Energiekrise: Viele Unternehmen blicken mit Sorge auf 2023

    Umfrage bei Wirtschaftsverbänden:Viele Unternehmen blicken mit Sorge auf 2023

    |

    Deutsche Unternehmen sind wegen der hohen Energiepreise verunsichert. Das zeigt sich auch bei den Aussichten für das kommende Jahr, wie eine Umfrage ergeben hat.

    Mitarbeiter eines Chemieunternehmens in einer Produktionshalle
    Besonders Chemieunternehmen sind besorgt wegen der Energiepreise.
    Quelle: dpa

    Der Energiepreisschock und die unsichere geopolitische Lage verderben deutschen Unternehmen die Stimmung zum Jahreswechsel. Statt Optimismus wie noch vor einem Jahr herrscht einer Umfrage zufolge vielerorts jetzt Verunsicherung. Zahlreiche Branchen stellen sich auf schwierige Monate ein.
    "Ich glaube nicht, dass man sagen kann, die Rezession sei abgesagt. Sie dürfte aber schwächer ausfallen als zunächst befürchtet", sagte Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

    Mehrheit der Unternehmen rechnet mit schlechteren Geschäften

    Bei einer IW-Befragung beurteilten 39 von 49 Wirtschaftsverbänden die aktuelle Lage trüber als vor einem Jahr. Die Mehrheit rechnet zudem mit schlechteren Geschäften der Mitgliedsfirmen.
    Immerhin: Viele der umsatzstärksten 100 börsennotierten Unternehmen in Deutschland dürften nach einer EY-Auswertung mit einem Gewinn- und Umsatzpolster ins kommende Jahr gehen.
    Inflation in Deutschland (inkl. Nahrung und Energie)
    ZDFheute Infografik
    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    Vor einem Jahr hätten zahlreiche Unternehmen noch gedacht, die turbulentesten Zeiten seien überwunden, erläuterte das IW. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine veränderte die Lage.

    Die negativen Lagebeurteilungen haben ein fast historisches Ausmaß erreicht.

    Michael Hüther, IW-Direktor

    Viele Branchen gingen verunsichert ins neue Jahr. "Die Unternehmen fragen sich, ob die Energiepreisbremsen greifen und wie es geopolitisch weitergeht. Die Unwägbarkeit der Energieversorgung ist der große Unsicherheitsfaktor," erklärt Hüther.

    Energieintensive Branchen besonders besorgt

    Der Umfrage zufolge rechnen 30 Wirtschaftsverbände im kommenden Jahr mit schlechteren Geschäften ihrer Mitglieder. "Die Unternehmen gehen nicht davon aus, dass die hohen Energiepreise in absehbarer Zeit wieder sinken werden. Das dämpft den Blick auf das kommende Jahr enorm", erläuterte IW-Konjunkturexperte Michael Grömling.
    Besonders düster ist die Stimmung in Branchen, die für ihre Produktion besonders viel Energie brauchen. So geht zum Beispiel die Chemieindustrie davon aus, 2023 deutlich weniger herzustellen. Mit einer Verschlechterung rechnen auch Handwerksunternehmen, die Bauwirtschaft, ein Teil des Finanzsektors und die Immobilienbranche.

    Es gibt aber auch Lichtblicke

    Lediglich 13 Verbände waren bei der Umfrage optimistisch, darunter die Messe- und Werbewirtschaft. Sie hofft darauf, dass Ausfälle durch die Corona-Pandemie aufgeholt werden. Auch der Tourismus geht von einem Nachholeffekt nach dem Einbruch in der Corona-Krise aus. Der Rest der Verbände rechnet damit, dass sich das Vorjahresergebnis 2023 halten lässt.
    Als Stabilitätsanker erweist sich nach Einschätzung Hüthers der Arbeitsmarkt. 23 Verbände erwarten hier eine stabile Entwicklung.
    Weitere 16 Verbände gehen von weniger Personal in ihren Mitgliedsunternehmen aus, darunter Banken und Sparkassen und die Landwirtschaft. Manche Branchen rechnen auch wegen des Fachkräftemangels mit weniger Mitarbeitern. Neun Wirtschaftszweige wollen die Beschäftigung aufbauen, unter anderem das Gastgewerbe und der Tourismus.
    Das IW befragte von Mitte November bis Anfang Dezember 49 Wirtschaftsverbände, nicht jeder Verband beantwortete alle Fragen.
    Quelle: Von Friederike Marx, dpa

    Mehr zur wirtschaftlichen Lage

    Hintergründe zur Inflation