EU-Parlament für Recht auf Reparatur defekter Produkte

    Smartphone, Waschmaschine & Co.:EU-Parlament für Recht auf Reparatur

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    Das EU-Parlament hat sich mit großer Mehrheit auf eine gemeinsame Position für ein Recht auf Reparatur defekter Produkte geeinigt. Dieses würde Klima und Geldbeutel entlasten.

    Sachsen, Hartmannsdorf: Reparatur eines Mobiltelefones in der Werkstatt der Komsa AG.
    Durch ein Recht auf Reperatur soll der Konsum der Europäerinnen und Europäer nachhaltiger werden. (Symbolfoto)
    Quelle: dpa

    Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU sollen nach dem Willen des Europaparlaments Produkte künftig leichter reparieren lassen können.
    Damit soll der Konsum der Europäerinnen und Europäer nachhaltiger werden, teilte das Parlament am Dienstag mit. Die Abgeordneten stimmten in Straßburg mit großer Mehrheit für eine gemeinsame Position zum "Recht auf Reparatur".

    Reparatur auch außerhalb der gesetzlichen Garantie

    Demnach könnten Hersteller verpflichtet werden, bestimmte Produkte wie Waschmaschinen, Staubsauger, Smartphones oder Fahrräder unter Umständen auch dann zu reparieren, wenn sie nicht mehr unter die gesetzliche Garantie fallen.
    Auch während der Garantiezeit kämen Verkäufer nur dann um eine Reparatur herum, wenn sie teurer als ein Neukauf, nicht möglich oder für die Verbraucher ungünstig wäre. Außerdem soll die gesetzliche Garantie dem Vorschlag zufolge um ein Jahr verlängert werden, falls ein Produkt repariert wurde.
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    Anreiz zur Herstellung langlebiger Produkte

    Der verbraucherschutzpolitische Sprecher der Europa-SPD, René Repasi, sagte:

    Die Leute wollen die Lebensdauer ihrer Geräte verlängern, aber das ist oft zu kostspielig oder schwierig.

    René Repasi, Europa-SPD

    Ein besonderer Schwerpunkt liege dabei auf der Unterstützung unabhängiger Werkstätten und auf finanziellen Anreizen. "Wer eine Reparatur wünscht, der bekommt eine Reparatur", so Repasi. Unabhängige Werkstätten sollen Geräte aller Marken reparieren können. Hersteller dürfen Reparaturen demnach künftig nicht mehr absichtlich erschweren, wie etwa durch spezielle Schlüssel oder Hürden in der Software.
    Da Unternehmen nicht länger von einer möglichst kurzen Lebensdauer profitieren würden, hätten sie zudem grundsätzlich einen Anreiz, langlebige Produkte herzustellen.
    Philip Heldt und Carsten Rüger im Gespräch
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    Verbraucher könnten Geld sparen

    "Wir sorgen dafür, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher sehr viel Geld sparen", sagte die Vorsitzende des Ausschusses für Verbraucherschutz im Europaparlament, Anna Cavazzini (Grüne).
    Nach Schätzungen der EU-Kommission könnten die Menschen in der Europäischen Union jährlich insgesamt rund zwölf Milliarden Euro sparen, wenn sie ihre Geräte anstelle eines Neukaufs reparieren.

    30 Millionen Tonnen Müll jährlich durch vorzeitige Entsorgung

    Grundlage für die neuen Regeln ist ein Vorschlag der Europäischen Kommission vom März. Nach Angaben der Brüsseler Behörde verlieren Verbraucher nicht nur viel Geld, wenn sie sich für einen Austausch statt für eine Reparatur entscheiden. Darüber hinaus verursache die vorzeitige Entsorgung noch gebrauchsfähiger Produkte hohe Treibhausgasemissionen und jährlich mehr als 30 Millionen Tonnen Müll.
    Nun müssen Parlament und die ebenfalls an der Gesetzgebung beteiligten EU-Staaten gemeinsam endgültige Vorgaben verhandeln.
    Quelle: dpa, epd, AFP
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