Kreditversicherer: Anzeichen für zu hohe Lebensmittelpreise

    Bericht von Kreditversicherer:Hinweise auf zu hohe Preise bei Lebensmitteln

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    Alles ist teurer. Aber die Lebensmittelpreise sind deutlich stärker gestiegen als Rohstoff- oder Energiepreise. Branchenkenner vermuten übermäßige Gewinnmitnahmen der Produzenten.

    Inflation steigt-Einkaufen in Deutschland immer teurer!
    Die Lebensmittelpreise werden einer Untersuchung zufolge weiter steigen.
    Quelle: SVEN SIMON

    Der kräftige Anstieg der Lebensmittelpreise in den vergangenen Monaten ist nach Einschätzung des Kreditversicherers Allianz-Trade nicht nur auf die gestiegenen Rohstoffkosten und Energiepreise zurückzuführen.

    Branchenkenner: "Übermäßige Gewinnmitnahmen"

    Teilweise stiegen die Verbraucherpreise demnach darüber hinaus. "Übermäßige Gewinnmitnahmen" der Unternehmen hätten spürbar zur Lebensmittelinflation im vergangenen Jahr beigetragen, sagte der Inflationsexperte von Allianz-Trade, Andy Jobst, der Deutschen Presse-Agentur.

    Es scheint zunehmend Anzeichen für Gewinnmitnahmen zu geben sowie unzureichenden Wettbewerb in den Bereichen mit besonders starken Preissteigerungen, wie zum Beispiel bei Herstellern von Milchprodukten und Eiern, aber auch bei nicht-saisonalem Gemüse und Obst

    Andy Jobst, Allianz-Trade

    Mehr als ein Drittel der Verteuerung in den vergangenen Monaten könne in Deutschland nicht mit den traditionellen Treibern wie den Rohstoffkosten oder der Entwicklung der Energiepreise werden, sagte Jobst.
    Die Güterverkehrsbranche warnt vor der Anhebung der LKW-Maut. Die höheren Kosten würden an den Endverbraucher weitergegeben.

    Lebensmittelpreise knapp 15 Prozent über Vorjahresniveau

    Europaweit lagen die Lebensmittelpreise Allianz Trade zufolge im ersten Quartal um knapp 15 Prozent über dem Vorjahresniveau, in Deutschland sogar um rund 22 Prozent.

    Wir beobachten, dass insbesondere Lebensmittelhersteller hungrig nach Profiten sind. Sie haben die Preise wesentlich stärker erhöht als die Einzelhändler.

    Aurélien Duthoit, Allianz Trade-Branchenexperte

    "Die Tricks der Lebensmittelindustrie - Tütensuppen, Kochschinken & Co.": Sebastian Lege mit blau eingefärbtem Speiseeis.
    22.01.2019 | 43:52 min
    Es gibt fast kein Lebensmittel, an dem die Industrie nichts zu tricksen hat. Sebastian Lege weiß, wie's geht und deckt Schummeleien auf.

    Margen der Einzelhändler werden kleiner

    Die Lebensmittelproduzenten hätten in Deutschland 2022 rund 18,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr aufgeschlagen, der Lebensmitteleinzelhandel dagegen "nur" 12,6 Prozent. Viele Einzelhändler hätten offenbar nicht alle gestiegenen Kosten an die Kunden weitergegeben. Das zeige sich auch in schrumpfenden Bruttomargen vieler Händler.
    Mit einem schnellen Ende der Preissteigerungen bei Lebensmitteln rechnen die Allianz-Trade-Experten nicht. Sie erwarten, dass sich Nahrungsmittel in Deutschland in diesem Jahr noch einmal um mehr als zwölf Prozent verteuern. Jobst sagte:

    Für das nächste Jahr sind die Aussichten bei der Teuerung von Lebensmittel besser.

    Andy Jobst, Allianz-Trade

    Allerdings bedeute das in vielen Fällen eher eine Stagnation der Preise. "Durchgesetzte Preiserhöhungen werden erfahrungsgemäß nur selten zurückgenommen."
    Quelle: dpa

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