Harry Belafonte: Musiklegende und Bürgerrechtler

    Musiker und Bürgerrechtsaktivist:Belafonte kämpfte für schwarze Bürgerrechte

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    Harry Belafonte war Musiker, Schauspieler und: Aktivist. Mit Martin Luther King Jr. kämpfte er für schwarze Bürgerrechte. Ein Überblick über das bewegte Leben des "Calypso-Kings".

    Obit Harry Belafonte
    Harry Belafonte im Oktober 1958.
    Quelle: AP

    Harry Belafonte hatte mit seinem Album "Calypso" gerade die Musikwelt erobert, als er Martin Luther King Jr. kennenlernte. Der junge Anführer der Bürgerrechtsbewegung hatte um das Treffen im Frühling 1956 gebeten. Stundenlang hätten sie miteinander gesprochen, erinnerte sich Belafonte später. King habe ihn damals auf eine "höhere Ebene des gesellschaftlichen Protests" gehoben.

    Belafonte organisierte Benefizkonzert für den Busboykott

    Seine Bekanntheit nutzte Belafonte daraufhin, um unter anderem ein Benefizkonzert für den Busboykott in der Stadt Montgomery in Alabama zu organisieren, der King landesweit bekannt machte. Bei den Protesten damals ging es darum, dass Schwarze nur in den hinteren Reihen der Busse sitzen durften. Menschen wie Rosa Parks, die ihren Sitzplatz in Montgomery nicht für einen weißen Fahrgast freimachte, wehrten sich dagegen.
    Martin Luther King
    Martin Luther King
    Quelle: ap

    Spätestens ab Anfang der 1960er Jahre hatte auch für Belafonte die schwarze Bürgerrechtsbewegung oberste Priorität in seinem Leben, seine Auftritte reduzierte er. "Ich hatte fast täglich Gespräche mit Martin", schrieb Belafonte in seiner 2011 erschienenen Autobiografie "My Song" über die Zeit damals.

    Mir wurde bewusst, dass die Bewegung wichtiger war als alles andere.

    Harry Belafonte

    Der als Sohn eines Seemanns und Kochs und einer Haushaltshilfe in Harlem in ärmlichen Verhältnissen geborene Belafonte hatte durch seine Prominenz Zugang in höchste politische Sphären und war damit idealer Fürsprecher der Bürgerrechtsbewegung.

    John F. Kennedy fragte Belafonte um Rat

    Zu den ersten, die sich seinen Rat holten, zählten die Kennedys. Vor seiner Wahl zum US-Präsidenten besuchte John F. Kennedy Belafonte sogar zu Hause in Manhattan, um Tipps zu bekommen, wie er sich die Stimmen der schwarzen Wähler sichern könnte, die damals noch nicht so klar wie heute zu den Demokraten tendierten. "Ich war ziemlich überrascht, dass er so wenig über die schwarze Community wusste", sagte Belafonte 2013 dem Sender NBC über sein Gespräch mit Kennedy.

    Er kannte die Schlagzeilen des Tages, aber er kannte keineswegs die Nuancen und Details des Leids der Schwarzen und darüber, worum es in unserem Kampf geht.

    Harry Belafonte

    Belafonte kritisierte später Präsident Kennedy und dessen Bruder, den Justizminister Robert F. Kennedy, immer wieder, weil ihre Regierung aus seiner Sicht die sogenannten Freedom Riders nicht ausreichend unterstützte, die die Aufhebung der Trennung zwischen Schwarzen und Weißen in öffentlichen Verkehrsmitteln und Bushaltestellen im Süden der USA in der Praxis umsetzen wollten.
    Sänger Harry Belafonte
    Harry Belafonte hat mit seinen Welthits das Publikum begeistert und als Aktivist für eine bessere Welt gekämpft. Jetzt ist er im Alter von 96 Jahren verstorben.25.04.2023 | 1:46 min

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    1963 war Belafonte in hohem Maße am Marsch auf Washington beteiligt, bei dem King seine berühmte Rede "I Have a Dream" hielt. Unter anderem brachte er seinen engen Freund Sidney Poitier, Paul Newman und andere Prominente dazu, mitzumachen. Er überredete zudem den politisch eher links stehenden Marlon Brando gemeinsam mit dem konservativen Schauspieler Charlton Heston eine Hollywood-Delegation anzuführen, um ein möglichst breites politisches Spektrum abzubilden.
    1964 brachten Belafonte und Poitier persönlich mehrere Zehntausend Dollar zu Aktivisten in Mississippi, nachdem drei Mitglieder der dortigen Protestbewegung "Freedom Summer" ermordet worden waren. Die zwei Prominenten wurden damals von Mitgliedern des rassistischen Ku-Klux-Klans in einem Auto sogar eine Straße hinuntergejagt. Im Jahr darauf rekrutierte Belafonte Tony Bennett, Joan Baez und andere Sängerinnen und Sänger für ein Konzert für Demonstranten in Selma, Alabama, einem weiteren wichtigen Ort der Bürgerrechtsbewegung.
    Als King 1968 ermordet wurde, half Belafonte dabei, den Anzug auszusuchen, in dem er beerdigt wurde. Bei der Trauerfeier saß er neben Kings Witwe Coretta und unterstützte ihre Familie auch danach unter anderem durch eine Versicherung, die er noch zu Lebzeiten Kings zu dessen Gunsten abgeschlossen hatte. Belafonte schrieb später:

    Viel von meiner politischen Einstellung war schon vorhanden, als ich Dr. King traf. Ich bin mit Erwartungen zu ihm gekommen und er hat sie bekräftigt.

    Harry Belafonte

    Ideengeber für Song "We Are the World"

    Nach dem Tod Kings fehlte Belafonte der Zugang zur Bürgerrechtsbewegung. Zwischen ihm und Kings designiertem Nachfolger Ralph Abernathy stimmte die Chemie nicht. Und mit der "Black Power"-Bewegung konnte er sich nicht mehr identifizieren.
    Aber er setzte sich weiter für die Rechte der Schwarzen ein, auch weit über die Grenzen der USA hinaus, war Mentor der südafrikanischen Sängerin und Aktivistin Miriam Makeba, organisierte Nelson Mandelas ersten Besuch in den USA nach dessen Freilassung aus dem Gefängnis 1990 und war Ideengeber für den legendären und mit Stars gespickten Song "We Are the World", mit dem Geld für Hungernde in Afrika gesammelt wurde.

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