30 Jahre Brandanschlag in Mölln - das Trauma bleibt

    30 Jahre Brandanschlag in Mölln:"Traumata und Narben, die bis heute bleiben"

    von Mona Trebing
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    Vor 30 Jahren starben in Mölln drei Menschen durch einen rassistischen Brandanschlag. Bis heute ist er ein Symbol für den Fremdenhass in Deutschland. Eine Stadt erinnert.

    Es ist die Nacht zum 23. November 1992. Zwei Neonazis werfen Brandsätze auf zwei von türkischstämmigen Familien bewohnte Häuser in der Möllner Altstadt. Die damals 51 Jahre alte Bahide Arslan ist zu Hause - gemeinsam mit ihren zehn- und vierzehnjährigen Enkelinnen Yeliz Arslan, Ayşe Yılmaz und ihrem sieben Jahre alten Enkel Ibrahim Arslan.
    Als es anfängt zu brennen, versucht Bahide, die Kinder zu retten, wickelt Ibrahim in nasse Tücher und bringt ihn in die Küche. Er überlebt, sie selbst und die beiden Mädchen sterben jedoch in den Flammen. Neun weitere Menschen werden schwer verletzt.

    Nach Brandanschlag: Täter werden schnell gefasst

    Schnell wird klar: Es handelt sich um einen rassistisch motivierten Anschlag. Die Tatverdächtigen werden festgenommen und ein Jahr später, im Jahr 1993, vom Oberlandesgericht zu Höchststrafen verurteilt. Lebenslänglich für einen damals 26-Jährigen wegen dreifachen Mordes, 39-fachen Mordversuchs und besonders schwerer Brandstiftung.
    Der 20-jährige Mittäter wird nach Jugendstrafrecht zu zehn Jahren Haft verurteilt. Ihre Strafe haben sie mittlerweile verbüßt, ihre Taten sind nach wie vor unvergessen.

    Mölln wird zu Symbol für Fremdenfeindlichkeit

    Die Bilder des in Flammen stehenden Fachwerkhauses gehen damals um die Welt. Bis heute ist die kleine Stadt Mölln in Schleswig-Holstein ein Symbol für Ausländerhass - ein Missstand, der in Deutschland immer noch brandaktuell ist.

    Als Landesregierung wollen wir Rechtsextremismus in all seinen Ursachen bekämpfen, damit Mölln nie wieder passiert.

    Aminata Touré (Grüne), Integrationsministerin Schleswig-Holstein

    Niemand in diesem Land solle Angst um sein Leben haben müssen, weil er eine Migrationsgeschichte habe, so Aminata Touré (Grüne), Integrationsministerin in Schleswig-Holstein. Auch Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) warnt, dass sich ein solches Ereignis der Vergangenheit, gerade in Zeiten, in denen viele Menschen nach Deutschland flüchteten, keinesfalls wiederholen dürfe.

    Die Anschläge haben Traumata und Narben bei den Überlebenden, bei den Angehörigen und in der Gesellschaft hinterlassen, die bis heute bleiben.

    Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident Schleswig-Holstein

    Brandanschlag: Hinterbliebene kritisieren Gedenkkultur

    Gezeichnet von diesen Narben ist vor allem auch Ibrahim Arslan. Er engagiert sich gegen Rechtsextremismus und kämpft für das Erinnern an die Tat: "Eine vernünftige und respektvolle Gedenkveranstaltung zu organisieren, auf Augenhöhe und im Einklang, das ist mein größtes Bedürfnis". Immer wieder sind die Hinterbliebenen mit der Gedenkkultur in den vergangenen Jahren unzufrieden und kritisieren, dass sie als Betroffene nicht mit einbezogen würden.
    So erfahren sie zum Beispiel nur zufällig von einer Ausstellung mit Reportage-Fotos im Historischen Rathaus in Mölln, die bereits 1994 schon einmal gezeigt wurde. Auch von Hunderten Briefen, die Menschen nach der Tat als Zeichen ihrer Anteilnahme an seine Familie schreiben, hat Ibrahim Arslan erst vor drei Jahren erfahren:

    Wenn wir damals von der Anteilnahme und Solidarität in der Gesellschaft gewusst hätten, hätte uns das damals geholfen und ein wenig Trost gespendet.

    Ibrahim Arslan, Überlebender

    30. Jahrestag: Die Stadt Mölln erinnert

    Mit einer Gedenkfeier erinnert die Stadt Mölln am Mittwoch, den 23. November, am 30. Jahrestag der Anschläge. Es findet ein Gedenkgottesdienst statt, anschließend sind Kranzniederlegungen an beiden Brandhäusern in der Möllner Altstadt geplant. Neben Schleswig-Holsteins Integrationsministerin Touré werden unter anderem auch Kultusstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz (SPD) erwartet.

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