Zu wenig Pilz-Diversität: Warum Camembert in Gefahr ist

    Zu wenig Diversität beim Pilz:Warum der Camembert in Gefahr ist

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    Müssen sich Camembert-Liebhaber langfristig auf ein Ende des vertrauten Käsegenusses einstellen? Die notwendigen Pilzsporen werden knapp. Aber: Die nächsten Jahre sind gesichert.

    Typical: Camembert
    Samtig weißer Schimmel - das war nicht immer so und könnte sich künftig auch wieder ändern: Camembert
    Quelle: colourbox.de

    Experten in Frankreich warnen vor einem möglichen Ende des Camemberts mit seiner weißen, flaumigen Kruste. Für den Weichkäse werde derzeit ein einziger Pilzstamm der Art Penicillium camemberti verwendet, heißt es im Magazin "Le Journal" des französischen Forschungszentrums CNRS.
    Der Stamm werde nicht geschlechtlich vermehrt, sodass kein neues Erbgut hinzukomme. Mit der Zeit habe er so die Fähigkeit verloren, für die Reproduktion notwendige Sporen zu produzieren. In dem Beitrag heißt es, für Produzenten sei es mittlerweile sehr schwierig geworden, den Pilzstamm in ausreichender Menge zu erstehen.
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    Zu wenig Diversität bei Camembert, Roquefort & Co

    Eine kurzfristige Gefahr sieht die Biologin Tatiana Giraud von der Université Paris-Saclay aber nicht. "In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird die Camembert-Industrie nicht bedroht", sagte sie in der Zeitung "Le Parisien". "Aber wir wollen auf die Gefahren einer zu großen Vereinheitlichung von Arten aufmerksam machen", zitiert "Libération" Giraud.
    Tatsächlich war die Kruste des Camemberts bis zur Hälfte des 20. Jahrhunderts teils auch leicht orange, gräulich oder grün, wie es im Magazin der CNRS heißt. Unternehmen hätten dann aber ausschließlich auf die Nutzung des weißen Pilzstammes gesetzt, der bereits ab 1902 für Camembert zum Einsatz kam.
    Das Problem der geringen Diversität der Mikroorganismen bestehe auch bei anderen Käsesorten, etwa dem Roquefort, heißt es von der CNRS. Der Camembert sei jedoch besonders bedroht.

    Käseliebhaber müssen mit Veränderungen rechnen

    Möglich wäre es demnach durchaus, Camembert mit anderen Pilzstämmen zu fermentieren - Konsumentinnen und Konsumenten müssten sich dann aber auf eine veränderte Farbe, eine veränderte Beschaffenheit der Kruste oder einen leicht veränderten Geschmack einstellen.
    Die Oberfläche von Camembert wird im Laufe der Verarbeitung mit dem Schimmelpilz beimpft. Er gibt Substanzen ab, die dem Käse sein besonderes Aroma verleihen.
    Quelle: dpa

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