USA: Schwarzer stirbt nach Polizeikontrolle

    Tödliche Polizeigewalt in USA:Anwalt von Tyre Nichols: "Er war wehrlos"

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    Ein weiterer Fall von Polizeigewalt in den USA: Nach dem Tod von Tyre Nichols konnten die Angehörigen ein Video des Polizeieinsatzes sehen, es sei "entsetzlich" und "abscheulich".

    Aufgewühlte Angehörige und Unterstützer von Tyre Nichols stehen um ein Pult mit Mikrofon.
    Angehörige und Unterstützer äußerten sich auf einer Pressekonferenz, nachdem sie ein Video des Polizeiensatzes sichten konnten.
    Quelle: AP

    Erneut sorgt in den USA ein Polizeieinsatz für Entsetzen, in dessen Folge ein schwarzer Mann ums Leben gekommen ist. Der 29-jährige Tyre Nichols sei mehrere Minuten lang von den Einsatzkräften zusammengeschlagen worden, sagte einer der Anwälte der Familie, Antonio Romanucci, bei einer Pressekonferenz am Montag (Ortszeit).
    Nichols war der Polizei zufolge Anfang Januar in der US-Metropole Memphis im US-Bundesstaat Tennessee wegen "rücksichtslosen Fahrens" angehalten worden. Den Angaben nach war es dabei zu "Konfrontationen" gekommen - der Mann starb wenige Tage später im Krankenhaus.

    Nach Verkehrskontrolle Im Krankenhaus verstorben

    Am Montag konnte sich die Familie des Opfers das Video des Polizeieinsatzes anschauen.

    Er war wehrlos. Die ganze Zeit. Er war eine menschliche Piñata für diese Polizeibeamten.

    Antonio Romanucci, Anwalt der Familie

    Romanucci nannte das Vorgehen der Polizei rassistisch. Eine Piñata kann eine Figur sein, auf die zumeist Kinder mit Stöcken einschlagen, bis Süßigkeiten rausfallen.
    Die Polizei erklärte einen Tag nach der Kontrolle, am 8. Januar, in einer Mitteilung, dass es zu einer "Konfrontation" gekommen sei, als die Einsatzkräfte den 29-Jährigen stoppten. Dieser sei schließlich zu Fuß geflüchtet, dabei sei es dann zu einer weiteren "Konfrontation" gekommen, schrieb die Polizei, ohne konkrete Angaben zu machen. Der Verdächtige habe schließlich über Kurzatmigkeit geklagt und sei ins Krankenhaus gebracht worden. Dort erlag er seinen Verletzungen.

    Fünf Beamte entlassen

    Fünf an der Festnahme beteiligte Polizisten wurden später entlassen, nachdem eine Polizeiuntersuchung zu dem Schluss kam, dass sie übermäßige Gewalt anwendeten, nicht eingriffen und keine Hilfe leistete.
    Die Familie des Toten, Demonstranten und Aktivisten haben gefordert, dass sie wegen Mordes angeklagt werden. Offiziellen Angaben zufolge sind auch die fünf Beamten schwarz.
    Er sei leidenschaftlicher Skateboarder gewesen, sagte die Mutter des 29-Jährigen, RowVaughn Wells, bei der Pressekonferenz.

    Mein Sohn war ein guter Junge.

    RowVaughn Wells, Mutter von Tyre Nichols

    Ihr Sohn habe keine Drogen genommen, keine Waffe getragen und keine Konfrontationen gemocht, sagte sie. Die Polizei habe keinen Grund gehabt, ihn zu stoppen, als er mit dem Auto unterwegs war.
    Er sei zwei Minuten vom Haus entfernt gewesen, als die Einsatzkräfte ihn anhielten. "Er wollte einfach nur nach Hause kommen", schilderte Wells.

    Anwalt: Video "abscheulich"

    Ein weiterer Familienanwalt, Ben Crump, verglich den Fall mit Rodney King. In Los Angeles wurde der Schwarze 1991 nach einer Verfolgungsjagd von der Polizei zusammenschlagen. Der Freispruch der Beamten führte damals zu Unruhen mit Dutzenden Toten.
    Das Video des Einsatzes von Anfang Januar sei "entsetzlich" und "abscheulich".

    Ihr könnt nicht weiterhin junge Schwarze bei Verkehrskontrollen umbringen.

    Ben Crump, Anwalt der Familie

    In den USA kommt es regelmäßig zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend steht dafür der Fall von George Floyd: Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Seitdem gibt es immer wieder Bestürzung über ähnliche Fälle.
    Quelle: dpa, AP

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