Fahrtdauer, Fahrräder, Preis:Wo und wann lohnt sich das Deutschlandticket?
von Anna Grösch
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Für 49 Euro im Monat mit der Bahn durch Deutschland fahren - das geht ab heute. Was mit dem Deutschlandticket möglich ist und wo es unübersichtlich wird - ein Überblick.
Seit dem 1. Mai gilt das Deutschland-Ticket. Für 49 Euro monatlich kann bundesweit der öffentliche Nah- und Regionalverkehr genutzt werden. 01.05.2023 | 1:27 min
Mit Bus und Bahn quer durch ganz Deutschland - für weniger als 50 Euro im Monat. Das geht mit dem Deutschlandticket, auch als 49-Euro-Ticket bekannt. Aber wie weit kommt man damit eigentlich? Ein Überblick zu möglichen Strecken für einen Feiertagsausflug, zur Fahrradmitnahme und wo sich ein Umstieg vom Fern- in den Nahverkehr lohnt.
Denn: Anders als das 9-Euro-Ticket kann das Deutschlandticket nicht für jeden Monat einzeln gekauft werden, sondern nur im Abonnement. Wer nicht kündigt, erhält das Ticket für den kommenden Monat also automatisch. Das Ticket kann aber immer zum Ende jeden Monats gekündigt werden.
Wer kann mit dem Deutschlandticket mitfahren?
Das Ticket nutzen kann nur der Inhaber oder die Inhaberin allein. Das Deutschlandticket ist personalisiert und nur mit Namenseintrag und einem amtlichen Ausweis gültig, so die Deutsche Bahn.
Kinder unter 6 Jahren dürfen kostenfrei mitfahren - sind sie älter, brauchen sie eine eigene Fahrkarte.
Auch die Mitnahme von Hunden ist nicht automatisch erlaubt. Für sie muss ein entsprechendes Ticket gezogen werden - für die genutzte Strecke oder das Tarifgebiet, durch das gefahren wird. Über die genauen Regelungen solle man sich jeweils dort informieren.
Ist die Fahrradmitnahme inkludiert?
Gleiche Antwort wie im Absatz zuvor: Kommt drauf an. Auch für die Fahrradmitnahme gelten die jeweiligen Tarifbestimmungen der Landestarife und Verkehrsverbünde. Wer im jeweiligen Tarifgebiet ein Fahrradticket braucht, muss es auch beim Deutschlandticket dazu buchen.
Lohnt sich das Umsteigen vom Fern- auf den Nahverkehr?
Auch das kommt ganz darauf an. Finanziell kommen Vielfahrer mit dem 49-Euro-Ticket monatlich natürlich generell günstiger weg als mit mehreren ICE-Tickets, je nach Tarif zum Zeitpunkt der Buchung. Doch für den Umstieg auf den ÖPNV muss man Zeit mitbringen:
Während eine Fahrt vom Frankfurter Hauptbahnhof nachBerlin mit dem ICE-Sprinter rund 3 Stunden und 50 Minuten dauert, ist man im Nahverkehr rund 9 Stunden unterwegs - mit einer guten Verbindung.
Auf der Strecke Frankfurt - Köln braucht man im ICE circa eineinhalb Stunden oder sogar weniger - im Nahverkehr kann man es mit der richtigen Verbindung in etwas über drei Stunden schaffen. Wer die Zeit hat, kann so Geld sparen.
Im Vor- und Nachlauf zu einem Fernverkehrszug kann das Deutschlandticket genutzt werden. Allerdings ist für die Strecke im Fernverkehr dann immer ein separates Ticket notwendig. Dies hat Auswirkungen auf eventuelle Fahrgastrechte bei Verspätungen: Bei Verpassen des gegebenenfalls anschließenden Fernverkehrszugs ist die Zugbindung nicht aufgehoben und es können keine Erstattungsansprüche geltend gemacht werden.
Es gibt in Deutschland schöne Bahnstrecken - die sich auch mit dem 49-Euro-Ticket erkunden lassen. Von BingennachKoblenz zum Beispiel: am Rhein entlang, inklusive Blick auf die Loreley, die Teil des Unesco-Weltkulturerbes Mittelrheintal ist.
Oder auch die Höllentalbahn im Schwarzwald, eine der steilsten Bahnstrecken Deutschlands. Doch gerade Fahrten zu touristischen Zielen könnten stressig werden, warnt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. "Es wird möglicherweise kritisch, wenn sich Freizeitfahrten und Pendlerfahrten überlagern." Dann drohe eine hohe Auslastung der Züge.
Wer kann, solle auf Zeiten umsteigen, in denen weniger Menschen unterwegs sind. Naumann warnt auch davor, in dem günstigeren Nahverkehrsticket ein Allheilmittel für die Verkehrswende zu sehen. Nicht mal ein 0-Euro-Ticket sei die Lösung:
Sie können so vielen Leuten das 49-Euro-Ticket anbieten, wie sie wollen. Ohne das entsprechende Angebot, werden sie es nicht nutzen.
Karl-Peter Naumann, Fahrgastverband Pro Bahn
Der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln, Parkraumbewirtschaftung und veränderte Verkehrsplanung spiele eine große Rolle.
Runter von der Straße, rein in die Bahn. Um massiv CO2 einzusparen, brauchen wir klimafreundliche Mobilität. Aber immer noch wird in Deutschland zu wenig in die Schiene investiert.01.03.2023 | 29:32 min
Quer durchs Land mit dem Deutschlandticket:
Wer es aber wirklich wissen will - und viel Zeit hat - kann ganz Deutschland mit dem neuen Ticket per Nahverkehr entdecken.
Wie wäre es zum Beispiel mit einer Fahrt vom Norden in den Süden? Mitbringen muss man dafür nur rund 13 Stunden Zeit, zumindest, wenn man alle sieben Verbindungen von Flensburgnach Konstanz erwischt.
Oder vom Westen in den Osten? In rund 16,5 Stunden kann man es von Aachen nach Görlitz schaffen.
Und wer richtig viel Zeit hat, kann mit dem Nahverkehr von Sylt, ganz im Nordwesten, mal runter nach Berchtesgaden im Südosten fahren - in rund 22 Stunden, mit einer guten Verbindung. Unterwegs sieht man jede Menge vom Land - und kann sich vielleicht beim Blick aus dem Fenster auch einfach mal von der Schnelllebigkeit der heutigen Welt erholen.
2022 waren so viele Fernverkehrszüge unpünktlich wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Als Gründe nannte die Deutsche Bahn eine überalterte Infrastruktur und viele Baustellen.21.03.2023 | 8:26 min
Wer profitiert wie stark von dem neuen Ticket?
Das ist abhängig von der individuellen ÖPNV-Nutzung sowie den bisherigen Ticketangeboten der jeweiligen Region. Besonders stark profitieren dürften:
Pendlerinnen und Pendler im Umland großer Städte
Menschen, die viel an unterschiedlichen Orten unterwegs sind
Klar ist, dass bisherige Abo-Preise in Ballungsräumen meist deutlich über 49 Euroliegen, gerade für ländliche Regionen oft sogar im dreistelligen Bereich.
Weniger attraktiv ist das 49-Euro-Ticket für ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzer...
die bereits von vergünstigten Angeboten wie Sozialtickets profitieren
die häufig Sonderregelungen wie Mitfahrangebote nutzen
die sich mit anderen Menschen ein Ticket teilen
an deren Wohnort die Verkehrsanbindung besonders schlecht ist
Allerdings dürfte sich das Ticket auch bei gelegentlichen, weiteren Fahrten im ländlichen Raum lohnen. Durch die monatliche Kündbarkeit ist es so auch für Ausflüge oder Kurzurlaube interessant.