Dresdner Striezelmarkt: Streitthema Weihnachtsbeleuchtung

    Dresdner Striezelmarkt öffnet:Weihnachtlicher Lichterglanz in Krisenzeiten?

    von Anja Charlet
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    Nach zwei Jahren Corona-Pause öffnet der Dresdner Striezelmarkt wieder. Wegen der Energiekrise wird die Forderung nach weniger Weihnachtsbeleuchtung zum Politikum.

    Beleuchtungsprobe auf dem Dresdner Striezelmarkt. Beleuchtet sind der große Schwibbogen und die Striezelmarkttanne.
    200.000 Kilowattstunden Strom brauchte der Dresdner Striezelmarkt bislang.
    Quelle: dpa

    Es war Ende September, lange vor Weihnachten, als der Chef der Deutschen Umwelthilfe Resch forderte, Städte und private Haushalte sollten dieses Mal auf die Festbeleuchtung verzichten - auch angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, auch aus Gründen des Klimaschutzes.
    Allein die "privaten Beleuchtungsorgien" verursachten einen Stromverbrauch von über 600 Millionen Kilowattstunden - so viel wie eine mittlere Großstadt mit 400.000 Einwohnern im Jahr. Für viele, vor allem auch in Sachsen, war da wohl nach Corona, angesichts von Energiekrise und steigender Inflation eine Art Schmerzgrenze erreicht. [Wie sich die Preise im Oktober verändert haben, lesen Sie hier.]

    Kretschmer: Sachsen ist Weihnachtsland

    Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der sich gerade wieder auf vielen Foren im Land der Diskussion stellt, sagte: Die Politik solle sich mit klugen Ratschlägen zurückhalten, die Bürger seien bereits sparsam. Die Weihnachtszeit dürfe keine "dunkle Zeit" sein. Gerade da brauche man Signale der Hoffnung und Ermutigung. Sachsen ist Weihnachtsland, so Kretschmer.
    Weihnachten hat in Sachsen seit jeher eine besondere Bedeutung. Daran konnte auch die DDR mit ihren "geflügelten Jahresendfiguren" nichts ändern. Im Freistaat, vor allem in der Welterbe-Region Erzgebirge, gibt es um die 420 Holzkunstwerker. Schwibbögen, Räucher-Männer, Nussknacker, Pyramiden - all das, was über Generationen hinweg vererbt wird, stammt von hier.

    Weihnachtsmärkte in Sachsen: Zwei Jahre Pandemie-Pause

    Die Corona-Pandemie war ein Einschnitt: Geschäfte geschlossen, keine Weihnachtsmärkte mehr, alles lief nur noch online. Dann kam der Krieg gegen die Ukraine, Energiekrise, Inflation. Die wertige Weihnachtsdeko ist für manchen inzwischen unerschwinglich. Einige Künstler produzieren nur noch per Auftrag, beklagen Lieferengpässe beim Holz durch die Sanktionen gegen russisches Birkenholz.
    Der Protest von Unternehmern und besorgten Bürgern gegen die Energiepolitik formiert sich - auch unter Duldung der als rechtsextrem eingestuften Kleinstpartei "Freie Sachsen", etwa in Annaberg-Buchholz, unter dem Motto "Vergreift Euch nicht an unserem Licht".

    Striezelmarkt: 2,5 Millionen Besucher vor Corona

    Den Dresdner Striezelmarkt, Deutschlands berühmtesten Weihnachtsmarkt, lieben nicht nur die Sachsen: 2,5 Millionen Menschen kamen vor Corona jedes Jahr. Zweimal fiel der Markt der Pandemie zum Opfer. Jetzt herrscht Vorfreude, zur Eröffnung singt der Dresdner Kreuzchor.
    Der Stromverbrauch des Markts lag bisher bei 200.000 Kilowattstunden - 86 Zwei-Personen-Haushalte könnten damit ein Jahr versorgt werden. Inzwischen sind die 16.200 Lichter auf der Striezelmarkttanne LEDs. Auch die Beleuchtung des weltgrößten begehbaren Schwibbogens ist - wie die der Pyramide und der Krippe - auf LEDs umgestellt.
    Stromfresser sind vor allem Glühweinstände und Imbissbuden, sagt die Stadt. Die Dresdner Altstadt soll in der Weihnachtszeit wieder angestrahlt werden. Doch Gebäude der Staatsregierung bleiben dunkel, auch die Frauenkirche. Nur in der Kuppel leuchtet ein einzelner Herrnhuter Stern und verkündet den Weihnachtsfrieden.

    Trotz Krise und Krieg
    :So wird das Weihnachtsfest gemütlich

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