KZ-Überlebende Zilli Schmidt mit 98 Jahren gestorben

    Im Alter von 98 Jahren:KZ-Überlebende Zilli Schmidt gestorben

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    Zilli Schmidt überlebte das Konzentrationslager Auschwitz. Später wurde die Erinnerung an die ermordeten Sinti und Roma zu ihrer Lebensaufgabe. Nun starb Schmidt mit 98 Jahren.

    Archiv: Zilli Schmidt geboren 1924 in Thüringen als Cäsilie Reichmann, überlebte die Konzentrationslager Lety in Böhmen und das sogenannte Zigeunerfamilienlager in Auschwitz-Birkenau. I
    Zilli Schmidt geboren 1924 in Thüringen als Cäsilie Reichmann, überlebte die Konzentrationslager Lety in Böhmen und das sogenannte Zigeunerfamilienlager in Auschwitz-Birkenau.
    Quelle: imago

    Die Auschwitz-Überlebende Zilli Schmidt ist tot. Sie starb nach Angaben der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas am Freitag im Alter von 98 Jahren.
    Sie sei eine der letzten Überlebenden des Völkermords an den Sinti und Roma Europas gewesen, hieß es. Kulturstaatsministerin Claudia Roth würdigte Schmidt als einen Menschen mit dem "Mut, Missstände anzusprechen" und "zu mahnen, wenn Menschenfeinde sich heute in neuen Gewändern kleiden".

    "Hölle namens Auschwitz" überlebt

    Schmidt habe "die Hölle namens Auschwitz" überlebt. Ihre Tochter, Eltern, Schwester, deren Kinder und viele Verwandte seien wie Tausende andere Sinti und Roma von den Nazis ermordet worden.

    Ich bin unendlich dankbar, dass Zilli sich entschlossen hatte, über ihr Leben zu sprechen und die Gräuel, die ihr widerfahren sind.

    Claudia Roth (Grüne), Kulturstaatsministerin

    Schmidt werde "fehlen als Zeitzeugin, als Kämpferin für Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma".
    Geboren als Zilli Reichmann in Thüringen wuchs Schmidt in einer Familie von Instrumentenhändlern und Wanderkinobetreibern auf. Im Juni 1942 wurde sie festgenommen und ins Konzentrationslager Lety in Böhmen gebracht.
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    Kampf für Entschädigung und Erinnerung

    Nach ihrer Flucht wurde Schmidt erneut verhaftet und 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurde ein großer Teil ihrer Familie an dem Tag ermordet, an dem sie zur Zwangsarbeit nach Ravensbrück verschleppt wurde. Auch aus diesem Lager gelang ihr die Flucht.
    Nach Kriegsende kämpfte Schmidt jahrzehntelang für eine sogenannte Entschädigung durch bundesdeutsche Behörden. Trotz Alpträumen und Depressionen habe Schmidt es sich zu ihrer - späten - Lebensaufgabe gemacht, die Erinnerung an die ermordeten Menschen aufrechtzuerhalten, hieß es vonseiten der Stiftung. Darüber hinaus habe sie sich lautstark gegen Rassismus und Ungerechtigkeit eingesetzt.
    Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung hieß es an einer Stelle, dass es sich Zilli Schmidt zu ihrer Lebensaufgabe gemacht habe, an die durch die Nationalsozialisten ermordeten Juden zu erinnern. Richtig ist, dass sich die KZ-Überlebende vor allem der Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung von Sinti und Roma verschrieben hatte. Wir bitten um Entschuldigung für diesen Fehler, auf den wir auch auf der Korrekturenseite hinweisen. 
    Quelle: dpa

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