Gesundheitsexperte: Krankenhäuser sind rappelvoll

    Gesundheitsexperte der Regierung:Karagiannidis: Krankenhäuser sind rappelvoll

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    Krankenhaus-Reformen sind überfällig, sagt Christian Karagiannidis, Mitglied des Covid-19-Expertenrats der Bundesregierung. Die Situation in den Kliniken ist angspannt.

    Christian Karagiannidis
    "Wir sehen ein Potpourri aus verschiedensten Erkrankungen", so Prof. Christian Karagiannidis, Internist und Intensiv- und Notfallmediziner im ZDF-Morgenmagazin.16.12.2022 | 7:26 min
    Christian Karagiannidis ist Geschäftsführender Oberarzt in Köln-Mehrheim und Mitglied des Expertenrats der Bundesregierung zur Covid-19-Pandemie. Im ZDF-Morgenmagazin spricht er über die aktuelle Situation in den Kliniken, auch im Hinblick auf die Kinderstationen und den Medikamentenmangel.
    Die angespannte Situation liegt laut Karagiannidis auch daran, dass man es derzeit mit einem "Potpourri aus verschiedenen Erkrankungen" zu tun habe, allen voran viele infektiöse Patienten, die wegen Grippe und dem RS-Virus behandelt werden müssten. Man habe in ganz Nordrhein-Westfalen so wenig freie Intensivbetten "wie in der ganzen Pandemie nicht". Außerdem seien auch die Notfallaufnahmen und Normalstationen extrem voll.

    Gesundheitsexperte: Krankenhäuser sind rappelvoll

    Kurzfristig behelfe man sich, indem beispielsweise planbare Operationen verschoben werden würden und das Personal an anderen Stellen eingesetzt werde, um beispielsweise der Kindermedizin zuarbeiten zu können. Außerdem werde versucht, so Karagiannidis, viele Behandlungen ambulant durchzuführen.
    Die Krankenhäuser seien "rappelvoll", trotzdem sei man im internationalen Vergleich noch gut aufgestellt - was die Anzahl der Betten auf den Stationen angehe. Doch er gibt auch zu bedenken, dass man schon in der Zeit vor der Pandemie immer mehr Kapazitäten in den Krankenhäusern verloren hätte, wegen zu wenig Pflegepersonal und in einigen Regionen auch zu wenig Ärztinnen und Ärzten.

    Wir habe allein in den letzten zwei Jahren 25 Prozent unserer Intensivkapazität verloren, weil wir zu wenig Pflegekräfte haben.

    Christian Karagiannidis, Expertenkommission des Bundestags

    Krankenhaus-Reformen "überfällig"

    Die Betten seien also da, aber nicht genug Personal, was die Patientinnen und Patienten betreuen könne. Trotzdem betonte Karagiannidis auch, dass man mit dieser Kapazität eigentlich "zurechtkommen müsste". Doch dafür müssten endlich grundlegende Reformen angegangen werden, die "überfällig" seien.
    Die Grundreform der Krankenhausvergütung müsse sein, den Anreiz zur "Überökonomisierung" oder zum "Menge machen und Fälle machen" wegzunehmen. Der Gesetzgebungsprozess des Reformvorschlags der Expertenkommission solle Anfang 2023 beginnen. Dabei komme es laut Karagiannidis aber auch sehr darauf an, dass Bund und Länder an einem Strang ziehen.

    Situation in Kliniken ändern

    Denn die Situation werde in den nächsten Wintern sicherlich genau so aussehen wie jetzt.

    Wir müssen den ökonomischen Druck aus den Kliniken nehmen.

    Christian Karagiannidis, Mitglied der Expertenkommission

    Die Kliniken könnten einen Beitrag dafür leisten, in dem enger miteinander kooperiert werde. Man könne auch darüber nachdenken, kleinere Krankenhäuser zu fusionieren. Mit dem gleichen Personalstamm komme man dann "hoffentlich besser durch die nächsten Jahre".

    Medikamentenmangel: Wieder mehr Produktion in Deutschland?

    Aber auch manche Medikamente sind zurzeit knapp. Das hänge mit der Verlagerung der Produktionsstätten ins Ausland zusammen - aus Kostengründen. Man beobachte das schon seit einigen Jahren und müsse umdenken, sagt Karagiannidis - zum Beispiel darüber, eigene Produktionsstätten in Deutschland für wichtige Medikamente zu eröffnen.
    Quelle: ZDF

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