Deutsche Bank mit Gewinn: Woran liegt das?

    Sewing verkündet Gewinnsprung:Deutsche Bank im Aufwind: Woran liegt das?

    von Klaus Weber
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    Viele Jahre war die Deutsche Bank ein Sorgenkind. Jetzt ist sie zurück und hat viele Probleme abgeschüttelt - auch dank der Zinserhöhung. Doch es bleiben noch Baustellen.

    Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, spricht auf der Jahresmedienkonferenz.
    Im Jahr 2022 verdiente die Deutsche Bank fünf Milliarden Euro - so viel wie seit 15 Jahren nicht mehr. Darüber freut sich auch der Vorstandsvorsitzende Christian Sewing.02.02.2023 | 7:10 min
    Das Hochgefühl war Christian Sewing anzusehen. Mit Freude und auch einem Schuss Stolz verkündete der Chef der Deutschen Bank die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Es war - allen Krisen zum Trotz - das beste Ergebnis seit 15 Jahren, das der Vorstandsvorsitzende am Donnerstag präsentieren konnte.
    Kein Wunder, dass ihm dieser Termin sichtlich Spaß machte. "Die Deutsche Bank ist zurück in der Spur. Sie ist robust. Wir sind stark. Wir haben im Jahr 2022 in einem herausfordernden Umfeld gezeigt, dass wir wieder wachsen können, in allen vier Geschäftsbereichen. Der Patient Deutsche Bank ist absolut geheilt", verkündete der Deutsche Bank-Chef am ZDF-Mikrofon.
    Sehen sie das gesamte Interview mit Christian Sewing oben in Video.

    Restrukturierungsprozess hat gegriffen

    Unterm Strich blieb der Deutschen Bank ein Nettogewinn von etwas mehr als fünf Milliarden Euro. Ein Anstieg von knapp 160 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings profitierte sie auch von einer satten Milliarden-Steuergutschrift. Weil das Geschäft in den USA wieder besser läuft, kann die Bank Verluste aus vergangenen Jahren nun wieder mit Gewinnen aus der Gegenwart verrechnen und damit die Steuerlast senken.
    Nichtsdestotrotz sind die Zahlen ein Erfolg und eng verbunden mit dem Namen des Vorstandschefs. Dies erkennen auch Kritiker wie Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz an: "Da ist natürlich das Programm von Juli 2019, das Restrukturierungs- und Sanierungsprogramm von Herrn Sewing, das greift", erklärt er.
    Ein Programm, welches den Mitarbeitern alles abverlangte. Vor dreieinhalb Jahren wurde auf Geheiß des Vorstandsvorsitzenden im Prinzip jeder Stein bei der Bank umgedreht. Dieser Transformationsprozess hatte auch einen Stellenabbau zur Folge. Und noch mehr: Der Kunde sollte wieder in den Mittelpunkt gestellt werden, das Geschäft mit Mittelständlern oder Familienunternehmen.

    Von der "Zockerbude" zur "globalen Hausbank"

    Das Investmentbanking - also der Handel mit Wertpapieren, Derivaten und Devisen aller Art, die Betreuung von Firmenübernahmen und Börsengängen - wurde hingegen eingedampft. Aus dem weltweiten Aktienhandel zum Beispiel zog sich das Geldinstitut ganz zurück.
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    Ein neuer, fast schon provinzieller Ansatz, für die ehemalige "Hansdampf-in-allen-Gassen-Bank." Weg vom Image der "Zockerbude", hin zur soliden "globalen Hausbank" - ein Kurs mit Erfolg, der sich jetzt einstellt. Die Kundenbeziehungen wurden laut Sewing in den Krisenzeiten vertieft, die Privatkundensparte verdient inzwischen mehr als das früher dominierende Investmentbanking.

    Immer noch ein paar Baustellen

    Beim Imagewechsel geholfen haben natürlich auch die Zinserhöhungen der EZB. Dadurch können alle Banken - nicht nur die Deutsche - wieder höhere Zinsen für Kredite verlangen. Die Kehrseite: Wer mehr Kredite vergibt, muss auch mehr absichern. Heißt: Mehr Rückstellungen wegen drohender Kreditausfälle - die Risikovorsorge steigt auf 1,2 Milliarden Euro. Auch deswegen bleibt man bei der Deutschen Bank auf der Hut.
    Zudem hat man noch andere Baustellen. Noch immer muss die Bank zu viele Euros in die Hand nehmen, um einen ordentlichen Ertrag zu erzielen. Da sind andere wie die niederländische ING oder die spanische Bank Santander besser. Die Kosten müssen also weiter runter. Auch deshalb schließt Sewing einen weiteren Stellenabbau nicht aus.
    Außerdem hat man Ärger wegen der Fonds-Tochter DWS, die sich mit Greenwashing-Vorwürfen konfrontiert sieht. Doch von Zuständen wie früher, als man in jeden Skandal sprang, ist man heute weit entfernt. Es ist geradezu beschaulich und solide geworden um die Deutsche Bank. Gelingt es Sewing, diesen Zustand zu konservieren, hat er tatsächlich sein Ziel erreicht.

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