Hightech-Drohne: Mit Senkrechtstartern Leben retten

    Hightech-Drohnen:Unbemannte Senkrechtstarter als Lebensretter

    von Sophie Scheufen
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    Drohnen erobern unseren Alltag. Hightech, die nicht unumstritten ist. Doch Unternehmer Plümmer nutzt seine Fluggeräte zusätzlich sozial: Seine Drohnen sind auch Lebensretter.

    Der Wingcopter im Flugeinsatz.
    Helfen mit Hightech14.09.2023 | 29:45 min
    Als Tom Plümmer sein Studium begann, galt seine Leidenschaft dem Film. Dass er sein Geld einmal mit Drohnen verdienen würde, hätte der heute 32-Jährige nicht gedacht.
    Doch für Filmaufnahmen waren auch damals schon Drohnen im Einsatz, auch wenn die Fluggeräte zu einem ganz anderen Zweck entwickelt wurden.

    Von der Kameradrohne zur Transportdrohne

    Ursprünglich für militärische Überwachungs- und Kampfzwecke erdacht, erlaubten im Lauf der Jahre neue technologische Möglichkeiten, wie stärkere Motoren, immer mehr Equipment mit Drohnen zu transportieren. Heute sind Drohnen längst ein Alltagsgegenstand, und das nicht nur unter Profis; auch im Freizeitbereich wächst die Zahl der Fans.
    Tom Plümmer kam schon während seines Studiums eine Idee: "Ich habe gemerkt: Die Technik, die ich nutze, insbesondere Drohnen, die mit Kameras umherfliegen und toll alles aufnehmen können: Warum kann man die nicht nutzen und genau diese Technik mit Medikamenten ausstatten und die Medikamente fliegen?"

    Von der Idee zur Unternehmensgründung

    Auslöser für diese Überlegung war ein Erlebnis während seines Freiwilligenjahrs in Ghana.

    Da habe ich gesehen: Da stirbt jemand, nur weil die Medizin nicht in der Minute da war, in der sie dagewesen sein sollte.

    Tom Plümmer, Unternehmer

    Seitdem liegt Tom Plümmer vor allem eins am Herzen: Leben retten. Und so wurde aus dem Filmstudenten ein Hightech-Entwickler.
    Vor sechs Jahren gründete er zusammen mit Ingenieuren und IT-Spezialisten ein Luftfahrtunternehmen in Darmstadt und sorgte bald für Aufsehen in der Drohnenentwicklung. Denn sein Fluggerät, der Wingcopter, ist Helikopter und Kleinflugzeug in einem.

    Transportdrohnen im Einsatz in 15 Ländern

    Nach dem senkrechten Start in die Luft, wie ein Hubschrauber, richtet er die Rotoren in etwa 30 Metern Höhe geradeaus und fliegt dann dank seiner Tragflächen vorwärts - wie ein Flugzeug.
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    Dabei erreicht das jüngste Modell eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 110 Stundenkilometern und kann mit fünf Kilo Ladung bis zu 65 Kilometer weit fliegen. Optimal für kommerzielle Lieferungen aus der Luft.
    Plümmers Start-up macht mit kommerziellen Lieferdiensten inzwischen Millionenumsätze. Die Drohnen operieren in 15 Ländern, darunter in den USA. Seit kurzem kooperiert Plümmers Unternehmen mit dem Dax-Konzern Siemens Healthineers. Das könnte den Transport-Drohnen weitere Märkte weltweit erschliessen.

    In abgelegenen Gebieten Menschenleben retten

    Doch über eines freut sich der Firmengründer besonders: Seine Drohnen versorgen heute viele Menschen in armen und entlegenen Regionen der Welt. Ob im Urwald von Vanuatu, im überfluteten Malawi oder bald auch in schwer erreichbaren Gegenden des Amazonas - der Wingcopter liefert zuverlässig dringend benötigte Medikamente.
    Rettungsschwimmer fliegt eine Einsatzdrohne.
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    Vor Ort bildet Plümmers Team Drohnen-Piloten aus, die von sogenannten Hubs aus die Lieferungen organisieren und durchführen. Und Tom Plümmer hat noch weitere Pläne:

    Ich würde das Ganze gern weltweit ausbauen. Mein Traum ist es, diese Art Lieferservice, der innerhalb von Minuten Leben retten kann, an jeden Ort dieser Welt zu bringen.

    Tom Plümmer, Firmengründer

    Auch international findet Plümmer inzwischen Beachtung: Das Weltwirtschaftsforum Davos hat den jungen Deutschen dieses Jahr in das Netzwerk der "Young Global Leaders" aufgenommen - aufgrund seiner "Vision der globalen Einführung ziviler Drohnentechnologie, die wirtschaftliches Wachstum ermöglicht und die Verbesserung der Lebensbedingungen", so die Begründung.

    Plan B
    Quelle: ZDF

    Mehr über "Intelligente Lebensretter" sehen Sie am Samstag, 9. September, um 17:35 Uhr im ZDF im TV. Weitere Dokumentationen von plan b und die Hintergründe dazu finden Sie jederzeit in der ZDF-Mediathek.

    Duale Erfindungen: Aus zwei mach eins

    Mit Erkenntnissen aus der Dronenentwicklung lassen sich auch andere Hightech-Geräte realisieren. Zum Beispiel können Drohnen technische Inspiration für fliegenden Autos liefern.
    Das "AirCar" ist - wie der Wingcopter - ein duales Gerät: in diesem Fall eine Mischung aus Auto und Flugzeug. Einer der Entwickler ist Stefan Klein, Professor für Design. Innerhalb von drei Minuten wandelt sich das AirCar vom Fahrzeug zum Fluggerät und zurück.
    AirCar, ein duales Auto-Flugzeug-Fahrzeug, aufgenommen am 30.06.2021
    AirCar, ein duales Auto-Flugzeug-Fahrzeug (Archivfoto)
    Quelle: Imago/www.klein-vision.com

    Nach 70 Stunden Flugtests und 200 Starts und Landungen erteilte die slowakische Zivilluftfahrtbehörde den fliegenden Autos von "Klein Vision" mit Verbrennermotor ein Lufttüchtigkeitszeugnis.

    Die AirCar-Zertifizierung ermöglicht die Serienproduktion von sehr effizienten fliegenden Autos.

    Stefan Klein, Entwickler AirCar

    Einfach über Staus hinwegfliegen - wer würde nicht davon träumen? Einen Haken gibt es jedoch: Wer das Gefährt fliegen will, braucht einen Pilotenschein.

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