Steigende Lebensmittelpreise trotz sinkender Inflation

    Lebensmittel teuer wie selten:Steigende Preise trotz sinkender Inflation

    Sina Mainitz
    von Sina Mainitz
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    Gefühlt wird alles teurer. Besonders beim Bezahlen an der Supermarktkasse spüren wir das, denn Hersteller und Händler haben ihre Lebensmittelpreise drastisch erhöht.

    Es läuft gut für die Lebensmittelbranche. So hat der Edeka-Verbund im vergangenen Geschäftsjahr den Umsatz um rund 5,6 Prozent auf 66,2 Milliarden Euro gesteigert. Die etwa 3.500 selbstständigen Kaufleute der genossenschaftlichen Organisation erzielten in ihren Läden rund 36,5 Milliarden Euro. Das seien 1,8 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor, heißt es aus der Edeka-Zentrale in Hamburg.
    Auch der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestle mit Sitz in der Schweiz zieht Bilanz. Hier ist der Umsatz im ersten Quartal des Jahres um mehr als fünf Prozent auf 23,5 Milliarden Franken gestiegen - auch dank Preiserhöhungen. Den Druck der andauernden Kosteninflation habe der Konzern mit Hilfe der Preisanpassungen ausgleichen können, heißt es.

    Lebensmittel 22 Prozent teurer als letztes Jahr

    Im Klartext bedeutet das, Verbraucher müssen immer mehr Geld für Lebensmittel ausgeben. Während die Inflationsrate zwar langsam sinkt, geben die Preise im Supermarkt nicht nach. Im Gegenteil - sie steigen sogar, wie eine Studie des Kreditversicherers Allianz Trade zeigt.
    Die Preise für Nahrung lagen demnach im ersten Quartal in Europa um knapp 15 Prozent über dem Vorjahresniveau. Hierzulande musste sogar 22 Prozent mehr für Lebensmittel ausgegeben werden.
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    Wie sich mit einfachen Tricks beim Einkaufen trotz der hohen Preise sparen lässt, zeigt Sternekoch Christian Rach.21.02.2023 | 2:27 min

    Handelsverband-Vize: Intensive Zeit im Handel

    Gründe für den Anstieg der Preise nennt Björn Fromm. Er ist Vizepräsident des Handelsverbandes Deutschland und außerdem selbst Lebensmittelhändler. "Wir haben eine intensive Zeit im Handel: Inflation, wachsende Energiekosten, steigende Mieten, höhere Personalkosten", sagt er.

    Wir laufen von Krise zu Krise - und die Bürokratie steigt extrem.

    Björn Fromm, Vizepräsident Handelsverband Deutschland

    Der deutsche Handel - Lebensmittel wie Non-Food - sei hochprofessionell, effizient und arbeite im intensiven Wettbewerb. "Gewinnmitnahmen auf Einzelhandelsebene in Zeiten von digitalen Plattformen, Onlineverschiebungen und hartem Wettbewerb? Das klingt zu einfach", so Fromm.

    Gewinnmitnahmen auf Produzentenseite nicht auszuschließen

    Die Lebensmittelkonzerne gehörten zu Corona-Zeiten zu den Krisen-Gewinnern. Wenn schon nicht in Restaurants gehen, dann doch wenigstens zuhause genussvoll schlemmen. Ein Häppchen zwischendurch im Homeoffice diente als Stimmungsaufheller in düsteren Pandemie-Zeiten. Die Lebensmittelbranche hat es gefreut.
    Doch der Wind hat sich gedreht, dazu Fromm: "Ich will nicht verhehlen, dass auch auf Produzenten der Kostendruck gestiegen ist. Doch ich denke, die Ausführungen der Allianz klingen nachvollziehbar: Stille Gewinnmitnahmen auf Produzentenseite sind nicht auszuschließen".
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    Ein Haushaltsbuch - analog oder als App - kann beim Sparen helfen.12.04.2023 | 5:12 min

    Starker Einbruch bei Fair-Trade- und Bio-Produkten

    Fest steht: Wenn die Mahlzeit immer mehr kostet, wird sie für immer mehr Menschen wohl bald immer kleiner ausfallen.

    Wir verhandeln mit der Ernährungsindustrie, geben nicht alle Preiserhöhungen weiter und haben besonders in urbanen Innenstadtlagen mit stark steigenden Mieten zu kämpfen.

    Björn Fromm, Vizepräsident Handelsverband Deutschland

    Auch das gute Gewissen isst schon längst nicht mehr mit in deutschen Haushalten. Aus Branchenkreisen hört man, dass der Einbruch bei Fair-Trade bei rund 50 Prozent liegt und bei Bio-Produkten bei rund 20 Prozent.
    "Tierschutz und Fair-Trade stehen unter Druck. Wenn das Geld beim Verbraucher knapp wird, dann schützt man zunächst sich und seine persönliche Umwelt", erläutert Fromm. Er selbst halte das für nachvollziehbar. Dennoch sei es zu beklagen.

    Wir haben jahrelang gute Fortschritte gemacht in Sachen Bio und Qualität in den Lieferketten. Diese Themen stehen nun wieder unter neuem Druck.

    Björn Fromm, Vizepräsident Handelsverband Deutschland

    Kein Ende der Preissteigerungen in Sicht

    Mit einem schnellen Ende der Preissteigerungen bei Lebensmitteln rechnen die Allianz-Trade-Experten nicht. Sie erwarten, dass sich Nahrungsmittel in Deutschland in diesem Jahr noch einmal um mehr als zwölf Prozent verteuern.
    Björn Fromm ergänzt, dass der Umsatz gestiegen sei, aber der Absatz gesunken ist. Die Leute kaufen inzwischen weniger.

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    :Wie Sie beim Einkauf Geld sparen können

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    von Josua Schwarz
    Preissenkung im Supermarkt, aufgenommen am 13.04.2022
    FAQ

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