DLRG: Warum es bisher weniger Badetote gibt als 2022

    Deutsche Lebensretter:Bisher deutlich weniger Badetote als 2022

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    In Deutschland sind in den ersten sieben Monaten 2023 deutlich weniger Menschen bei Badeunfällen gestorben als ein Jahr zuvor. Grund dafür dürfte auch das schlechte Wetter sein.

    Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bringen bei einer Übung einen Statisten zurück an den Strand.
    2022 retteten Mitglieder der DLRG 1.307 Menschen das Leben. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Es gibt einen Grund, für den bislang eher durchwachsenen Sommer dankbar zu sein: In den ersten knapp sieben Monaten des laufenden Jahres sind deutlich weniger Menschen bei Badeunfällen gestorben als ein Jahr zuvor.
    Bis zum Stichtag 25. Juli seien in deutschen Gewässern mindestens 192 Menschen ertrunken - 21 weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, teilte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit Sitz in Bad Nenndorf am Donnerstag mit. DLRG-Präsidentin Ute Vogt sagte in Hamburg:

    Der Sommer macht nun schon eine längere Pause. Andernfalls läge die Zahl der Ertrunkenen sicher nahe der des Vorjahres.

    Ute Vogt, DLRG-Präsidentin

    Im gesamten Vorjahr starben mindestens 355 Menschen in Deutschland bei Badeunfällen, das waren 56 mehr als im Jahr davor.
    Ende Juni hatte der DLRG noch gewarnt:
    DLRG-Einsatz.
    26.06.2023 | 2:29 min

    Mehr Menschen im Mai ertrunken

    Seit Beginn der Badesaison im Mai starben laut DLRG 123 Menschen im Wasser - und damit 13 weniger als im Vergleichszeitraum 2022. Wie schon im vergangenen Jahr habe ein "sehr warmer Mai" viele Badende und Wassersportler angelockt, sagte Vogt. "Hierbei kam es wieder zu vielen Unfällen in den noch kühlen Gewässern." Allein im Mai ertranken demnach 32 Menschen, ein Jahr zuvor waren es 30.
    Die meisten tödlichen Badeunfälle gab es an unbewachten Gewässern im Binnenland: In Flüssen, Bächen, Teichen oder Seen ertranken bisher 179 Menschen:
    • In Seen gab es 75 Todesfälle und damit deutlich weniger als vor einem Jahr (93).
    • In Flüssen starben 68 Menschen (2022: 66).
    • In Kanälen ertranken 17 Menschen, 8 mehr als vor einem Jahr - allein im Juni starben vier Männer im Dortmund-Ems-Kanal.
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    Vogt warnt:

    Ob Flüsse oder Kanäle: Die Schifffahrtswege sind besonders gefährlich und unbedingt zu meiden.

    Ute Vogt, DLRG-Präsidentin

    Auch nicht ganz ungefährlich: Wassersport. 12 Menschen ertranken etwa beim Stand-up-Paddling oder Bootfahren.
    Die Rettungsschwimmer sind auf dem See unterwegs
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    So haben sich die Zahlen im Norden und Süden entwickelt:

    • In Nord- und Ostsee starben bisher 9 Menschen, 4 mehr als im Vorjahreszeitraum.
    Dort allerdings bewachen laut DLRG zumeist ehrenamtliche Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer zwischen Mai und September viele Strände. Unterschiedlich entwickelten sich die Zahlen der Badeunfälle in den Bundesländern:
    • In Bayern mit seinen vielen Seen ertranken in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres 30 Menschen - nach 44 im Vorjahreszeitraum.
    • In Hamburg dagegen hat sich die Zahl der Ertrunkenen von 4 auf 9 mehr als verdoppelt.
    • In Nordrhein-Westfalen stieg sie leicht von 31 auf 35.
    • In Schleswig-Holstein ertranken bis zum Stichtag Ende Juli 9 Menschen nach 13 im Vorjahreszeitraum.
    • In Niedersachsen sank die Zahl der Todesfälle von 25 auf 18.
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    DLRG: Vier von fünf Ertrunkene männlich

    Auffällig laut DLRG: Vier von fünf Ertrunkenen oder 79 Prozent sind Männer. Fast jeder zweite Badetote (44 Prozent) war älter als 50 Jahre. Immerhin sank die Zahl der bei Badeunfällen gestorbenen Kinder im Alter bis 10 Jahre leicht von 10 auf 8.
    DLRG-Kommunikationschef Frank Villmow beklagte, dass die Warnungen der Retter, die gelben oder roten Flaggen an den Türmen, nach wie vor häufig nicht beachtet würden. So sei es zu mehreren Rettungen binnen weniger Tage an der Ostsee gekommen, darunter in der Lübecker Bucht und in Graal-Müritz bei Rostock:

    Bei besonderen Witterungsbedingungen entstehen dort binnen kürzester Zeit starke Strömungen, die vor allem für Ungeübte und Nichtschwimmer lebensgefährlich sind.

    Frank Villmow, DLRG-Kommunikationschef

    Villmow mahnte: "Erst letzte Woche bewahrte eine junge Retterin in Grömitz ein sechsjähriges Mädchen, das allein im Wasser war, vor dem Ertrinken." Im vergangenen Jahr retteten die DLRG-Helfer 1.307 Menschen das Leben.
    Quelle: dpa

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