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Größter Streik seit Jahrzehnten : Millionen Briten legen Arbeit nieder

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Millionen Beschäftigte setzen in Großbritannien heute ein Zeichen: Sie streiken für mehr Lohn, für bessere Arbeitsbedingungen und sie streiken für das Streikrecht an sich.

Mitglieder der Gewerkschaft für öffentliche und kommerzielle Dienste (PCS) stehen an einem Streikposten vor dem Büro des britischen Finanzministeriums.
In Großbritannien hat am Mittwoch der größte Streik seit mehr als einem Jahrzehnt begonnen.
Quelle: dpa

Mit dem größten Streik seit Jahrzehnten erreicht der "Winter des Unmuts" in Großbritannien heute seinen vorläufigen Höhepunkt. Schätzungen zufolge legen eine halbe Million Beschäftigte in zahlreichen Branchen die Arbeit nieder. Sie demonstrieren vor allem für deutlich stärkere Lohnerhöhungen, aber auch für bessere Arbeitsbedingungen - und für das Streikrecht an sich.

Den Briten droht der Stillstand

Sieben Gewerkschaften haben den nationalen Protesttag koordiniert und ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufgerufen. In weiten Teilen des Vereinigten Königreichs droht ein Stillstand. Downing Street warnte vor "erheblichen Störungen".

Woran krankt Großbritannien? Seit Wochen streiken die Beschäftigten, immer wieder. Ein Ausweg ist nicht in Sicht:

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Lehrer und Lokführer, Hochschuldozenten und Regierungsmitarbeiter, Busfahrer und Sicherheitskräfte streiken gleichzeitig. Die Unzufriedenheit ist in allen Branchen enorm. Die Gewerkschaft National Education Union geht davon aus, dass der Unterricht an 85 Prozent der Schulen in England und Wales betroffen ist - mehr als 100.000 Lehrer wollen streiken.

Aufruf zum Streik in 124 Regierungsbehörden

Bildungsministerin Gillian Keegan wies darauf hin, dass Gespräche mit den Gewerkschaften im Gange seien. Über den Streik sagte sie dem Sender "Times Radio" am Morgen: 

Ich bin enttäuscht, (...) dass die Gewerkschaften diese Entscheidung getroffen haben. Es ist nicht der letzte Ausweg.
Gillian Keegan, Bildungsministerin Großbritannien

Neben der Lehrergewerkschaft hat im Öffentlichen Dienst die Gewerkschaft PCS etwa 100.000 Mitglieder in 124 Regierungsbehörden zum Ausstand aufgerufen. Für die kommenden Tage sind weitere Streiks angekündigt. Weitere Kopfschmerzen bereiten dürfte der konservativen Regierung von Premierminister Rishi Sunak, dass kürzlich auch Feuerwehrleute für Streiks stimmten.

Forderung: Inflationsgerechte Lohnanhebung

Die Streikenden eint in erster Linie die Forderung nach einer inflationsgerechten Anhebung ihrer Löhne. Um gut zehn Prozent sind die Verbraucherpreise zuletzt gestiegen. Die Regierung bietet etwa Lehrerinnen und Lehrern fünf Prozent mehr Lohn. Viel zu wenig, schimpfte die Lehrergewerkschaft NEU und betonte:

Es geht nicht um eine Gehaltserhöhung, sondern um die Korrektur historischer Reallohnkürzungen.
Britische Lehrergewerkschaft NEU

Der Arbeitskampf des Gesundheitspersonals zieht sich schon eine Weile:

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Sunak lehnt Neuverhandlungen ab

Die Regierung lehnt Nachverhandlungen ab. Premier Sunak betonte zwar, seine Tür sei immer offen für Verhandlungen. Für Gehaltsgespräche scheint das aber nicht zu gelten. Der 42-Jährige warnte wiederholt, eine inflationsgerechte Anhebung würde den "Teufelskreis" immer weiter steigender Verbraucherpreise nur antreiben.

Den Unmut der Beschäftigten treibt auch ein umstrittenes Regierungsvorhaben an. Sunak und sein Wirtschaftsminister Grant Shapps haben die ständigen Arbeitskämpfe seit dem vorigen Sommer satt und wollen per Gesetz das Streikrecht einschränken. Sunak argumentiert, dass damit die Grundversorgung gewährleistet werden solle.

Streikrecht soll massiv eingeschränkt werden

Shapps verteidigte seinen Entwurf, der eine faire Balance zwischen Streikrecht und den Nöten der Bevölkerung biete.

Die Menschen können nicht frei wählen, wann sie einen Rettungswagen oder die Feuerwehr benötigen.
Grant Shapps, britischer Wirtschaftsminister

Am Montag nahm das von den Tories dominierte Unterhaus das Gesetz in dritter Lesung an. Doch im Oberhaus werden Widerstände erwartet. Labour-Vize Angela Rayner nennt das Gesetz den "Feuert-die-Pflegekräfte-Entwurf" - und trifft damit offenbar einen Nerv. In Umfragen unterstützt eine Mehrheit die Streikenden. Schuld am Chaos ist in den Augen vieler die Regierung.

Wegen der Lebenskostenkrise kann man diese Streiks nicht mehr als ideologiegetrieben darstellen, ...
James Frayne, Public First

... sagt James Frayne vom Beratungsunternehmen Public First. Im Online-Portal "Politico" erläutert er, dass stattdessen die empfundene Sturheit der Regierung auf ihre Umfragewerte drücke. Seit Monaten liegt Labour klar in Führung, eine Kehrtwende ist bisher nicht absehbar. Stand jetzt müssten die Tories bei der für 2024 geplanten Parlamentswahl ein Debakel befürchten.

Dennoch: Nachgeben werde Sunak nicht, meinen Parteikollegen. "Wir müssen die Nerven bewahren", zitierte "Politico" einen Tory-Abgeordneten. Die Inflation werde bald weiter sinken, damit sinke der Druck auf die Verbraucher. "Deshalb müssen wir so hart wie möglich bleiben."

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