Branchenverband zieht Bilanz: Maschinenbau in der Krise
Branchenverband zieht Bilanz:Maschinenbau in der Krise
von Stefan Schlösser
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"Made in Germany", seit Jahrzehnten ein Qualitätssiegel des Maschinenbaus. Deutsche Unternehmen liefern in alle Welt, es wird jedoch immer schwerer, die Führungsrolle zu behaupten.
2025 könnte das dritte Jahr in Folge mit sinkender Produktion werden. Der Verband VDMA fordert eine verlässliche Wirtschaftspolitik.10.12.2024 | 1:32 min
Bei SK Laser in Wiesbaden stellen sie Lasermaschinen zur Oberflächenbearbeitung her. Damit können unterschiedlichste Bauteile markiert und beschriftet werden. Um sich vom Massenmarkt und der billigen Konkurrenz aus China abzusetzen, müssen sie bessere Qualität liefern. Und Maschinen, die ganz individuell auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.
"Die Chinesen haben viele Rahmenbedingungen, die es für sie einfacher machen. Das sind staatliche Subventionen, das sind relativ günstige Personalkosten, das sind günstige Energiekosten, und dann muss man auch einfach sagen, die sind hungrig", sagt Dina Reit. Zusammen mit ihrem Vater Christoph Kollbach führt sie das Unternehmen. Er hat SK Laser 2005 in einer Garage gegründet.
Chinas Wirtschaft hat sich nach der Corona-Pandemie nicht wie erwartet erholt. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, hat China nun neue Konjunkturmaßnahmen angekündigt. 12.10.2024 | 0:22 min
VDMA: Produktion in der gesamten Branche wird schrumpfen
Im Jahr 2000 haben die Chinesen noch überhaupt keine Lasermaschinen hergestellt, jetzt haben sie einen weltweiten Marktanteil von 40 Prozent. Wenn die kommende US-Regierung unter Donald Trump tatsächlich die Zölle massiv erhöht, wird der Druck durch die Chinesen wohl noch größer.
Wenn die chinesischen Produkte nicht mehr in den USA gekauft werden, weil die einfach zu teuer sind, dann werden die mit Dumpingpreisen auf unsere Märkte gespült hier in Europa, und das ist hochproblematisch.
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Dina Reit, Unternehmerin
Keine guten Aussichten, dabei ist die Lage schon jetzt schwierig. In diesem Jahr wird die Produktion in der gesamten Branche um acht Prozent schrumpfen, so die Berechnungen vom VDMA. 2025 gehen sie von einem weiteren Minus von zwei Prozent aus.
Nach seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus will Donald Trump Mexiko, Kanada und China mit höheren Zöllen belegen. Dies werde eine seiner ersten Amtshandlungen sein, schrieb er.26.11.2024 | 0:30 min
Mit rund einer Million Beschäftigten bilden die Maschinen- und Anlagenbauer den größten industriellen Arbeitgeber in Deutschland. Seit langer Zeit werden wohl wieder mal Arbeitsplätze verlorengehen, wenn auch noch in geringem Maße.
Rahmenbedingungen sind in Deutschland schwieriger
Wann kommt die Wende? Da sei auch die Politik gefordert. "Das betrifft die überbordende Regulierungsflut, Berichtspflichten, die überproportional auch Mittelständler treffen. Wir haben sehr langwierige Genehmigungsverfahren und wir haben eine sehr hohe Steuerlast in Deutschland", sagt VDMA-Präsident Bertram Kawlath. Auch er ist Unternehmer, kein Funktionär, sondern ein Mann aus der Praxis. Stillstand könnten wir uns nicht mehr erlauben.
Beispiel Lieferkettengesetz. Das gilt eigentlich nur für Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern. Also nicht für SK Laser mit den rund 20 Angestellten. Doch ihre Kunden verlangen die Nachweise, um sich selbst abzusichern. Sonst gibt es keine Aufträge. "Das heißt, durch die Hintertür ist es doch bei uns angekommen," beklagt Dina Reit. Und ihr Vater Christoph Kollbach ergänzt:
Das ist einfach alles zu viel. Wer soll das machen bei einer kleinen Firma wie unserer? Ich kann niemanden dafür abstellen.
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Christoph Kollbach, Unternehmer
Ein Autozulieferer kürzt ein Viertel der Jobs, der andere meldet Insolvenz an. Stahlkonzerne schreiben rote Zahlen. Kein Tag ohne Hiobsbotschaften. "Made in Germany" am Ende?03.10.2024 | 53:39 min
Hohe Kosten bei Personal, Energie, Steuern und Bürokratie - die Rahmenbedingungen sind in Deutschland schwieriger. Da hilft nur eins - besser sein als die Konkurrenz und immer wieder neue Wege gehen.
Anpacken, machen, auf keinen Fall Stillstand
Im Kleinen macht das auch Dina Reit bei SK Laser. Die junge Unternehmerin ist sehr aktiv auf dem Business-Portal LinkedIn, hat dort über 50.000 Follower. Regelmäßig postet sie Videos. Das ist mehr als eine Spielerei oder das Heischen nach Aufmerksamkeit. Auf diese Weise macht sie die Marke SK Laser bekannter, gewinnt neue Kunden und Mitarbeiter.
Das Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen: Die Prognosen sehen nicht gut aus. Wie kann die Rumpf-Koalition die schwächelnde Wirtschaft jetzt stärken?13.11.2024 | 2:49 min
"Durch LinkedIn haben wir unsere Marketingkosten deutlich reduzieren können", sagt sie. Sie würde dem gesamten Mittelstand empfehlen, die sozialen Medien stärker zu nutzen.
Anpacken, machen, auf keinen Fall Stillstand. Weder im eigenen Unternehmen noch in der Wirtschaftspolitik. Auch nicht in den Monaten bis zu einer neuen Regierung. Bloß kein Stillstand, das könne sich das Land nicht mehr leisten. Da sind sich alle einig.
Stefan Schlösser ist Reporter im ZDF-Studio Hessen
Quelle: dpa
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