Babymordserie: Ex-Krankenschwester muss lebenslang in Haft

    Babymordserie in Großbritannien :Ex-Krankenschwester muss lebenslang in Haft

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    Eine Ex-Krankenschwester hat sieben Babys getötet. Die Staatsanwaltschaft kann nur spekulieren, warum sie das tat. Jetzt wurde sie zu lebenslanger Haft verurteilt.

    Die ehemalige Krankenschwester Lucy Letby, die der Urteilsverlesung im Manchester Crown Court zuhört.
    Die 33-jährige Babymörderin wird wohl nie wieder freikommen.21.08.2023 | 1:54 min
    Wegen Mordes an sieben Babys und Mordversuchs bei sechs weiteren muss die ehemalige Krankenschwester Lucy Letby den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen.
    Der Richter verurteilte die 33-Jährige am Montag in Manchester zur Höchststrafe - lebenslanger Haft. Anders als in Deutschland kommen die Verurteilten dabei nie wieder in Freiheit.

    Sie haben auf eine Weise gehandelt, die den normalen menschlichen Instinkten, Babys zu pflegen und zu betreuen, völlig zuwiderlief.

    Der Richter

    Es habe sich um einen "groben Vertrauensbruch" gehandelt. Letby ist damit erst die vierte Frau in Großbritannien, die zu der "whole life order" genannten Höchststrafe verurteilt wurde. Zwei sitzen in Haft, die dritte starb hinter Gittern.
    Großbritannien: Chester Hospital in Chester, England
    Das Krankenhaus in Chester: Hier hat die Ex-Krankenschwester sieben Neugeborene getötet.
    Quelle: AP

    Krankenschwester nicht vor Gericht anwesend

    Während das Strafmaß verkündet wurde, blieb die Anklagebank leer. Die frühere Krankenschwester verweigerte am letzten Prozesstag in Manchester ihre Teilnahme.
    Als "letzten Akt der Bosheit eines Feiglings" kritisiert die Mutter von zwei Opfern das Verhalten der 33-Jährigen, ähnlich äußert sich Premierminister Rishi Sunak. Er will Straftätern gesetzlich vorschreiben, ihrer Verurteilung persönlich beizuwohnen.
    Am Freitag hatte eine Jury Letby schuldig gesprochen. In zwei Fällen wurde sie freigesprochen, in zwei weiteren konnte sich die Jury nicht auf eine Entscheidung einigen. Letby betonte stets ihre Unschuld und verweigerte die Teilnahme an der Strafmaßverkündung.
    Am Freitag wurde die Ex-Krankenschwester wegen Mordes schuldig gesprochen:

    Angehörige erzählen unter Tränen

    Vor allem aber gehört der Tag den Angehörigen. In Aussagen, oft unter Tränen, berichten sie, wie der Tod ihrer Babys ihr Leben verändert hat. Anders als bei den Angeklagten dürfen ihre Namen nicht berichtet werden, die Opfer haben deshalb Buchstaben bekommen: von Kind A bis Kind Q - es ist ein Alphabet des Grauens.
    In vielen Fällen war es Letby, die sich nach dem Tod um die kleinen Körper kümmerte. Bei Kind C etwa, einem Jungen, half sie, eine Box mit Erinnerungen zusammenzustellen, mit einem Fußabdruck.
    Den Leichnam von Kind E, ebenfalls ein Junge, wusch sie, bevor sie ihn in ein wollenes Gewand kleidete, das sie mit ihren Kolleginnen extra ausgesucht hatte.
    Wie die Mutter des Kindes erzählt, hatte Letby den ganzen Weg der Familienplanung miterlebt, schließlich klappte es mit Zwillingen. Der Bruder von E, Kind F, überlebte den Mordversuch.

    Lucy wusste von unserer Reise und hat unseren Jungs absichtlich erheblichen Schaden und Grausamkeit zugefügt.

    Mutter von Kind E und F

    Motiv der Ex-Krankenschwester bleibt unbekannt

    Zwar betonen die Angehörigen, dank des Urteils könnten sie anfangen, mit dem Tod ihrer Kinder abzuschließen. "Wir wollten Gerechtigkeit für (Kind D), und dieser Tag ist nun gekommen", sagt dessen Mutter.
    Eine andere nennt Letby einen "Niemand". Doch die Frage nach dem Warum ist noch offen. Weil die frühere Krankenschwester bis zuletzt ihre Schuld bestreitet, bleibt ihr Motiv verborgen.
    Verbrechen an Kindern gehen selbst erfahrensten Ermittlern nahe - so auch der Fall von Mia:

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    von Aylin Mercan
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    Ankläger: Letby "genoss, was passierte"

    Ankläger Johnson brachte im Verfahren mehrere Theorien auf. Über einen Fall, in dem Letby mit einem Kollegen über den bevorstehenden Tod eines Babys sprach, sagte er:

    Letztendlich wollte sie Gott spielen.

    Ankläger Johnson

    "Sie genoss, was passierte, und sagte fröhlich etwas voraus, von dem sie wusste, dass es geschehen würde", sagte Johnson.
    Letby hatte Kind P mit Milch überfüttert - 13 Minuten, nachdem sie dessen Drillingsbruder getötet hatte.
    Als eine Möglichkeit gilt auch, dass die junge Frau sich bei einem Arzt, in den sie sich angeblich verliebt hatte, interessant machen wollte. Bei der Aussage des Mannes habe sie das einzige Mal im gesamten Prozess emotional reagiert, berichteten britische Medien.

    Notizen in Wohnung geben Hinweise

    Notizen könnten der einzige Hinweis auf ein Geständnis bleiben. "Ich bin böse, ich habe das getan", stand auf einem Klebezettel, den Ermittler in der Wohnung von Letby fanden. Ebenso schrieb sie:

    Ich verdiene nicht zu leben. Ich habe sie absichtlich getötet, weil ich nicht gut genug bin, mich um sie zu kümmern. Ich werde nie heiraten oder Kinder haben. Ich werde nie wissen, wie es ist, eine Familie zu haben.

    Notizen, die in Letbys Wohnung gefunden wurden

    Letby sagte im Prozess, die Notizen seien lediglich Ausdruck ihrer seelischen Qualen, nachdem die Kinder in ihrer Obhut gestorben waren. Das nahm ihr die Jury nicht ab.

    Warum wurde Letby nicht früher gestoppt?

    Offen ist auch, warum Letby nicht früher gestoppt wurde. Das Klinik-Management hatte Hinweise von Kollegen oder Vorgesetzten ignoriert oder gar schroff zurückgewiesen. Die Regierung hat eine Untersuchung angeordnet.
    "Nichts kann ändern, was uns geschehen ist", sagt die Mutter der Kinder E und F. "Wegen Lucys Verbrechen sitzen wir eine lebenslange Haftstrafe ab."
    Quelle: Benedikt von Imhoff, dpa

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