First Republic Bank: Neue Bankenpleite schürt Unsicherheit

    Übernahme der First Republic:Neue Bankenpleite schürt weitere Unsicherheit

    von Mischa Ehrhardt
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    JPMorgan übernimmt die First Republic Bank, womit die Bankenkrise wieder auf der Tagesordnung steht. Der Fokus liegt nun auch auf den Notenbanken FED und EZB.

    First Republic Bank in San Francisco
    Die kriselnde First Republic Bank in San Francisco wird von JPMorgan übernommen.
    Quelle: ap

    "Bad News are good News" - schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Dieser etwas zynische Satz aus der Medienbranche lässt sich derzeit an den Börsen beobachten. Zwar liegt ein turbulentes Wochenende zurück mit der Notübernahme der First Republic Bank durch JPMorgan. Dennoch klettert am Dienstagmorgen der deutsche Leitindex Dax zunächst über die Hürde von 16.000 Punkten.

    Abfluss von Einlagen so schnell noch "nie erlebt"

    Dabei war es ein nervenaufreibender Showdown in der Nacht zum Montag. Am Ende steht die Übernahme der kriselnden First Republic Bank durch JPMorgan. Wie vor einigen Wochen bei der Silicon Valley Bank und der Signature Bank hat sich auch die First Republic gegen Zinsänderungsrisiken offensichtlich unzureichend abgesichert. In der Folge verlor sie das Vertrauen von Investorinnen und Kunden, die massiv Gelder abzogen.
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    Die Schnelligkeit, mit der Kunden ihre Einlagen abziehen können, bereitet auch dem Chefbankenaufseher der EZB, Andrea Enria, Sorgen. "Das haben wir vorher so noch nie erlebt", sagte Enria auf einer Konferenz zur Bankenaufsicht in Frankfurt.

    Möglicherweise spielen soziale Medien und Digitalisierung eine Rolle bei diesen Dynamiken. Darüber müssen wir in Zukunft verstärkt nachdenken.

    Andrea Enria, EZB-Chefbankenaufseher

    Zinsentscheide von FED und EZB im Fokus

    Dass Investorinnen und Investoren an den Aktienmärkten teilweise positiv reagiert haben, dürfte zum einen damit zusammenhängen, dass auch bei der First Republic eine Lösung gefunden worden ist. Zum anderen rechnen sie nach der weiteren Pleite offenbar damit, dass die Zentralbanken nun vom Gas gehen könnten, was weitere Zinsanhebungen angeht.
    Am Mittwoch wird die FED ihren Zinsentscheid bekannt geben, am Donnerstag folgt die Europäische Zentralbank. "Tatsächlich haben sich die Kreditbedingungen seit Beginn der Bankenturbulenzen deutlich verschärft", sagte der Chefvolkswirt der ING, Carsten Brzeski, im Gespräch mit ZDFheute.

    Gleichzeitig ging auch die Nachfrage nach Krediten stark zurück, was auf höhere Zinsen, geringere Investitionen und den schwächelnden Wohnungsmarkt zurückzuführen war.

    Carsten Brzeski, ING-Chefvolkswirt

    Bankenkrise wirft weitere Schatten

    Damit sind Teile der Ziele der Notenbanken erreicht, die mit den starken Zinsanhebungen die Inflation in den Griff bekommen wollen. "Die schnelle und deutliche Zinswende der Fed zeigt in den USA zunehmend Wirkung. Die Kreditvergabepolitik der US-Banken hat sich in den letzten Monaten deutlich verschärft und wirkt inflationsdämpfend“, sagt KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
    Allerdings sollte die zeitweise positive Reaktion am Aktienmarkt nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Turbulenzen im US-Bankensektor in erster Linie ihre Schatten werfen. Denn zum einen liegt die Sorge nahe, dass auch andere Institute in den USA die Zinsänderungsrisiken unterschätzt haben. Zum anderen wachsen mit den Notübernahmen der strauchelnden Geldinstitute ohnehin große Banken weiter an.
    JPMorgan ist bereits vor der Übernahme der First Republic die größte US-Bank gewesen. Nun kommen auf die Bilanz noch einmal fast 230 Milliarden US-Dollar obendrauf - so die Bilanzsumme der First Republic Mitte April.

    Viel zu groß, um scheitern zu dürfen

    Auch die UBS ist durch die Notübernahme der Credit Suisse noch einmal enorm angewachsen – und das birgt höhere Risiken, weil diese neuen Banken-Kolosse erst recht zu groß zum Scheitern, also "too big to fail" sind. Das wiederum könnte die Bankenaufsicht auf den Plan rufen - in den USA ebenso wie in Europa.
    Das zeitweise Aufatmen von Anlegern sollte also nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit dem Aus der First Republic Bank in den USA die Unsicherheiten wieder gestiegen sind. Das dürfte auch der Grund sein, warum das wichtigste Börsenbarometer in Frankfurt nach seinem positiven Start am Vormittag seine Gewinne wieder abgegeben und bis zum Nachmittag leichte Verluste verbucht hat.

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