Zahlreiche extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Stürme können durch das Klimaphänomen El Niño ausgelöst werden. Was sagen Experten für dieses Jahr voraus?
Drohen uns dieses Jahr heftigere Wetterereignisse als in den Jahren zuvor? Diese Frage stellt sich durch das aufkommende Klimaphänomen El Niño. Bereits im Herbst könnte El Niño mit fast 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit in der Pazifikregion auftreten. Das prognostizieren Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Damit würde die La-Niña-Phase, mit ihrer kühlenden Wirkung enden.
El Niño ist ein natürliches Klimaphänomen, das regelmäßig und in unterschiedlicher Stärke alle zwei bis sieben Jahre auftritt. Dabei erwärmt sich die Wassertemperatur im zentralen und östlichen Pazifik, die Meeresströmungen verändern sich, auch die Winde wechseln ihre Richtung.
El Niño bringt haushohe Wellen, sintflutartige Regenfälle, orkanartige Stürme aber auch verheerende Hitze und extrem Dürren mit sich. Wo kommt das Phänomen her, und betrifft uns das Phänomen in Deutschland überhaupt?
Mit teilweise gravierenden globalen Auswirkungen, weiß Dr. Josef Ludescher vom PIK:
Schwere Folgen durch El Niño
Modelle zeigten, dass der bevorstehende El Niño "moderat bis stark" ausfallen könnte. 2024 könnte dadurch ein neuer Rekord für die globalen Durchschnittstemperaturen aufgestellt werden und sogar die 1,5 Grad über dem vorindustriellen Mittelwert knacken, prognostizieren Wissenschaftler*innen. Ob das ursächlich mit dem Klimawandel zusammenhängt, wird intensiv untersucht, sagt Ludescher:
So sei auffällig, dass bereits die letzten drei großen El Niños zwischen 1982/83 und 2015/16 zu den stärksten je gemessenen Wetterphänomenen gehörten. Laut einem Bericht der WHO und WMO waren die Auswirkungen des starken El Niños 2015/16 verheerend: Dürren in Zentralamerika, Südostasien und in Afrika führten zu Hungersnöten.
Viele Staaten riefen den Notstand aus. In Indonesien gab es eine hohe Luftverschmutzung durch Feuer. Deutlich zu nass war es dagegen im Süden der USA und in Südamerika, was teils schwere Überschwemmungen zur Folge hatte.
Der Gardasee ist Ende Februar so leer wie nie: Auf einen Dürre-Sommer folgte ein regenarmer Winter mit kaum Schnee in den Bergen. Auch Frankreich macht die Dürre zu schaffen.
Indirekte Folgen für Europa
Auch die Wahrscheinlichkeit für blutige Konflikte steige, sagt Ludescher:
Laut Ludescher ist Europa von allen Kontinenten am wenigsten betroffen: "Typischerweise führt El Niño zu kälteren Wintern in Nord- und Osteuropa, wobei es auch Ausnahmen geben kann, weil wir sehr weit entfernt sind". Viel eher würden wir indirekte Folgen spüren, wie Preissteigerungen und Migrationsströme, wenn es zu Bürgerkriegen und Ernteausfällen kommt.
Wie kann die die klima- und menschenfreundliche Stadt der Zukunft aussehen und welche innovativen Ideen gibt es, um Europas Städte vor Hitze und Wassermangel zu schützen?
Unsichere Vorhersagemodelle
Wie sich bei uns das Wetter in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird, ist schwer einzuschätzen, sagt Dr. Andreas Paxian vom Deutschen Wetterdienst (DWD):
Die Klimavorhersagemodelle für den kommenden Frühling zeigen "eine leichte bis moderate Wahrscheinlichkeit für wärmere Bedingungen in ganz Deutschland". Für den Frühsommer, also die Monate Mai bis Juli, sei die Vorhersagequalität etwas besser. "52 Prozent der Modelle sprechen für wärmere Bedingungen in ganz Deutschland im Vergleich zu den letzten 30 Jahren."
Was berücksichtigen Klimavorhersagen?
Um längerfristige Vorhersagen erstellen zu können, muss die Simulation laut Paxian auch träge Prozesse mit berücksichtigen. Dazu wird das Atmosphären-Modell der Wettervorhersage um zusätzliche Komponenten des Klimasystems erweitert, zum Beispiel die höhere Atmosphäre, den Ozean und das Meereis.
Dieses Erdsystem-Modell kann Klimavorhersagen für die kommenden Wochen, Monate und Jahre erstellen, sagt Paxian vom DWD: "Die Aussagen sind jedoch noch nicht so genau wie bei der Wettervorhersage und werden über längere Zeiträume gemittelt".