Rezessionsangst ade: Finanzexperten schauen überraschend viel optimistischer auf die Wirtschaft in Deutschland als zuletzt. Trotz Energiekrise und hoher Inflation.
Die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten in Deutschland haben sich im Januar deutlich stärker als erwartet verbessert. Das Stimmungsbarometer des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW stieg gegenüber dem Vormonat um 40,2 Punkte auf 16,9 Zähler. Das teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim mit.
Vierter Anstieg in Folge
Zum ersten Mal seit Februar 2022 befindet sich der Indikator damit wieder im positiven Bereich. Es ist der vierte Anstieg in Folge. Analysten hatten im Schnitt mit einer weniger deutlichen Aufhellung der Erwartungen auf minus 15,0 Punkte gerechnet. ZEW-Präsident Achim Wambach sagte zu den Daten:
Die Inflation ist im vergangenen Jahr auf ein Rekordhoch gestiegen. Grund seien die extremen Preisanstiege für Energieprodukte und Nahrungsmittel, so das Statistische Bundesamt.
"Dazu haben vor allem die günstigere Situation an den Energiemärkten und die Energiepreisbremsen der Bundesregierung beigetragen." Zudem hätten sich die Exportchancen der deutschen Wirtschaft durch die Aufhebung der Covid-Restriktionen in China verbessert. "Entsprechend haben sich die Ertragserwartungen der exportorientierten und der energieintensiven Sektoren deutlich verbessert."
Die Aussicht auf eine weiter zurückgehende Inflationsrate führe zudem zu einer Verbesserung der Erwartungen für die konsumnahen Branchen, fuhr Wambach fort.
Die Bewertung der aktuellen Konjunkturlage hellte sich hingegen nur leicht auf. Sie stieg um 2,8 Punkte auf minus 58,6 Punkte. Hier waren minus 57,0 Punkte erwartet worden.
Die Aussichten für 2023 werden von führenden Wirtschaftsverbänden schlechter als vor einem Jahr eingeschätzt. Trotzdem wird mit einer milden Rezession gerechnet.
Dax gibt leicht nach
Von den überraschend starken Konjunkturerwartungen gingen jedoch kaum Impulse aus. Der Dax gab am Dienstag nach. Marktbeobachter sprachen von moderaten Gewinnmitnahmen, denn das deutsche Börsenbarometer hat seit dem Jahresstart bereits um fast neun Prozent zugelegt. Gegen Mittag gab der Leitindex um 0,13 Prozent auf 15.114,47 Punkte nach. Für den MDax ging es um 0,13 Prozent auf 28.494,22 Punkte hoch.
Das Institut fragt für den Index, der als wichtiger Indikator für die konjunkturelle Entwicklung gilt, monatlich Expertinnen und Experten aus Banken, Versicherungen und Finanzabteilungen von Großunternehmen nach ihren Einschätzungen zu wichtigen internationalen Finanzmarktdaten wie Inflationsraten, Zinsen, Aktienindizes, Wechselkursen und dem Ölpreis. Für die aktuellen Daten wurden vom 9. bis 16. Januar 179 Analysten und institutionelle Anleger befragt.
Robert Habeck bei "maybrit illner"