Das fordern Pflegekräfte neben mehr Lohn und Personal

    Nicht nur mehr Geld und Personal:Pflegekräfte wollen breitere Unterstützung

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    In der Diskussion um eine verbesserte Pflege stehen oft mehr Lohn und Personal im Fokus. Eine Studie zeigt: Pflegekräfte wünschen sich darüberhinaus eine breitere Unterstützung.

    Pflegekraft mit einem Pflegebedürftigen im Heim
    Viele Pflegekräfte halten etwa den Führungsstil von Vorgesetzten für deutlich verbesserungswürdig.
    Quelle: dpa

    Pflegekräfte und Auszubildende in der Pflege wünschen sich im Beruf nicht nur eine angemessene Bezahlung und eine bessere Personaldecke. Laut einer neuen Studie des Bundesgesundheitsministeriums wollen sie auch:
    • mehr Unterstützung bei der Kinderbetreuung
    • verlässliche Dienstpläne
    • mehr Entlastung durch Digitalisierung
    • ein verbessertes Arbeitsklima
    • einen verbesserten Führungsstil von Vorgesetzten

    Der Wunsch nach einer angemessenen Bezahlung, einer am Pflegeaufwand ausgerichteten Personaldecke und einer besseren digitalen Ausstattung ist berechtigt.

    Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

    Der Alltag in der Pflege werde zu stark durch ökonomische Zwänge bestimmt. "Niemand will im Akkord arbeiten. Erst recht nicht in der Pflege."
    Zuletzt musste der Minister seine Pläne für eine Pflegereform und Beitragserhöhungen gegen Kritik verteidigen. Mehr Informationen im Video:
    Karl Lauterbach
    Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat seine Pläne für eine Pflegereform gegen Kritik verteidigt. 27.04.2023 | 1:27 min

    Lauterbach: Arbeitsbedingungen in Pflege verbessern

    Lauterbach verwies darauf, dass die Bezahlung auf Tarifniveau in der Langzeitpflege zur Pflicht geworden sei. "Jetzt müssen die Arbeitsbedingungen besser werden", so der Minister.

    Wir treffen klare bundeseinheitliche Vorgaben zur Personalbemessung und digitalisieren das Gesundheitswesen.

    Karl Lauterbach, Gesundheitsminister

    Damit werde Druck von den Pflegenden genommen. Aber auch die Arbeitgeber müssten mehr tun, um Fach- und Hilfskräfte zu halten.
    Das Ministerium hatte die Studie zur Zufriedenheit in der Akut- und Langzeitpflege bereits 2020 beauftragt. Es ging darum, die Gründe zu ermitteln, "warum Pflegekräfte den Beruf verlassen und welche Punkte für mehr Zufriedenheit im Job sorgen".
    Dafür wurden mehr als 5.500 beruflich Pflegende und Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr befragt und teilweise einzeln interviewt.

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    Die Studie ergab, dass eine angemessene Bezahlung für nahezu alle Pflegenden ein zentraler Punkt für einen attraktiven Arbeitsplatz ist. Vor allem Berufsanfängerinnen und -anfänger sowie Auszubildende, aber auch Quereinsteigende erhoffen sich demnach eine bessere Bezahlung.
    Wenn die Pflegekräfte ausfallen - sehen Sie im folgenden Video die Serie "Herz und Viren":
    Porträit von Andrea
    04.04.2022 | 20:16 min

    Mehr Digitalisierung in der Pflege gefordert

    Die Mehrheit der beruflich Pflegenden will zudem einen digital unterstützten Arbeitsplatz. 80 Prozent der Befragten wollen etwa einen stabilen Internetzugang am Arbeitsplatz.
    Die Einführung der elektronischen Patientenakte zur Unterstützung der Pflege wünschen rund 75 Prozent. Auch eine elektronische Pflegedokumentation wird von einer deutlichen Mehrheit der Befragten gefordert.
    Fast 90 Prozent der Befragten halten zudem eine am tatsächlichen Pflegebedarf ausgerichtete Personalzusammensetzung für dringend notwendig. Dass Hilfskräfte die Arbeit der Pflegekräfte unterstützen, wird von mehr als 80 Prozent der beruflich Pflegenden begrüßt.
    Das Ministerium verweist in dem Zusammenhang darauf, dass ab Juli für vollstationäre Pflegeeinrichtungen bundeseinheitliche, an der Bewohnerstruktur und dem Pflegebedarf ausgerichtete Personalvorgaben gelten.
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    Persönlich zugeschnitte Arbeitszeitmodelle wichtig

    Für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist der Studie zufolge mehr Freizeit weniger relevant als persönlich zugeschnittene Arbeitszeitmodelle, eine verlässliche Dienstplanung und eine flexible Kinderbetreuung. Die Befragten nannten als mögliche Unterstützungsangebote:
    • eine Betriebskita (79 Prozent)
    • Ferienbetreuung (76 Prozent)
    • Abhol- und Bringdienste für Schul- und Kita-Kinder (58 Prozent)
    • sowie Hausaufgabenbetreuung
    Das Bundesgesundheitsministerium verweist darauf, dass zur Unterstützung solcher Maßnahmen ein Förderprogramm ins Leben gerufen wurde: Angebote von Arbeitgebern zum Beispiel zur Kinderbetreuung, aber auch zu anderen Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit, können mit bis zu 7.500 Euro jährlich bezuschusst werden.

    Führungsstil und Wertschätzung

    Die Studie ergab weiter, dass bei Führungsstil und Wertschätzung durch Vorgesetzte ein deutlicher Nachholbedarf bestehe. Auch häufige Personalwechsel in der Führungsebene sorgten demnach für eine geringere Zufriedenheit am Arbeitsplatz.
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    Quelle: AFP

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