Klimawandel: DWD will Starkregengefahr besser abschätzen

    Werkzeug zur Klimaüberwachung:DWD will Starkregengefahr besser abschätzen

    Katja Horneffer
    von Katja Horneffer
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    2022 war das 12. zu warme Jahr in Folge und stellte mit 10,5 Grad den Rekord aus 2018 ein. Gefahren durch Starkregen werden zunehmen - hier bietet der DWD ein neues Werkzeug.

    Hessen, Frankfurt/Main: Ein Mann geht während eines starken Regengusses auf der Frankfurter Einkaufsstraße Zeil über die Straße.
    Hessen, Frankfurt/Main: Ein Mann geht während eines starken Regengusses auf der Frankfurter Einkaufsstraße Zeil über die Straße.
    Quelle: dpa

    1,7 Grad: Das ist die Zahl, die wir uns ab sofort merken müssen. Um 1,7 Grad ist die Jahresmitteltemperatur in Deutschland seit dem Beginn regelmäßiger Messungen im Jahr 1881 gestiegen. "Dies lässt sich nur durch den menschgemachten Klimawandel erklären", so Andreas Becker, Leiter der Abteilung Klimaüberwachung beim Deutschen Wetterdienst (DWD).

    Wir erleben inzwischen Hitzeperioden und -intensitäten, die wir aus den Klimamodellen eigentlich erst in ein paar Jahrzehnten erwartet hätten.

    Andreas Becker, Wetterexperte

    "Mehr und intensivere Wetterextreme und sich verschärfende Naturgefahren werden zunehmend auch ein Thema für die Versorgungssicherheit und die innere Sicherheit," betont Becker bei einer Klima-Pressekonferenz des DWD.

    Neues Werkzeug soll bei Starkregen helfen

    Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes werden die Gefahren von Starkregen und Dauerregen mit der anhaltenden Erderwärmung weiter zunehmen. "Es ist deshalb eine Kernaufgabe des Deutschen Wetterdienstes zu analysieren, welche Risiken durch extreme Niederschläge für jede Region, jeden Ort in Deutschland aktuell und künftig bestehen", sagt Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des DWD.
    Starkregen
    Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich auch darin, dass es bei uns immer häufiger zu Starkregen-Phänomenen kommt. Der Deutsche Wetterdienst hat dazu neue Zahlen.21.03.2023 | 2:32 min
    Und nicht erst seit der Hochwasserkatastrophe an Ahr und Erft im Sommer 2021 haben Kommunen und Private ein großes Interesse an der möglichst punktgenauen Abschätzung des Stark- und Dauerregenrisikos.
    Deshalb stellte der Deutsche Wetterdienst ein neues Werkzeug vor, das Beobachtungsdaten, Bodenstationsinformationen und Radardaten verknüpft und Gefahrenpotentiale berechenbar macht. Diese Risikokarten dienen dem vorbeugenden Katastrophenschutz und helfen bei der Dimensionierung von Kanalnetzen, Kläranlagen, Pumpwerken und Rückhaltebecken.

    Dank neuer Beobachtungsdaten und der Verknüpfung der Informationen von Bodenstationen und Wetterradar kann der DWD jetzt für jeden Ort in Deutschland die Starkregengefahr berechnen.

    Tobias Fuchs, DWD

    ZDFheute-KlimaRadar
    :Daten zum Klimawandel im Überblick

    Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
    Grafiken

    Viele Berliner von Dauerregen betroffen

    Der Deutsche Wetterdienst legte zudem eine Statistik über die Niederschlagsereignisse der Jahre 2001 bis 2021 in den 15 bevölkerungsreichsten Städten Deutschlands vor. So waren in diesem Zeitraum etwa in Berlin mehr als 50 Prozent der Bevölkerung vier bis fünf Mal von Dauerregen betroffen - von 19 Ereignissen, die in diesem Zeitraum in Berlin beobachtet wurden.
    Zudem unterstützt der Deutsche Wetterdienst die langfristigen Planungen der Energiewirtschaft mit noch detaillierteren Prognosen von Sonne und Wind, die sich mit dem Klima verändert.

    Wetterbilanz für 2022: Einbußen bei der Ernte und Übersterblichkeit

    Der Deutsche Wetterdienst bot auch einen Rückblick auf das Jahr 2022 - ein Traumjahr für die Photovoltaik. 2024 Sonnenstunden wurden verzeichnet, damit war 2022 das sonnenscheinreichste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1951. Seit damals hat die Sonnenscheindauer im Mittel um gut 10 Prozent zugenommen.
    2022 war ausgesprochen trocken, wenn es auch - wie eigentlich in jedem Jahr - große regionale und saisonale Unterschiede gab. So fiel im deutschlandweiten Mittel etwa 15 Prozent weniger Niederschlag als im klimatologischen Mittel der Jahre 1961 bis 1990, im Bayerischen Wald und im Nordwesten dagegen lag die Niederschlagssumme sogar etwas über dem Klimasoll.
    Der Februar und der September 2022 waren nasse Monate, alle anderen Monate dagegen teils sehr deutlich zu trocken. Ernteeinbußen und Übersterblichkeit waren die Folgen.

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