Wärmepumpen: Viessmann-Verkauf wegen Konkurrenz aus Asien?

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    Wärmepumpen-Bauer:Viessmann-Verkauf wegen Konkurrenz aus Asien?

    von Mischa Ehrhardt
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    Nun ist es offiziell: Viessmann verkauft einen Teil seines Geschäftes, unter anderem den zukunftsträchtigen Sektor Wärmepumpen. Grund dürfte die kommende Konkurrenz aus Asien sein.

    Eine Wärmepumpe in einem Kellerraum.
    Trotz gut laufender Geschäfte verkauft das hessische Familienunternehmen Viessmann seine Klimasparte einschließlich der lukrativen Wärmepumpen an den US-Konkurrenten Carrier Global. Der Kaufpreis liegt bei rund 12 Milliarden Euro.26.04.2023 | 1:19 min
    "Die schlaue Wärmepumpe denkt an die Zukunft." So begrüßt Viessmann seine Gäste auf der Firmenseite im Internet. Darunter heißt es noch, das Familienunternehmen in der vierten Generation sehe in der Klima- und Energiewende eine "Jahrhundertchance".
    Diese Chance nutzt nun wohl Carrier Global in Florida. Denn der Heiztechnik-Konzern bereitet derzeit die Übernahme durch das US-Unternehmen vor. Das bestätigte das Unternehmen am Dienstagabend in einer Pressemitteilung.

    Überraschender Zeitpunkt inmitten der Energiewende

    Die Nachricht kommt überraschend, wo Wärmepumpenhersteller wie Viessmann Jahrhundertgeschäfte winken. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr seinen Umsatz um fast 20 Prozent in die Höhe geschraubt, auf vier Milliarden Euro - ein Rekordwert. Haupttreiber dabei: das Geschäft mit Wärmepumpen. Der Bereich macht 85 Prozent des Unternehmens aus - und genau der wird nun verkauft.
    "Das ist tatsächlich ein überraschender Zeitpunkt", sagt auch der Ökonom Jens Südekum vom Institut für Wettbewerbsökonomie an der Universität Düsseldorf. Denn Viessmann gehört zu den großen deutschen Unternehmen im Markt für Heiztechnik und insbesondere auch zukunftsweisender Wärmepumpen. Denn wenn es nach den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums geht, sollen in Deutschland sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030 installiert sein. Bislang sind es nur rund eine Million.
    Es handelt sich also um einen absoluten Wachstumsmarkt. Vor allem deutsche Hersteller teilen ihn unter sich auf, es sind Unternehmen wie Bosch Thermotechnik, Stiebel Eltron, Vaillant oder eben Viessmann. Allerdings könnte sich das bald ändern.
    Auf dem Bild sind zwei Heizungsbauer bei der Arbeit zu sehen.
    Viele Verbraucher in Deutschland bestellen sich aufgrund der Wärmewende neue Heizanlagen. Wegen Lieferschwierigkeiten stockt jedoch die Montage.04.04.2023 | 2:08 min

    Asiatische Konkurrenz in den Startlöchern

    Denn Konkurrenten in anderen Ländern stehen bereits in den Startlöchern, um ihre Lösungen für die Energiewende in Deutschland unter das Volk zu bringen. Zu den internationalen großen Herstellern gehören der Heizungs- und Wärmepumpenspezialist Nibe aus Schweden, Mitsubishi, Panasonic und Daikin aus Japan, aber auch Technologiekonzerne wie Samsung aus Südkorea oder Midea in China - bekannt durch die Übernahme des Augsburger Industrieroboter-Herstellers Kuka.

    Ich kann mir das eigentlich nur so erklären, dass am deutschen Wärmepumpenmarkt insbesondere Konkurrenz aus Asien kommen wird.

    Jens Südekum, Ökonom an der Universität Düsseldorf

    "Damit dürften die Profitmargen am Markt sinken. So gesehen wäre es der optimale Zeitpunkt zum Verkauf, zu dem man noch einen sehr hohen Preis erzielen kann. In Zukunft könnten Gewinne und Margen unter Druck geraten", sagt Jens Südekum.
    marie-christine-ostermann
    Der hessische Heizungsbauer Viessmann verkauft seine Klimasparte an den US-Konkurrenten Carrier Global. "Wir müssen in Deutschlands insgesamt wieder wettbewerbsfähig werden", so Marie-Christine Ostermann ("Die Familienunternehmer").26.04.2023 | 3:46 min
    Dabei spielen insbesondere zwei Tendenzen eine Rolle. Zum einen haben asiatische Unternehmen Kostenvorteile gegenüber deutschen Unternehmen. Bieten sie verstärkt ihre Produkte hierzulande an, so sinken im Wettbewerb untereinander die Preise und damit auch die Margen für Unternehmen wie Viessmann. Zum anderen sind Unternehmen, die international in großem Stil produzieren, im Vorteil, weil sie weniger Kosten pro Stück haben als kleinere Anbieter.

    Verkaufspreis könnte bei elf Milliarden Euro liegen

    Mit dem Teilverkauf geht das regional aufgestellte Familienunternehmen im US-Konzern Carrier Global auf - und erlangt damit eine deutlich höhere Kapitalkraft. Das könnte dann entscheidend sein, wenn es künftig um Investitionen und schnelles Wachstum geht. Letztlich zähle im globalen Wettbewerb irgendwann nur noch Größe und Stückzahl, hieß es denn auch sinngemäß in Unternehmenskreisen bei Viessmann.
    Berichten zu Folge will Viessmann durch den Verkauf seines Geschäftsbereichs Klimalösungen an Carrier rund 85 Prozent seiner Umsätze abgeben. In Rede steht ein Transaktionsvolumen in Höhe von elf Milliarden Euro - bestätigt ist dies nicht. Bei Viessmann arbeiten rund 14.500 Beschäftigte. Dem Vernehmen nach solle der Firmensitz auch nach dem Verkauf in Allendorf an der Eder bleiben.

    Eine Wärmepumpe funktioniert ähnlich wie ein Kühlschrank - nur umgekehrt. Während der Kühlschrank dem Innenraum Wärme entzieht und diese nach außen abgibt, zieht eine Wärmepumpe je nach Bauart Außenwärme aus Boden, Wasser oder Luft. Der Vorteil: Es muss nur vergleichsweise wenig elektrischer Strom für den Antrieb aufgewandt werden.

    Eine Wärmepumpenanlage besteht aus drei Teilen: Der Wärmequellenanlage, der eigentlichen Wärmepumpe und dem Verteil- und Speichersystem. Zunächst wird in der Wärmequellenanlage mit der Umweltwärme eine Flüssigkeit, meist eine Mischung aus Wasser und Frostschutzmittel, erwärmt. Dies ist auch bei kalten Außentemperaturen kein Problem: Ab einer Tiefe von rund 15 Metern herrschen das ganze Jahr über konstant etwa zehn Grad Celsius, Grundwasser hat eine Temperatur von sieben bis 14 Grad. Über die Wärmequellenanlage wird diese Wärmeenergie entnommen und in die eigentliche Wärmepumpe transportiert.

    In der Wärmepumpe zirkuliert ein Kältemittel, das bereits bei niedrigen Temperaturen verdampft. Durch einen Kompressor wird der Kältemitteldampf verdichtet und erhitzt sich damit weiter - der gleiche physikalische Effekt wie bei einer Fahrradpumpe, die beim Pumpen ebenfalls heiß wird. Anschließend kondensiert das heiße Kältemittelgas in einem sogenannten Verflüssiger, gibt seine Wärme an die Heizanlage des Hauses ab und beginnt den Kreislauf in flüssiger Form erneut.

    Die Heizanlage des Hauses, in der zumeist Wasser zirkuliert, nimmt die Wärme aus der Wärmepumpe auf und verteilt sie im Haus. Dabei gilt: Je niedriger die Heiztemperatur, desto effektiver die Wärmepumpe. Als besonders geeignet gelten deshalb Fußbodenheizungen - sie benötigen aufgrund der großen Fläche nur eine niedrige Vorlauftemperatur. Eine Wärmepumpe kann so eine einzige Kilowattstunde Strom in ungefähr vier bis sechs Kilowattstunden Wärme verwandeln.

    Quelle: AFP

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