Flugtaxis "Made in Germany": Heben wir bald alle ab?

    Volocopter eröffnet Hangar:Flugtaxis: Heben wir bald alle ab?

    von Max Schwarz
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    Elektrische Flugtaxis galten lange als Utopie: Zu groß schienen die Herausforderungen bei Reichweite und Sicherheit. Doch ein deutsches Unternehmen möchte schon 2024 abheben.

    Ein elektrisch angetriebenes Flugtaxi der Firma Volocopter macht bei der Eröffnung eines Hangars in Bruchsal einen Demonstrationsflug.
    Ein elektrisch angetriebenes Flugtaxi der Firma Volocopter macht bei der Eröffnung eines Hangars in Bruchsal einen Demonstrationsflug.
    Quelle: dpa

    2018 hatte die damalige Staatsministerin für Verkehr und digitale Infrastruktur, Dorothea Bär, eine Vision: Deutschland zum Weltmarktführer bei Flugtaxis machen. Dafür erntete die CSU-Politikerin Hohn und Spott.
    Dass man mit dem Thema Flugtaxi mittlerweile statt Häme internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht, zeigte sich jetzt im baden-württembergischen Bruchsal. Das Unternehmen "Volocopter" eröffnete einen Hangar und feierte die Zertifizierung seiner Produktionsstätte. Mit dabei Journalisten aus der ganzen Welt sowie Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).
    Tweet des Unternehmens Volocopter
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    Firmen konkurrieren um Durchbruch für Flugtaxis

    Weltweit konkurrieren mehr als 200 Unternehmen um den Titel "erstes kommerzielles Lufttaxi". Dass Volocopter mit dem Serienmodell "VoloCity" womöglich als erster Hersteller auf den Markt drängt, könnte in der Branche den entscheidenden Wettbewerbsvorsprung bedeuten. Der Zeitplan des Unternehmens ist daher ambitioniert: Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris sollen erstmals in Europa Passagiere mit dem deutschen Flugtaxi transportiert werden.
    Auf dem asiatischen Kontinent ist man schon einen Schritt weiter. Nächstes Jahr startet das Unternehmen in Singapur einen Flugtaxidienst. Im Februar dieses Jahres erhielt der "VoloCity" zudem die Zulassung der japanischen Zivilluftfahrtbehörde, der Markteintritt hier ist zur Weltausstellung 2025 in Osaka geplant.

    Fliegen uns bald Taxis durch die Stadt?

    Sollten im nächsten Jahr tatsächlich Flugtaxis in Paris abheben, wäre das eher ein kluger Marketing-Gag als eine Lösung des Pariser Verkehrsproblems während der Olympischen Spiele. Denn als Massentransportmittel dienen Flugtaxis nicht. Die meisten Modelle bieten maximal zehn Passagieren Platz, zudem fehlt es in den urbanen Zentren an Start- und Landeplätzen sowie Möglichkeiten zum Laden der Batterien.
    Voraussetzung für eine vollständige Ersetzung anderer Verkehrsträger ist darüber hinaus ein Allwetterbetrieb. Perspektivisch sollen Flugtaxis zwar autonom fliegen, doch vorerst werden die Senkrechtstarter von Piloten gelenkt, was für hohe Betriebskosten sorgt. Luftfahrtexperten sehen in Flugtaxis daher keinen Gamechanger, der die Probleme am Boden in Luft auflöst.
    Eine Flasche, die mit E-Fuel gefüllt ist
    21.03.2023 | 0:59 min
    Emissionsfreie Kraftstoffe sollen zum klimafreundlichen Verkehr beitragen: Sind E-Fuels die Lösung?

    Wo sind Flugtaxis sinnvoll?

    Die meisten Hersteller von Flugtaxis konzentrieren sich aus diesen Gründen nicht mehr nur auf die urbanen Zentren mit dichter Verkehrsinfrastruktur, sondern auf Regionen, in denen Elektrohubschrauber die einzige Mobilitätsform sein könnten. Besonders auf dem asiatischen und afrikanischen Kontinent vermuten Experten ein großes Potenzial für Flugtaxis.
    In Deutschland könnten Flugtaxis vor allem an den Küsten und Inseln zum Einsatz kommen, um dort langfristig Fähren zu ersetzen. Auch die Nutzung für Spezialtransporte von Notärzten oder Medikamenten wäre laut Experten eine sinnvolle Anwendung.

    Welche Herausforderungen anstehen

    Die technischen Entwicklungen der vergangenen Jahre lassen die kommerzielle Nutzung von Flugtaxis in greifbare Nähe rücken. Auch wenn die Eröffnung der Produktionsstätte in Bruchsal ein wichtiger Schritt ist, viele Experten zweifeln am Versprechen profitabler und nachhaltiger Mobilität durch Flugtaxidienste.
    Was hierzulande noch vorrangig fehlt, ist die Zulassung der strengen Europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA. Sollte diese Hürde im kommenden Jahr genommen werden, ist der Weg frei für ein neues Kapitel der Mobilität - wenn auch eher auf Inseln wie Borkum als in Städten wie Berlin.

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