Großreederei MSC will bei Hamburger HHLA einsteigen

    MSC will HHLA-Anteile übernehmen:Teilverkauf des Hamburger Hafens?

    von Martin Niessen
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    Hamburgs Senat will der weltgrößten Reederei MSC 49,9 Prozent an der Hamburger Hafen und Logistik AG verkaufen. Die Hansestadt bliebe mit 50,1 Prozent aber Mehrheitseigner.

    Das Containerschiff Al Jmeliyah der Reederei Hapag-Lloyd verlässt den Waltershofer Hafen zwischen den Containerterminals Burchardkai (CTA) der HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG) und Eurogate (l)
    Überraschende Wende: Hamburg plant mit der größten Reederei der Welt ein Joint Venture.
    Quelle: dpa

    Ach, was war die Aufregung groß, als es im vergangenen Jahr um die 24,9-prozentige Beteiligung der chinesischen Staatsreederei COSCO an der Betreibergesellschaft eines einzigen Containerterminals im Hamburger Hafen ging. Vom Ausverkauf deutscher Interessen und schweren strategischen Fehlern war da die Rede.
    Nun soll die Schweizer Großreederei MSC gleich knapp die Hälfte der Anteile an der HHLA übernehmen dürfen, dem größten Hafenbetreiber im größten deutschen Hafen. "Strategische Partnerschaft" nennt das der rot-grüne Senat der Hansestadt. Aber noch fehlen die behördlichen Genehmigungen.
    Containerabfertigung im Hamburger Hafen
    Vergangenen Oktober kam es zu einem Kompromiss.26.10.2022 | 2:09 min

    SDP-Bürgermeister sieht "Meilenstein" in der Hafenentwicklung

    Für SPD-Bürgermeister Peter Tschentscher aber wäre die Partnerschaft "ein Meilenstein in der weiteren Entwicklung unseres Hafens. Sie greift ein starkes Bekenntnis von MSC zum Hamburger Hafen auf, entspricht den strategischen Zielen des Senats in der Hafenpolitik und kann unserer gesamten maritimen Wirtschaft die Schubkraft geben, die sie in schwierigen Zeiten braucht".
    Tatsächlich verlor Hamburg in den letzten Jahren stetig Marktanteile an die Konkurrenz in Rotterdam, Antwerpen, Le Havre und Piräus. Allein im ersten Halbjahr 2023 brach der Containerumschlag um fast zwölf Prozent ein. Eine durch Pandemie und Ukraine-Krieg ins Schlingern geratene Weltwirtschaft, Probleme bei der Elbvertiefung, zu hohe Kosten an den Hafenterminals und zu geringe Investitionen in die Infrastruktur machen dem Hafen zu schaffen.
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    Was ein Einstieg für den Hamburger Hafen bedeuten würde, berichtet ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann aus Frankfurt.13.09.2023 | 1:07 min
    Der Deal mit MSC sieht nun vor, dass die HHLA zukünftig als Joint Venture, also gemeinschaftliche von der Stadt und der Reederei, geführt wird. Die Schweizer Großreederei verspricht dafür, ihren Warenumschlag an den HHLA-Terminals auszubauen, ab 2031 auf mindestens 1.000.000 Standardcontainer, sogenannte TEU und ihren Deutschlandsitz mit mehreren hundert Beschäftigten nach Hamburg zu verlegen.
    Bei Soren Toft, dem Vorstandsvorsitzenden von MSC, klingt das so:

    Mit dieser Partnerschaft erweitern wir die Reichweite von MSC und eröffnen Hamburg und Deutschland zugleich weitere Handelspotenziale.

    Soren Toft, Vorstandsvorsitzender MSC

    Hamburger Opposition ist skeptisch

    Für die Hamburger FDP verschleudert der Senat die HHLA "für 'n Appel und 'n Ei und verbaut dem Hafen gleichzeitig weitere Entwicklungsmöglichkeiten".
    Die CDU-Opposition hingegen begrüßt den Deal als richtigen Schritt, auch wenn noch viele Fragen offen seien. Ähnlich sieht das Jan Ninnemann, Experte für Maritime Logistik an der Hamburg School of Business Administration:

    Es ist ein gutes Signal, wenn die größte Reederei der Welt sich in Hamburg engagiert, denn nur mit mehr Investitionen kann die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens erhalten werden.

    Jan Ninnemann, Hamburg School of Business Administration

    Für Hapag-Lloyd, Deutschlands größte und weltweit fünftgrößte Reederei, ist die angestrebte Partnerschaft der Stadt mit dem Schweizer Konkurrenten ein Affront. Sie hat ihren Hauptsitz am Hamburger Ballindamm und ist - zumindest teilweise - ebenfalls in städtischem Besitz.

    Zeitpunkt des Deals ist interessant

    Auch der Zeitpunkt für die Bekanntgabe des Deals ist mindestens interessant. Denn morgen beginnt in Bremen die Maritime Konferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck. Dabei geht es um die Entwicklung einer Nationalen Hafenstrategie.
    Ob die vorsieht, dass ein familiengeführtes Unternehmen aus der Schweiz fortan maßgeblich bei Deutschlands größtem Hafen mitredet?
    Martin Niessen ist Korrespondent im ZDF-Landesstudio Hamburg.
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