Drei Prozent aufs Tagesgeld? Das sollten Sie beachten

    Banken bieten höhere Zinsen:Drei Prozent aufs Tagesgeld - lohnt sich das?

    von Mischa Ehrhardt
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    Nach den Leitzinserhöhungen der Zentralbank bieten Banken wieder höhere Zinsen aufs Tagesgeld. Unter Umständen kann sich das für Sparer lohnen.

    Symbolbild: Sparbuch und Geldscheine
    Zinsen auf Tagesgeldkonten steigen derzeit deutlich.(Symbolbild)
    Quelle: imago

    Den Deutschen gehen jährlich 3,3 Milliarden Euro durch die Lappen. Das ergibt eine Umfrage des Vergleichsportals Check24. So hätten fast 33 Millionen Menschen hierzulande mehr als 5.000 Euro auf nicht verzinsten Girokonten liegen. Dabei gibt es mittlerweile wieder Zinsen auf Tagesgeld, Tendenz steigend.
    "Extrawurst gefällig?" - mit dieser rhetorischen Frage bewirbt die ING derzeit Extra-Konten für Tagesgeld, für das sie drei Prozent Zinsen verspricht. Das Angebot gilt für Neukund*innen ebenso wie für neu angelegtes Geld von Bestandskund*innen und zwar für sechs Monate.

    Wo gibt es die größten Prozente aufs Tagesgeld?

    Damit prescht die ING in der Konkurrenz zu anderen Banken vor. "Mit der jüngsten Zinserhöhung katapultiert sich die ING an die Marktspitze", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox Finanzvergleich. Das Vergleichsportal beobachtet fortlaufend die aktuellen Zinssätze für verschiedene Konten von Banken. "So hohe Tagesgeldzinsen erhalten Sparer aktuell bei keiner anderen deutschen Bank."
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    Das könnte sich vielleicht bald ändern: So heißt es bei der Commerzbank, man entscheide noch im Laufe des Monats, ob weitere "Zinsanpassungen" für Tagesgeldkonten bei Commerzbank und ihrer Tochter comdirect folgen werden. Die ING ist also keineswegs allein bei dem Versuch, mit Zinsen zu werben. Doch gelten solche Angebote von Banken gewöhnlich nur für Verbraucher*innen, die ein neues Konto eröffnen.

    Online-Direktbanken sind im Vorteil

    Das dürfte auch vorrangiges Ziel der ING mit ihrer Marketing-Offensive sein. Nicht zufällig ist es die Direktbank, die nun vorprescht. Denn bei Online-Banken ohne Filialnetz spielt die Anzahl der Kund*innen eine entscheidende Rolle. Automatisierte Prozesse machen sich nämlich umso bezahlter, je größer das Volumen ist.
    So können sie mit höheren Zinsen Neukund*innen anlocken, ohne dass die Kosten aus dem Ruder laufen. Wenn diese Kund*innen dann auch andere Bankgeschäfte verlagern, macht sich das Marketing bezahlt.

    Insbesondere Sparer, die bereit sind, ihr Geld gelegentlich umzuschichten, können von den Werbeangeboten profitieren. Sobald die Neukundenkonditionen bei dem einen Kreditinstitut auslaufen, wechseln sie einfach zum nächsten mit einem Aktionsangebot.

    Oliver Maier, Geschäftsführer Verivox Finanzvergleich

    Es mache also durchaus Sinn, als Verbraucher*in Angebote verschiedener Banken zu vergleichen und gegebenenfalls auch zu wechseln.

    Jeder Tag, den Kunden jetzt noch warten, ist definitiv ein Tag zu viel.

    Max Herbst, FMH-Finanzberatung

    Mit einem Wechsel der Bank wiederum könnten Verbraucher*innen auch die Tendenz zu höheren Zinsen in der Branche verstärken, so Herbst weiter. "Natürlich ist es so: Je mehr Kunden weggehen, desto größer wird der Druck auf die Banken."

    Das ist bei der Kontoeröffnung zu beachten

    Von Vorteil ist jedenfalls, dass die Eröffnung eines neuen Kontos nun vergleichsweise einfach zu bewerkstelligen ist. Spätestens seit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sind Online-Kontoeröffnungen zu Hause am eigenen PC keine große Hürde mehr.
    Selbst der Identitätsnachweis ist bei vielen Banken mittlerweile in Form eines Video-Chats möglich, bei dem sich per Kamera Person und Ausweisdokument gleichermaßen erfassen und nachweisen lassen.

    Gleichen attraktive Tagesgeldkonten die Inflation aus?

    Allerdings sollte man sich als Sparer*in auch keine Illusionen machen. Zwar kehren nach der langen Nullzinsphase mittlerweile die Zinsen wieder zurück und werfen auf dem Kontoauszug dann möglicherweise wieder Renditen ab.
    Doch bleibt die Inflation auch in diesem Jahr noch auf hohem Niveau. Wirtschaftsforscher*innen rechnen mit einer durchschnittlichen Inflation von sechs Prozent auch in diesem Jahr. Die Kaufkraft des Ersparten nimmt also bei einem Tagesgeld-Zins von drei Prozent immer noch um drei Prozent ab.
    Überdies sind die steigenden Zinsen ein zunehmendes Problem für Menschen, die sich über Kredit große Anschaffungen leisten wollen oder sich den Traum der eigenen vier Wände erfüllen möchten. So sind etwa die Bauzinsen von einem Prozent im vergangenen Jahr auf mittlerweile zwischen drei und vier Prozent gestiegen.
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