Krankenhausgesellschaft: Zustände in Kliniken "unhaltbar"

    Krankenhausgesellschaft:Zustände in Kliniken "unhaltbar"

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    Kliniken leiden unter Personalnot und unzureichender Finanzierung. Durch einen überdurchschnittlichen Krankenstand wächst der Druck. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnt.

    Nordrhein-Westfalen, Essen: Eine Mitarbeiterin der Pflege steht auf dem Gang der Corona-Intensivstation des Universitätsklinikums Essen und zieht Schutzkleidung an.
    Die Kliniken in Deutschland verzeichnen deutlich mehr Notaufnahmen. Gleichzeitig fehlt es an Personal.
    Quelle: Fabian Strauch/dpa

    Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) befürchtet über die aktuellen Engpässe hinaus eine dauerhafte Überlastung des Gesundheitssystems. Der DKG-Vorsitzende Gerald Gaß sagte der "Augsburger Allgemeinen":

    Wir erleben gerade, dass alle Bereiche der Gesundheitsversorgung an ihre Grenzen stoßen.

    Gerald Gaß, DKG-Vorsitzender

    DKG: Personalengpass in Kinderkliniken enorm

    Einer DKG-Umfrage zufolge sehen etwa die Kinderkliniken die Hauptursache der Krise...
    • ... zu über 95 Prozent im generellen Fachkräftemangel und der unzureichenden Finanzierung ihrer Versorgungsaufgabe und
    • an zweiter Stelle zu 86 Prozent im überdurchschnittlichen Krankenstand.
    "Die Situation in den Kinderkliniken in Deutschland ist dramatisch", beschreibt Gaß die aktuelle Lage. Der Umfrage zufolge verfügten 59 Prozent der Krankenhäuser nicht mehr ausreichend über Pflegepersonal auf Kinderstationen. Aber auch niedergelassene Ärzte "haben ihre Kapazitäten ausgeschöpft und sind durch Krankheitsfälle zusätzlich beeinträchtigt", warnt Gaß. Dies wirke sich auch auf die Krankenhäuser aus.

    Zum Teil werden Kinder wegen der Nichtverfügbarkeit von Medikamenten in der ambulanten Behandlung ins Krankenhaus eingewiesen.

    Gerald Gaß, DKG-Vorsitzender

    Dies seien "unhaltbare Zustände", kritisiert der DKG-Vorsitzende weiter.
    Medikamentenmangel in Apotheken
    Lieferengpässe führen deutschlandweit zu Engpässen bei Arzneimitteln. Besonders schwer zu bekommen sind derzeit Fieber- und Schmerzsäfte für Kinder.16.12.2022 | 1:58 min

    Klinikpersonal: Krankenstand bei bis zu zehn Prozent

    Laut DKG verzeichnet derzeit jede dritte deutsche Klinik einen Anstieg der Notaufnahmen um 40 bis 60 Prozent. Gleichzeitig liegt demnach jedoch der Krankenstand beim Klinikpersonal bei bis zu zehn Prozent - und damit deutlich über den im Winter üblichen Zahlen.
    "Wir müssen alle Bereiche stärken, gerade in der Kinder- und Jugendmedizin und der Geburtshilfe", fordert Gaß. "Die nun vorgesehenen Finanzspritzen für diese Bereiche kommen bei den Kliniken an und werden auch positiv gesehen.

    Gaß: Ambulante Versorgung immer wichtiger

    "Allerdings können sie die Probleme nicht nachhaltig lösen", erklärt er. "Die Situation in den Kinderkliniken zeigt, dass es nicht ausreicht, Mittel im Krankenhaussystem nur umzuverteilen", warnt Gaß.

    Geld zu verteilen, das vorher an anderer Stelle abgezogen wurde, wird kaum helfen, die Versorgung der kleinen Patientinnen und Patienten nachhaltig und langfristig zu sichern.

    Gerald Gaß, DKG-Vorsitzender

    "Wir sehen auch, dass den Krankenhäusern in Zukunft eine größere Bedeutung in der ambulanten Versorgung zukommen muss, nicht nur, weil im niedergelassenen Bereich die Kapazitätsgrenze erreicht ist. In der Kinderheilkunde knirscht es gerade überall, egal ob im stationären oder im niedergelassenen Bereich", bekräftigt der DKG-Vorsitzende.

    Krankenhausgesellschaft
    :Etwa zehn Prozent Ausfall bei Klinikpersonal

    Der Chef der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, warnt vor hohem Personalmangel in Kliniken. Viele Beschäftigte seien von Krankheiten wie Corona und dem RS-Virus betroffen.
    Der Eingang zur Notaufnahme einer Klinik im brandenburgischen Bad Saarow.
    Quelle: AFP

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