "Der Kurs ist nach den letzten Halvings gestiegen, deshalb kaufe ich."
So viel sind die größten Kryptowährungen wert
ZDFheute Infografik
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Die Hackerwährung funktioniert in vielen Bereichen komplett anders als man es aus der klassischen Finanz- und Währungswirtschaft kennt. In einem Punkt ähnlich sich beide Welten aber: Auch beim Bitcoin-Kurs spielt die Psychologie mindestens eine wichtige, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle.
Mit dem Bitcoin ging es los. Mittlerweile gibt es mehrere tausende andere Kryptowährungen. Die einen fungieren wie der Bitcoin als weitgehend anonyme Zahlungsmittel auf legalen und illegalen Märkten und bieten Investmentmöglichkeiten aufgrund rasant steigender (oder fallender) Wechselkurse.
Andere „Coins“ bedienen sich kreativ an den Potenzialen der Blockchain. Findige Entwicklerinnen und Entwickler haben Möglichkeiten gefunden, die von Nakamoto erfundene dezentrale Buchhaltungstechnologie für ganz andere Zwecke zu nutzen. Man kann per Blockchain beispielsweise das Eigentum an Grundstücken oder Kunstwerken (NFTs) dokumentieren oder Smart Contracts bauen.
Das sind „schlaue Verträge“, deren Bedingungen in der Blockchain vermerkt sind. Auch viele der Bitcoin-Klone und Weiterentwicklungen sind Milliarden wert. An die Marktkapitalisierung des Bitcoins reichen sie jedoch nicht annähernd heran.