Nach den turbulenten Tagen in der Finanzwelt mit mehreren strauchelnden Banken in den USA und Europa herrscht Verunsicherung an den Märkten. Droht eine neue Finanzkrise?
Im Finanzsektor reißen die Turbulenzen nicht ab: Auf die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) und das Milliarden-Stützungspaket für die angeschlagene Credit Suisse in Europa folgte am Donnerstag eine milliardenschwere Finanzspritze für die strauchelnde US-Regionalbank First Republic.
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm rechnet trotz dieser Probleme nicht mit einer neuen Finanzkrise:
Die Finanzkrise habe damals auf der schlechten Bonität von Finanzprodukten gegründet, die darüber hinaus auch nicht transparent gewesen seien. "Das ist heute anders. Es gibt eine größere Transparenz", sagte Grimm am Freitag im Deutschlandfunk.
Absturz der schweizer Großbank Credit Suisse: Könnte uns eine neue Bankenkrise bevorstehen?
Grimm: US-Bankenkrise könnte übergreifen
Auch sei die Lage der großen Banken insgesamt besser als damals. So sei die Ausstattung mit Eigenkapital infolge der strengeren Regulierung höher. "Trotzdem sind natürlich Ansteckungseffekte nie ausgeschlossen", warnte Grimm. Außerdem gebe es zahlreiche Krisen - von der Energiekrise über die drohende Deglobalisierung bis hin zu einer hohen Verschuldung.
Ähnlich hatte sich zuvor die Vorsitzende des Sachverständigenrates, Monika Schnitzer, mit Blick auf die SVB-Pleite geäußert. "Der Zusammenbruch erhöht natürlich die Unsicherheit, was immer negativ ist", sagte die Wirtschaftsweise Schnitzer der Nachrichtenagentur Reuters.
Auch Kanzler Scholz erwartet keine neue Finanzkrise
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht ebenfalls keine neue Finanzkrise in Deutschland und Europa heraufziehen:
Er erwartet deshalb auch keine Konsequenzen für deutsche Sparer. Die Einlagen seien sicher, sagte der Kanzler dem "Handelsblatt". "Wir leben in einer völlig anderen Zeit", sagte Scholz mit Blick auf Vergleiche mit der Finanzkrise 2008.
Was droht den deutschen Banken nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank? Eine Einschätzung von Börsenexperte Frank Bethmann.
USA: Großbanken mit Milliardenhilfe für First Republic Bank
In den USA sollen elf Großbanken - darunter Branchenführer JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup, Wells Fargo, Goldman Sachs und Morgan Stanley - der in Schieflage geratenen First Republic Bank mit unversicherten Einlagen im Volumen von insgesamt 30 Milliarden Dollar beispringen.
Anders als bei der Silicon Valley Bank in Kalifornien und der Signature Bank in New York, die in den vergangenen Tagen von Aufsehern geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt wurden, griff die Bankenbranche hier zunächst selbst ein. Die Behörden dürften jedoch mächtig Druck gemacht haben.
Credit-Suisse-Kreditleihe löste in Europa Verunsicherung aus
Seit Tagen bemüht sich die US-Regierung, die Lage zu entspannen. Nach dem Zusammenbruch des Start-up-Finanzierers Silicon Valley Bank - dem größten Kollaps eines US-Geldhauses seit der Finanzkrise 2008 - hatte die US-Regierung am Wochenende mit einer weitreichenden Einlagengarantie versucht, die Nerven von Bankkunden im Land zu beruhigen.
Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank erinnert an die Pleite der Investmentbank Lehmann Brothers 2008. Eine neue Finanzkrise droht laut Experten wohl nicht.
Doch trotz des beherzten Eingreifens blieb die Nervosität an den Börsen hoch. Dazu trug auch die Krise der Großbank Credit Suisse bei, der die Schweizerische Nationalbank ein Hilfspaket in Form von Krediten von bis zu 50 Milliarden Franken zur Verfügung stellte. Bei Credit-Suisse-Aktionären und im europäischen Bankensektor sorgte dies zunächst für etwas Beruhigung, doch an den US-Börsen bleibt es turbulent.