Das Gute zum Wochenende: Mehr Rechte für die Natur

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    Das Gute zum Wochenende:Mehr Rechte für die Natur

    Christian Dezer
    von Christian Dezer
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    ZDFheute Good News

    Guten Morgen,

    was ist der Unterschied zwischen einer GmbH, einer Aktiengesellschaft und einem Fluss oder einem Wald? Die ersten beiden sind juristische Personen. Wenn jemand gegen ihre Interessen verstößt, können sie vor Gericht klagen. Die Natur kann das nicht. Doch in manchen Ländern ändert sich das gerade. Ende März entschied der oberste Gerichtshof der peruanischen Region Loreto, dass der Fluss Maranòn Eigenrechte erhält. Er ist einer der beiden Quellflüsse des Amazonas, der nun als juristische Person das Recht auf Existenz ohne Verschmutzung besitzt.
    Amazonas
    Quelle: Reuters

    Einige Frauen vom indigenen Stamm der Kukama hatten sich mehrere Jahre gegen die zunehmende Ölverseuchung gewehrt und schließlich gewonnen, berichtet die Globale Allianz für die Rechte der Natur (GARN).
    Ureinwohner aus Neuseeland und Polynesien schlossen sich in dieser Woche für den Schutz der Wale zusammen. Sie wollen auf ihre jeweiligen Regierungen einwirken, damit auch Meeressäuger zu juristischen Personen werden. Das soll es erleichtern, die stark schrumpfende Walpopulation zu schützen und marine Schutzgebiete einzurichten.
    Vertreter könnten dann für die Rechte der Wale vor Gericht ziehen. Würde ein Wal beispielsweise von einem Schiff verletzt oder gar getötet, fielen hohe Geldstrafen an. Und das könnte dazu führen, dass Schiffseigner spezielle Überwachungstechnik installieren, um solche Kollisionen künftig zu verhindern.
    Katty Salié mit Gorilla und Schmetterling
    aspekte: Was für ein Verhältnis zur Natur brauchen wir?23.06.2023 | 43:44 min
    Was zunächst ungewöhnlich klingt, geschieht weltweit immer häufiger. Rund 400 Fälle gibt es bisher, bei denen Wälder, Flüsse oder besonders empfindliche Ökosysteme ihre Gerichtsverfahren gewonnen haben, sogar in Europa. In Spanien beispielsweise wurde 2022 das Mar Menor, eine bedeutende, aber stark gefährdete Salzwasserlagune, zur juristischen Person. Damit kann nun im Namen der Lagune vor Gericht gegen schädliche Eingriffe geklagt werden.
    Tote Fische liegen am Strand am Mar Menor in Murcia
    Quelle: dpa

    Als Vorbild für die Umsetzung von Rechten für die Natur gilt der neuseeländische Fluss Whanganui. Die indigene Bevölkerung der Maori erreichte nach einem Kampf, der über 150 Jahre andauerte, dass der Fluss 2017 als Rechtsperson eingestuft wurde. Um den Schutz auch durchzusetzen, richtete die Regierung einen Fonds in Höhe von 30 Millionen neuseeländischen Dollar ein. Außerdem erhielt der Fluss eine menschliche Vertretung, um vor Gericht klagen zu können.
    Die Rechte der Natur werden mittlerweile auch in Schweden, Frankreich, Schottland und den Niederlanden diskutiert. Dabei spielen Überlegungen eine Rolle, Ökosystemen dauerhaft gesetzliche Repräsentanten zu geben, die dann die Rechte geltend machen. Oder als Anreize, damit Wirtschafts- und Umweltinteressen früher und nachhaltiger aufeinander abgestimmt werden, um mögliche Prozesse zu vermeiden.
    Der Rechtsexperte Jens Kersten von der Ludwig-Maximilians-Universität in München empfiehlt einen anderen Weg: eine ökologische Grundgesetzreform, nach der dem Umweltschutz im Grundgesetz die gleiche Bedeutung zugemessen würde wie dem Demokratie- und Rechtsstaatsprinzip.
    Muss das Recht künftig ökologisiert werden, um die Natur wehrhafter zu machen? Was uns Ecuador, Peru oder Neuseeland mit ihrer kulturellen Prägung zur Natur vormachen, könnte auch für uns wichtiger werden - gerade angesichts des Klimawandels und seiner katastrophalen Auswirkungen.
    Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und ein schönes erstes Aprilwochenende (bei fast 30 Grad).
    Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b
    Harald Lesch vor leeren Regalen im Supermarkt
    Leschs Kosmos: Artensterben - na und?!28.02.2023 | 28:33 min

    Was noch gut war diese Woche

    Seepferdchen zurück im Wattenmeer: Die Schutzstation Wattenmeer berichtet, dass immer häufiger Seepferdchen in der Nordsee zu finden sind. Zwischen 1949 und 2000 wurden gerade mal sieben Tiere gezählt, mittlerweile ist die Zahl gestiegen. 2022 wurden 38 und im letzten Jahr weitere 23 Fundmeldungen registriert.
    Algen und Bakterien für Klimaschutz: Forschende der Universität Jena haben ein Bakterium gefunden, das zusammen mit einer Grünalge in Symbiose lebt. Beide Mikroorganismen unterstützen sich gegenseitig in ihrem Wachstum. Außerdem schützt das Bakterium die Alge vor Angriffen von anderen schädlichen Bakterien. Neben Landpflanzen produzieren Algen und Bakterien einen großen Teil des Sauerstoffs und binden die Hälfte des Kohlendioxids in der Atmosphäre. Die Studie zeigt, dass die beiden Mikroorganismen in der natürlichen Umgebung zusammen auftreten und machen ihre Bedeutung vor dem Hintergrund der globalen Erwärmung deutlich.
    Blut als Stromquelle: Medizinische Implantate, wie Herzschrittmacher, benötigen Strom. In der Regel werden die Geräte dabei durch Batterien versorgt, die eine begrenzte Lebensdauer haben und operativ ersetzt werden müssen. Materialwissenschaftler arbeiten an langlebigeren Alternativen. Ein neu entwickelter Herzschrittmacher kommt ganz ohne Akku aus. Er gewinnt die Energie direkt aus den Schlagbewegungen des Herzens. Ein chinesisches Team hat jetzt im Tierversuch erfolgreich eine Batterie getestet, die mit Sauerstoff aus dem Blut betrieben werden kann. Dabei stellten sie aber fest, dass erst die Wunde abheilen muss, damit die Blutgefäße einen stabilen Stromfluss liefern können.

    Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

    In Deutschland wurden im Jahr 2022 laut Statistik knapp 16 Millionen Operationen an vollstationären Patienten durchgeführt. Bei vielen Eingriffen gelten wir als Europameister. Nicht jede Operation ist die einzige oder beste Lösung. Davon berichtet unsere plan-b-Dokumentation "Gesund ohne OP - Rezepte für eine bessere Heilung":
    Ein Chirug mit Maske und Brille schaut konzentriert mit einem Skalpell in der Hand auf ein Knie und setzt das Skalpell an.
    21.05.2024 | 29:45 min
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    Zusammengestellt von Christian Dezer und Julia Michelle Metz.