100 Jahre Disney: "Früh viel richtig gemacht"

    Trendsetter bei Animation:100 Jahre Disney: "Früh viel richtig gemacht"

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    Generationen von Kindern sind mit Micky Maus, Bambi und Co. aufgewachsen, noch immer begeistern die Disney-Figuren. Heute wird die Disney Company 100 - was machte ihren Erfolg aus?

    Die Zeichentrickfigur Bambi aus dem gleichnamigen Film von Disney aus dem Jahr 1942
    Die Zeichentrickfigur Bambi aus dem Jahr 1942.
    Quelle: dpa

    Ob es die Tränen sind, als Bambis Mutter gestorben ist, die großen Lacher über Micky Maus, Goofy und Donald Duck, oder der erste Lieblingssong, den man gemeinsam mit der Eiskönigin geschmettert hat: Fast jeder verbindet Erinnerungen mit Disney-Figuren. An diesem Montag feiert die Walt Disney Company ihr 100-jähriges Bestehen und damit die vielen großen und kleinen Momente ihrer Geschichte. Doch es gibt auch Kritik.

    Disney hat "wahnsinnig früh wahnsinnig viel richtig gemacht"

    Mit gerade einmal Anfang 20 gründet Micky-Maus-Erfinder Walt Disney 1923 mit seinem Bruder Roy das Disney Brother Cartoon Studio. Der Grundstein für einen der größten Konzerne der Welt ist gelegt. Schon 1928 feiert Disney mit dem ersten vollsynchronisierten Animationsfilm "Steamboat Willie" eine Weltpremiere. Das erste Mal mit dabei: Micky Maus.
    "Disney hat wahnsinnig früh wahnsinnig viel richtig gemacht", sagt Medienwissenschaftlerin Maike Reinerth. Ein Beispiel sei der erste abendfüllende Animationsfilm "Schneewittchen" (1937), in dem nach dem Märchen der Brüder Grimm die Prinzessin singend die sieben Zwerge ins Herz schließt.
    Auch technisch probiert Disney anfangs viel aus. Zum Beispiel den speziellen Farbfilm Drei-Farben-Technicolor, der den drei kleinen Schweinchen im gleichnamigen Kurzfilm von 1933 ihre rosa Bäckchen gibt. Oder die räumlich vertiefende Multiplan-Kamera, durch die Pinocchios Nase im Jahr 1940 noch viel länger wirkt. Disney habe schon sehr früh versucht, ein altersmäßig diverses Publikum anzusprechen, so Reinerth.

    Disney folgte Mainstream mit fragwürdigen Klischees

    Gerade in den 1950er Jahren entdeckt Disney auch das weibliche Publikum. So richtete sich der romantische Plot in "Cinderella" (1950) nicht nur an die Kinder, sondern auch an die Mütter. Aus heutiger Sicht zeigt er eine typische Charakterisierung der frühen Disney-Prinzessinnen, die "eine enge Verknüpfung von eher über-idealisierten Schönheitsvorstellungen plus eher passiven, weiblichen Figuren" darstellt, sagt Reinerth. Das dortige Frauenbild, das früher begeisterte, werde heute eher kritisiert.
    Doch auch in anderen Bereichen bedient sich Disney teils fragwürdiger Klischees. Ob durch rassistisch-stereotype Siam-Katzen in "Susi und Strolch" (1955) oder die eher negativ behaftete Darstellung von sexuellen Minderheiten als Bösewichte, wie die Meerhexe Ursula in "Arielle, die Meerjungfrau" (1989), deren Look auf der Drag Queen Divine basiert.

    Bei der Frage von Diversität oder gesellschaftlichem Fortschritt ist Disney eher immer dem Mainstream gefolgt, statt Grenzen auszutesten und Neues zu wagen.

    Maike Reinerth, Medienwissenschaftlerin

    Disney habe sich an dem orientiert, was gesellschaftlich und kulturell die Norm gewesen sei. Trotzdem habe es eine Entwicklung zu mehr Sensibilität gegeben, auch wenn die Erzählweise weiterhin meist mit einer westlichen Brille stattfinde.

    Trendsetter für Animation

    Trotz des recht frühen Todes von Walt Disney im Jahr 1966 kann der Konzern sein Markenzeichen zu bewahren: die Animation.

    Vieles, was schon sehr früh an Techniken und Abläufen bei Disney entwickelt wurde, ist heute immer noch Standard oder zumindest prägend.

    Maike Reinerth, Medienwissenschaftlerin

    So gehen grundlegende Prinzipien der Animation, die heute als Standard-Techniken gelten, auf zwei der Stammzeichner zurück, sagt Reinerth. Disney-Filme kennzeichne eine "extrem realistische Bewegungsanimation" gibt, die die Figuren plausibel erscheinen lasse, "auch wenn es Fantasiewesen sind". So bekommen die Zuschauer durch den Zeichenstil zum Beispiel ein Gefühl dafür, wie schwer die Elefanten in "Dumbo" (1941) sind, wenn sie im Zirkus alle aufeinander fallen.

    Sechs Disney-Freizeitparks auf drei Kontinenten

    Seine 140 Oscars hat Disney aber nicht nur seinen Animationsfilmen, sondern auch Realverfilmungen wie "Mary Poppins" (1964) zu verdanken. Längst gehören auch die Superhelden von Marvel, Captain Jack Sparrow aus den "Fluch der Karibik"-Filmen und der kleine Yoda aus der "Star Wars"-Reihe zur Disney-Familie.
    Sehr früh schon verbindet der Konzern zudem die reale mit der Fantasiewelt. So wird bereits 1955 im ersten Disneyland in Anaheim (US-Staat Kalifornien) berührbar, was bis dahin nur auf der Leinwand existiert. Heute gibt es sechs Freizeitparks in Nordamerika, Europa und Asien. Die "New York Times" schrieb einmal, die Sonne gehe im Disney-Universum niemals unter.

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    Neben den Filmen tragen auch die Themenparks zum Erfolg der Walt Disney Company bei. Designer Bob Gurr hat die "besondere Welt für die Menscheit" mit erschaffen.
    Nicola Wenz, Washington D.C.
    Disney-Park in Anaheim
    Quelle: Jonathan Penschek, dpa

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