Erdbeben in Marokko: Zeit für Rettung knapp, über 2.800 Tote

    Wenig Hoffnung auf Überlebende:Erdbeben in Marokko: Mehr als 2.800 Tote

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    In Marokko ist die Zahl der Toten auf mehr als 2.800 gestiegen. In den Erdbebengebieten schwindet die Hoffnung, noch Überlebende zu finden. Die Regierung steht unter Druck.

    Die Angehörigen eines Erdbebenopfers reagieren, als sie auf Trümmern in Ouirgane, Marokko, stehen.
    In Marokko wächst die Not und Verzweiflung bei Betroffenen des schweren Erdbebens. Viele suchen weiter nach vermissten Angehörigen. Zudem mangelt es an Lebensmitteln und Wasser.12.09.2023 | 1:40 min
    Vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko mit tausenden Toten schwindet die Hoffnung, noch Überlebende in den Trümmern zu finden. Trotzdem setzten Einsatzkräfte und Freiwillige auch am Dienstag ihre fieberhafte Suche in dem schwer zugänglichen Berggebiet südwestlich von Marrakesch fort. Dutzende Dörfer seien zerstört, berichtete die marokkanische Nachrichtenseite "Hespress".
    Die Zahl der Toten nach dem Erdbeben in Marokko ist am Montagabend auf mindestens 2.862 gestiegen. Mindestens 2.562 weitere Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Zahlreiche Menschen werden noch vermisst, es wird daher befürchtet, dass die Zahl der Toten noch weiter steigt.
    Das Beben der Stärke 6,8 hatte sich am späten Freitagabend rund 75 Kilometer südlich von Marrakesch im dünn besiedelten Atlasgebirge ereignet.
    Erdbeben in Marokko
    ZDFheute Infografik
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    Hilfsorganisation: Zweite Katastrophenwelle muss verhindert werden

    Die Einwohner der betroffenen Regionen müssten nicht nur die Toten bergen und begraben, es mangele auch an Lebensmitteln und Wasser. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und Rotem Halbmond richtete einen eindringlichen Hilfsappell an die internationale Gemeinschaft und bat um rund hundert Millionen Euro.
    "Wir haben einen Bedarf von 100 Millionen Schweizer Franken (105 Millionen Euro), um auf die dringlichsten Bedürfnisse reagieren zu können", erklärte IKRK-Vertreterin Caroline Holt. Die notleidende Bevölkerung benötige unter anderem medizinische Hilfe, Gesundheits- und Hygieneartikel sowie sauberes Wasser.

    Wir müssen sicherstellen, dass nicht eine zweite Katastrophenwelle kommt.

    Caroline Holt, Internationales Komitee vom Roten Kreuz und Rotem Halbmond

    Die Momenten-Magnituden-Skala gibt an, wie stark ein Erdbeben war. Ab 4 ist es deutlich wahrnehmbar, ab 6 sind größere Schäden zu erwarten.
    Die Momenten-Magnituden-Skala misst, wie stark ein Erdbeben war.

    Regierung unter Druck

    Die marokkanische Regierung steht angesichts dieser verzweifelten Situation in den Katastrophengebieten unter wachsendem Druck, mehr internationale Hilfe anzunehmen. Bisher hat Marokko nur Hilfe aus vier Ländern akzeptiert - Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
    Beamte des Landes rechtfertigten dies damit, dass es ihrer Einschätzung nach zu chaotisch wäre, wenn plötzlich Teams aus der ganzen Welt in Marokko eintreffen würden.
    Der ehemalige Präsident des deutschen Technischen Hilfswerks (THW), Albrecht Broemme, nahm die Einsatzleitung in Marokko im ZDF-Interview in Schutz. Marokko habe einen "vom König gut geförderten Zivilschutz, der sich gut informiert hat. Der gut ausgebildet wurde", erklärte Broemme. Das Land habe zudem "ganz hervorragende 'Search & Rescue-Teams'". Marokko versuche, die Lage selbst zu beurteilen. "Also gut gemeinte Hilfe ist nicht immer gut gemacht", sagt Broemme.
    Überlebende stehen vor den Trümmern eines eingestürzten Hauses in einem Dorf in der Provinz Al Haouz in Marokko, nachdem ein tödliches Erdbeben das nordafrikanische Land am späten Abend des 8. September 2023 erschüttert hatte.
    Nach dem Erdbeben in Marokko laufen die Bergungsarbeiten. Auch das Technische Hilfswerk hat Hilfe angeboten. Dies wurde abgelehnt. Einschätzungen von Ex-THW-Präsident Broemme.11.09.2023 | 1:46 min

    Rettungskräfte warnen vor Krankheiten

    Der Einsatzleiter eines britischen Hilfstrupps warnte im Sender BBC vor einem steigenden Risiko von Krankheiten, wenn sich die Hilfe weiter verzögere. Die Einsatzkräfte versuchten unterdessen weiter, in entlegene Bergdörfer vorzudringen.
    Mit schwerem Gerät wie Bulldozern mussten in dem zerklüfteten Gelände Straßen von Geröll befreit werden, damit Krankenwagen nach Erdrutschen durchkommen.
    Quelle: AFP, dpa, Reuters

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