EZB erhöht Leitzins: Vor- und Nachteile für Sparer
FAQ
Folgen für Sparer und Banken:Vor- und Nachteile höherer Zinsen
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Die EZB hat erneut den Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation angehoben. Für Verbraucher und die Bankenwelt haben steigende Zinsen Vor- und Nachteile.
Profitieren Sparer durch die erhöhten Zinsen tatsächlich?
Quelle: imago/Zoonar
Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die EZB erneut die Zinsen erhöht. Dass die Zinsen wieder da sind, ist für Sparer auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Steigende Zinsen bergen jedoch auch Gefahren, nicht nur für Kreditnehmer, sondern auch für Banken, wie der Kollaps von Geldhäusern in den USA gerade gezeigt hat.
Warum ist eine hohe Inflation überhaupt gefährlich?
Je höher die Inflation ist, desto stärker wird das Geld entwertet. Verbraucherinnen und Verbraucher können sich für einen Euro immer weniger leisten. Im April lagen die Verbraucherpreise im Euroraum einer ersten Schätzung des Statistikamtes Eurostat zufolge um 7,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats und damit deutlich über dem EZB-Ziel einer jährlichen Teuerungsrate von mittelfristig zwei Prozent.
Die Inflation in der Eurozone ist im April wieder etwas stärker gestiegen als im März. Sie lag bei 7 Prozent im Vorjahresvergleich, so Eurostat. Im März lag sie bei 6,9 Prozent.
Wie groß ist die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale?
Steigen die Löhne als Reaktion auf die hohe Inflation zu stark, kann das die Preise weiter nach oben treiben, weil Unternehmen gestiegene Löhne als Rechtfertigung für weitere Preiserhöhungen heranziehen. Löhne und Preise schaukeln sich dann gegenseitig hoch.
Steigende Löhne sind nach Einschätzung von EZB-Chefvolkswirt Philip R. Lane bislang keine wichtige Quelle für die hohe Inflation. Zwar erwartet die Notenbank nach seinen Angaben, dass die Löhne nun schneller steigen werden, da Gewerkschaften auf die hohe Inflation reagierten.
Was unternimmt die EZB gegen die Inflation?
Die Euro-Währungshüter stemmen sich mit einer Serie von Zinserhöhungen gegen die hartnäckig hohe Inflation. Erhöhungen der Leitzinsen verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft, die Inflationsrate zu senken. Allerdings geht das nicht von heute auf morgen. Zinserhöhungen wirkten laut Bundesbank-Präsident Joachim Nagel in der Regel mit einer Verzögerung von eineinhalb bis zwei Jahren.
Die kalifornische Bank Silicon Valley ist pleite. Könnte das weitere Kreise ziehen und eine ähnliche Situation wie in der Finanzkrise 2008 drohen?
von Stephanie Barrett
FAQ
Was bedeuten steigende Zinsen für Banken und Sparkassen?
Die steigenden Zinsen haben für Geldhäuser zwei Seiten: Der Zinsüberschuss steigt - er ist in Deutschland traditionell die wichtigste Ertragsquelle von Banken und Sparkassen. Die Differenz zwischen dem, was die Institute einerseits zum Beispiel für Kredite kassieren und andererseits ihren Kunden etwa als Sparzinsen zahlen, wird also größer.
Auf der anderen Seite mussten zum Beispiel die deutschen Sparkassen Milliardenabschreibungen auf Wertpapierbestände hinnehmen, was den Gewinn schmälerte. Denn der rasante Zinsanstieg führte zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen. Sie machen einen Großteil der Eigenanlagen der Sparkassen aus. Die Folge: Hohe Abschreibungen auf festverzinsliche Wertpapiere.
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Was bedeutet die Zinserhöhung für Sparer?
Nach jahrelanger Flaute profitieren Sparer von steigenden Zinsen für Tagesgeld und Co. Im Schnitt gibt es nach Daten des Vergleichsportals Verivox bei bundesweiten Tagesgeldangeboten 0,97 Prozent Zinsen und damit mehr als doppelt soviel wie zu Jahresbeginn. In der Spitze locken Institute mit 3 Prozent und mehr.
Wer sein Geld für zwei Jahre fest anlegt, erhält bei bundesweit aktiven Instituten im Schnitt 2,58 Prozent. In beiden Fällen sind die Zinsen bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken Verivox zufolge im Schnitt niedriger. Knapp ein Drittel von insgesamt 688 ausgewerteten Instituten zahlt nach wie vor nichts aufs Tagesgeld.
Wie stark sind die Bauherren betroffen?
Bauherren bekommen die gestiegenen Bauzinsen deutlich zu spüren. Zuletzt gab es zwar einen leichten Rückgang. Nach Einschätzung von Check24 wird der Zinssatz für zehnjährige Baufinanzierungen in den kommenden Monaten aber wieder Richtung vier Prozent oder darüber hinaus gehen. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich nichts an der Zinshöhe.
Die Höhe der Bauzinsen ist allerdings nicht direkt von EZB-Zinsentscheidungen abhängig, sondern orientiert sich an der Verzinsung von Bundesanleihen.
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