Mit einer Serie von Zinserhöhung kämpft die EZB gegen die hohe Inflation an. Für Verbraucher und die Bankenwelt haben steigende Zinsen Vor- und Nachteile.
Lange gingen Sparer leer aus, nun sind die Zinsen wieder da. Dank der geldpolitischen Wende der Europäischen Zentralbank (EZB) werfen Tages- und Festgeld wieder etwas ab. Und die EZB ist mit ihren Zinserhöhungen noch nicht am Ende.
Steigende Zinsen bergen jedoch auch Gefahren, nicht nur für Kreditnehmer, sondern auch für Banken, wie der Kollaps von Geldhäusern in den USA gerade gezeigt hat. Die Branche ist in Sorge, auch die Aktienkurse von Banken ohne bekannte Probleme sackten nochmals bedenklich ab.
In den USA gingen zwei Banken pleite. Auch in Deutschland fielen die Kurse der Finanzhäuser. Wie groß die Gefahr von weiteren Pleiten ist, schätzt Sina Mainitz ein.
Was bedeuten steigende Zinsen für Banken und Sparkassen?
Die Zinswende hat für Geldhäuser zwei Seiten: Der Zinsüberschuss steigt - er ist in Deutschland traditionell die wichtigste Ertragsquelle von Banken und Sparkassen. Die Differenz zwischen dem, was die Institute einerseits zum Beispiel für Kredite kassieren und andererseits ihren Kunden etwa als Sparzinsen zahlen, wird also größer.
Auf der anderen Seite mussten zum Beispiel die deutschen Sparkassen Milliardenabschreibungen auf Wertpapierbestände hinnehmen, was den Gewinn schmälerte. Denn der rasante Zinsanstieg führte zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen. Sie machen einen Großteil der Eigenanlagen der Sparkassen aus. Die Folge: Hohe Abschreibungen auf festverzinsliche Wertpapiere.
- Droht eine Finanzkrise 2.0?
Die kalifornische Bank Silicon Valley ist pleite. Könnte das weitere Kreise ziehen und eine ähnliche Situation wie in der Finanzkrise 2008 drohen?
Der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) jedoch hat die Finanzwelt aufgeschreckt: Das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Institut hatte in der Niedrigzinsphase viel Geld etwa in US-Staatsanleihen mit langer Laufzeit investiert.
Mit der Zinswende verloren viele der Wertpapiere erheblich an Wert. Zugleich war die SVB gezwungen, Anlegern höhere Zinsen zu bieten, damit diese ihre Gelder nicht abziehen - ein Spagat, der nicht gelang. Auch die angeschlagene Investmentbank Credit Suisse geriet kürzlich dadurch unter Druck, dass der Großaktionär Saudi National Bank eine zusätzliche Unterstützung ausschloss.
Warum steigen die Sparzinsen nicht in gleichem Maße?
Viele Banken und Sparkassen bieten wieder Zinsen auf Tagesgeld und Festgeld, seit die EZB im Sommer 2022 die Nullzinsphase beendete - allerdings längst nicht alle. Nach Daten des Vergleichsportals Verivox zahlen 282 von insgesamt 661 ausgewerteten Instituten bislang keine Tagesgeldzinsen. Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken halten sich demnach noch zurück.
Bei bundesweit verfügbaren Angeboten profitierten Sparer dagegen vom schärferen Konkurrenzkampf.
Was Sparer ärgert: Neukunden werden oft mit höheren Zinsen gelockt als Geldhäuser für bestehende Guthaben herausrücken. Das ist betriebswirtschaftlich verständlich: Sämtliche Einlagen plötzlich deutlich höher zu verzinsen, würde für die Institute teuer. Zudem verdienen sie im veränderten Zinsumfeld mit jedem neuen Kunden Geld.
Haben Sparer unterm Strich nun wirklich mehr Geld?
Allerdings machen sich die gestiegenen Zinsen am Ende im Geldbeutel kaum bemerkbar. Bei Inflationsraten von über acht Prozent verpuffen selbst Festgeldzinsen von drei Prozent und mehr. Der Realzins - also der Zins abzüglich der Inflation - ist weiterhin negativ.
Die Inflation hat das Leben in Deutschland teurer gemacht, auch im neuen Jahr gab es weitere Preissteigerungen. Das hatte vor allem Auswirkung auf Lebensmittel. Wie gehen Verbraucher mit den gestiegenen Preisen um?
Auch bei Baufinanzierungen sind die Zinsen kürzlich gestiegenen. Höhere Zinsen treffen vor allem diejenigen, die ein neues Darlehen brauchen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich nichts an der Zinshöhe.
Die Höhe der Bauzinsen ist allerdings nicht direkt von EZB-Zinsentscheidungen abhängig, sondern orientiert sich an der Verzinsung von Bundesanleihen. Bereits vor den Zinserhöhungen der Notenbank sind die Bauzinsen gestiegen.
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