Franziskus auf Auslandsreise:Der Papst als Brückenbauer in Asien
von Jürgen Erbacher
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Bei der längsten Auslandsreise seiner Amtszeit zeigt Papst Franziskus keine Müdigkeit. In den Ländern findet er Vorbilder für ein Miteinander in pluralistischen Gesellschaften.
Papst Franziskus hat in Singapur seine elftägige Südostasienreise beendet und kehrt nach Rom zurück. Zuvor hatte er mit Tausenden Gläubigen einen Gottesdienst gefeiert.13.09.2024 | 0:20 min
Die 45. Auslandsreise von Papst Franziskus war voller Kontraste. Im katholischen Osttimor wurde er gefeiert wie ein Superstar, Zehntausende säumten die Straßen, 600.000 kamen zur Messe.
In Singapur und Indonesien mit einem Katholikenanteil von drei Prozent war jenseits der Veranstaltungsorte wenig vom Papstbesuch zu spüren, ähnlich in Papua-Neuguinea.
Von extremer Armut in Osttimor reiste Franziskus in die globale Finanzmetropole Singapur. Trotz der Unterschiede gab es Gemeinsamkeiten.
In Osttimor feierte Papst Franziskus die bisher größte Messe auf seiner Asienreise. Mit 600.000 Menschen nahm fast die Hälfte des überwiegend katholischen Landes teil.10.09.2024 | 0:20 min
Franziskus warnt vor Neokolonialismus
Überall war der Klimawandel Thema. Franziskus rief zu einer nachhaltigen Entwicklung auf. Den Einfluss internationaler Konzerne bei der Nutzung der Bodenschätze etwa in Papua-Neuguinea sieht er kritisch.
Vor allem die einheimische Bevölkerung müsse davon profitieren.
In Papua-Neuguinea hat Papst Franziskus gefordert, dass die lokale Bevölkerung in Entwicklungsländern stärker von Bodenschätzen profitiert. Das Land ist reich an Gas und Kupfer.07.09.2024 | 0:18 min
Gerechte Arbeitsbedingungen für die Gastarbeiter mahnte er in Singapur an. In Osttimor forderte er die Politiker auf, Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen sowie eine Infrastruktur, damit die Menschen nicht zum Auswandern gezwungen seien, sondern im Land menschenwürdig leben könnten.
Immer wieder schimmerte in den Reden die kapitalismuskritische Haltung von Franziskus durch und seine Sorge vor Neokolonialismus. So rief er die Timoresen auf, sich ihre traditionellen Werte nicht von außen zerstören zu lassen, mehrfach sprach er vom Schutz der Familie.
Studie: Papstbesuche stärken Menschenrechte
Gerade der Einsatz für die existenziellen Alltagssorgen beeindruckte die Menschen, dazu der einfache Lebensstil: das kleine Auto, die schwarzen klobigen Schuhe, das Fliegen mit einem normalen Verkehrsflugzeug.
Das stehe im Gegensatz zum Luxus vieler lokaler Politiker, berichten die Menschen. Entsprechend hoffen sie, auf Veränderungen durch den Besuch.
Doch das steht nicht in der Macht des Papstes. Ein Studie der Freien Universität Brüssel und der Universität Hamburg stellte vor wenigen Wochen fest, dass Papstbesuche die Menschenrechtslage in den besuchten Ländern in vielen Fällen verbessert hätten. Untersucht wurden 238 Papstreisen seit Papst Paul VI. in den 1960er Jahren.
Franziskus mahnt zu Respekt zwischen Religionen
Bei den Treffen mit dem eigenen Kirchenpersonal knüpfte Franziskus an die politischen Botschaften an. Er forderte Bodenhaftung und schwor die Katholiken auf eine Haltung des gegenseitigen Respekts unter den verschiedenen Ethnien, Kulturen und Religionen ein.
Immer wieder mahnte er, dass die Harmonie Vorrang habe vor dem Konflikt, forderte zur Versöhnung auf, wo Spannungen bestehen.
Auf seiner Reise wirbt er für Toleranz zwischen den Religionen und warnt vor dem Klimawandel. Vier Ländern in zwölf Tagen möchte der Papst einen Besuch abstatten. 05.09.2024 | 1:41 min
Herzlich war die Begegnung zwischen Franziskus und dem Großimam der größten Moschee Südostasiens in Jakarta. Der Pontifex will Brückenbauer sein zwischen den Religionen. Sie sollen angesichts zunehmender Spannungen in der Welt aus seiner Sicht nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein.
Papst schweigt zu kontroversen Themen
Bei allem Zuspruch gab es auch Enttäuschungen. In Osttimor, wo die Kirche durch einen prominenten Fall sexualisierter Gewalt tief gespalten ist, hatten Betroffene deutliche Worte des Papstes zum Thema erwartet. Er streifte es nur allgemein.
In Singapur, wo 2024 bereits drei Menschen wegen Drogendelikten hingerichtet wurden, sprach Franziskus die Todesstrafe nicht an, obwohl er sie sonst klar verurteilt. Ob sie im Vier-Augen-Gespräch mit Präsident Whong Shyn Tsai Thema war, ist nicht bekannt.
87-jähriger Franziskus zeigt sich unermüdlich
Für Franziskus ist die Reise ein Erfolg. Es ist ihm gelungen, den Dialog und die sozialen Themen stark zu machen. Innerkirchlich setzt er mit seiner siebten Reise nach Asien ein Signal vielleicht auch mit Blick auf seine Nachfolge: Hier ist ein starker Kontinent, erfahren in einem pluralistischen Umfeld und in sozialen Fragen.
Eine Debatte um den Gesundheitszustand des 87-Jährigen kam nicht auf, denn die Strapazen der mit 12 Tagen längsten Auslandsreise seiner Amtszeit waren ihm kaum anzumerken.
Quelle: ZDF
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