Tausende protestieren bei Thyssenkrupp

    Konzernchef ausgepfiffen:Tausende protestieren bei Thyssenkrupp

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    Sie befürchten einen Stellenabbau: Tausende Mitarbeiter von Thyssenkrupp haben sich vor der Firmenzentrale versammelt und protestiert. Der Konzernchef wurde ausgepfiffen.

    23.05.2024: Thyssenkrupp-Stahlarbeiter demonstrieren bei einer IG-Metall-Kundgebung in Essen.
    Rund 5.000 Thyssenkrupp-Beschäftigte in der Stahlsparte demonstrierten in Essen gegen einen geplanten Teilverkauf.23.05.2024 | 0:19 min
    Mehrere Tausend Beschäftigte des Industriekonzerns Thyssenkrupp haben in Essen für mehr Mitsprache und Transparenz bei wichtigen Unternehmensentscheidungen demonstriert. "Ein Umbau der Thyssenkrupp AG gegen die Menschen wird nicht gelingen", sagte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Tekin Nasikkol. Es müsse Schluss sein "mit dem Kurs gegen die Mitbestimmung".
    Zur Teilnahme aufgerufen hatte die IG Metall. Bei der Kundgebung sprach auch Konzernchef Miguel López. "Ohne Einschnitte wird es nicht gehen", sagte der Manager, begleitet von lautstarken Buh-Rufen und Pfiffen.

    Wir stehen vor großen Veränderungen, und Veränderungen führen zu Verunsicherung.

    Miguel López, Konzernchef Thyssenkrupp

    Anlass für die Protestkundgebung direkt vor der Konzernzentrale war eine Sitzung des Aufsichtsrats der Konzernholding am selben Tag. Arbeitnehmervertreter werfen dem Vorstand um den Vorsitzenden López unter anderem vor, sie nicht genügend und frühzeitig in wichtige Entscheidungen einbezogen zu haben.
    SGS mit Bethmann am 23.05
    Tausende haben vor dem Thyssen Krupp Konzern in Essen demonstriert. Der Vorwurf an den Vorstand: Eine undurchsichtige Informationspolitik. ZDF-Experte Frank Bethmann berichtet.23.05.2024 | 0:59 min

    Stellenabbau bei Thyssenkrupp befürchtet

    Im Fokus steht vor allem die Thyssenkrupp-Stahlsparte, die mit der Konjunkturschwäche und Billigimporten zu kämpfen hat. Dort ist ein deutlicher Abbau der Erzeugungskapazitäten in Duisburg geplant, der mit einem Stellenabbau verbunden sein soll. Einzelheiten stehen noch nicht fest.
    Außerdem geht es um einen 20-Prozent-Einstieg der EPCG-Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky in die Stahlsparte. Der Aufsichtsrat sollte über den Einstieg abstimmen. Thyssenkrupp hat weltweit rund 100.000 Beschäftigte, davon allein rund 27.000 in der Stahlsparte.
    Workers of the steel division of Thyssen-Krupp protest in front of the Thyssen Krupp Steel headquarter in Duisburg, Germany, 30 April 2024.
    Tausende Beschäftigte von Thyssenkrupp in Duisburg protestierten bereits im April gegen den geplanten Teilverkauf ihrer traditionsreichen Sparte.30.04.2024 | 1:32 min
    "Gegen Milliardäre haben wir nichts, solange sie Geld mitbringen und in den Stahl investieren", sagte Konzernbetriebsratsvorsitzender Nasikkol. Allerdings wüssten die Beschäftigten nicht, was Herr Kretinsky wolle.

    Will er mit uns Geld verdienen, oder will er an uns Geld verdienen?

    Tekin Nasikkol, Konzernbetriebsratsvorsitzender Thyssenkrupp

    Man sei offen für gute Lösungen. "Doch billig verkaufen lassen wir uns nicht."
    SGS Bethmann
    Thyssenkrupp hat mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky einen neuen Miteigentümer gefunden. Was diese Partnerschaft bedeutet, weiß der Börsenexperte.26.04.2024 | 1:03 min

    Konzernbetriebsrat hat konkrete Forderungen

    Nasikkol forderte beim angekündigten Umbau der Stahlsparte erneut die Einhaltung von Tarifverträgen, den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen, Standortgarantien für alle Standorte sowie weitere Investitionen in eine klimafreundlichere Stahlerzeugung.
    "Wir wollen in konstruktiver Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretungen sozialverträgliche Lösungen schaffen", sagte López. "Es soll auch weiterhin keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Aber wir müssen handeln, damit Stahl aus Duisburg auch weiterhin eine Perspektive hat."
    Quelle: dpa, Reuters

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