Jahreshauptversammlung: Deutsche Bank kommt nicht zur Ruhe

    Jahreshauptversammlung:Deutsche Bank kommt nicht zur Ruhe

    von Gregor Lischka
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    Die Deutsche Bank AG begeht ihre Jahreshauptversammlung unter eigentlich positiven Vorzeichen. Die Stimmung unter den Aktionären ist aber alles andere als rosig.

    Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main
    Trotz guter Zahlen bei der Deutschen Bank ist die Stimmung bei den Aktionären getrübt.
    Quelle: dpa

    Auf den ersten Blick können die Aktionäre und Aktionärinnen der Deutschen Bank AG sich vor der alljährlichen Hauptversammlung des Konzerns glücklich schätzen: Innerhalb eines Jahres kletterte der Aktienkurs von Deutschlands größter Bank um über 60 Prozent in die Höhe. Für das Geschäftsjahr 2023 will der Vorstand außerdem eine Dividende von 45 Cent pro Aktie vorschlagen und Aktienrückkäufe im Wert von über 600 Millionen Euro tätigen.
    SGS Bethmann Deutsche Bank
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    Schon in seiner vorab veröffentlichten Rede stellt CEO Christian Sewing den Aktionären in den kommenden Jahren auch weiter steigende Dividenden-Ausschüttungen in Aussicht.

    Die Ausschüttungen weiter zu steigern, hat für uns Priorität.

    Christian Sewing, Deutsche-Bank-CEO

    Und dennoch ist die Stimmung bei den Aktionären getrübt.
    Christian Sewing (r), Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, und James von Moltke, Finanzvorstand, sprechen während der Bilanz-Pressekonferenz der Bank in der Unternehmenszentrale in Frankfurt am Main.
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    Vertrauensverlust durch Postbank-Streitigkeiten

    Das dürfte wohl auch mit zwei aufeinanderfolgenden Tagen im April zu tun haben: Am 25. April verkündete die Deutsche Bank noch einen Quartalsgewinn von rund 1,3 Milliarden Euro - eine erfreuliche Nachricht für die Aktionäre, die auch einige Analystinnen und Analysten positiv überraschte.
    Am 26. April folgte dann aber die große Ernüchterung: Das nächste Milliardenrisiko zeichnete sich ab. Die Deutsche Bank gab bekannt, dass sie Rücklagen in Höhe von etwa 1,3 Milliarden Euro bilden müsse, da aufgrund einer Entscheidung des Oberlandesgerichts in Köln möglicherweise hohe Rückzahlungen an Altaktionäre der von der Deutschen Bank übernommenen Postbank fällig werden könnten.
    Für viele, auch größere Anteilseigner, eine Schocknachricht, die einiges von dem neu gefassten Vertrauen in die lange krisengeschüttelte Bank wieder verspielte. Auf der heutigen Jahreshauptversammlung wird sich der Vorstand der Deutschen Bank wohl zahlreiche kritische Fragen dazu gefallen lassen müssen.

    Hohe Gehälter und Boni sorgen für Kontroversen

    Auch die vergleichsweise hohen Gehälter und Boni, die die Deutsche Bank ihren Vorständen und Mitarbeitern zahlt, sorgten schon im Vorfeld für Diskussionen. Die Deutsche Bank teilte in Reaktion auf zahlreiche Nachfragen ihrer Aktionäre mit, dass es im gesamten Konzern 637 Einkommensmillionäre gibt.
    • Deutsche Bank: Milliardengewinn und Jobabbau
    Insgesamt zahlte die Deutsche Bank ihren Mitarbeitenden für das Jahr 2023 zudem Boni in Höhe von rund 2,5 Milliarden Euro aus. So kritisiert der Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V. in einem Gegenantrag, den er an diesem Donnerstag einbringen wird:

    Die Geschäftsführung der Deutschen Bank vertritt eine übermäßige Kultur der Bonuszahlungen.

    Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V.

    Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, spricht auf der Jahresmedienkonferenz.
    Im Jahr 2022 verdiente die Deutsche Bank fünf Milliarden Euro - so viel wie seit 15 Jahren nicht mehr. 02.02.2023 | 7:10 min
    Mit dieser Kritik ist der Verein nicht allein. So berichtete bereits das "Handelsblatt" Anfang Mai darüber, dass die führenden Aktionärsstimmrechtsberater Glass Lewis und ISS teils scharfe Kritik an der - auch im Vergleich zu anderen europäischen Großbanken - außerordentlichen Vergütungspraxis der Deutschen Bank übten. Auf Initiative des Aufsichtsrats soll ein neues, vereinfachtes Vergütungssystem für den Vorstand gebilligt werden.

    NGOs kritisieren Klimapolitik der Deutschen Bank

    Auch in Bezug auf die Klimaschutzziele steht die Deutsche Bank in der Kritik. Nach kürzlich veröffentlichten Recherchen der NGO urgewald hat sie im Jahr 2023 über 650 Millionen US-Dollar in Form von Krediten und Wertpapiergeschäften an den Kohlesektor vergeben.

    Das Klima braucht keine Lippenbekenntnisse, es braucht fossilfreie Finanzen.

    Kathrin Peetz, urgewald

    Die Deutsche Bank hatte ihre Kohlerichtlinie eigentlich selbst nachgebessert, diese weist allerdings noch gewisse Übergangsfristen für Bestandskunden auf.

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