Truppenabzug: Afghanistan-Bericht wirft Trump Versagen vor

    Truppenabzug 2020:Afghanistan-Bericht wirft Trump Versagen vor

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    Die Durchführung des Abzugs der US-Truppen aus Afghanistan wurde heftig kritisiert. Nun hat ein Geheimdienst-Bericht der Vorgänger-Regierung unter Trump eine Mitschuld gegeben.

    US-Soldaten am Flughafen von Kabul im August 2021
    US-Soldaten am Flughafen von Kabul im August 2021
    Quelle: reuters

    Die US-Regierung hat einen Bericht zum überstürzten Abzug des eigenen Militärs aus Afghanistan veröffentlicht. In dem Bericht machte die Regierung von US-Präsident Joe Biden in weiten Teilen seinen Amtsvorgänger Donald Trump für den weithin als Misserfolg gewerteten Abzug verantwortlich.
    Biden sei in seinen Entscheidungen, wie der Abzug durchzuführen sei, durch die von Trump geschaffenen Bedingungen "stark eingeschränkt" gewesen, hieß es in dem zwölf Seiten langen Bericht verschiedener Nachrichtendienste unter der Führung des nationalen Sicherheitsrates.

    Bericht: Taliban hätten US-Einheiten angegriffen

    Als Biden ins Amt gekommen sei, seien die Taliban in der stärksten militärischen Position seit 2001 gewesen, hieß es. Gleichzeitig seien nur noch 2.500 US-Soldaten in Afghanistan gewesen, so wenige wie zu keinem Zeitpunkt im gleichen Zeitraum.
    Unter Bezug auf Trump heißt es weiter, im Februar 2020 hätten die USA den Taliban zugesagt, bis Mai 2021 aus Afghanistan abzuziehen. Im Gegenzug erklärten sich die Taliban bereit, die US-Truppen nicht anzugreifen. Biden sei dann mit diesem engen Zeitplan konfrontiert gewesen, hieß es in dem Bericht. Sonst hätten die Taliban die US- und alliierten Einheiten angegriffen.

    Geheimdienste rechneten nicht mit Einbruch der afghanischen Streitkräfte

    Die scheidende Trump-Regierung habe lediglich einen Termin für einen Rückzug, aber "keinen Plan für dessen Ausführung" hinterlassen, so der Bericht.
    Zudem seien staatliche Stellen, die für einen geordneten Rückzug des US-Militärs aus Afghanistan nötig gewesen wären, "nach vier Jahren der Vernachlässigung und in einigen Fällen der absichtlichen Verschlechterung" in einem "schlechten Zustand" gewesen. Kein Geheimdienst habe einen derart schnellen Einbruch der afghanischen Streitkräfte gegen die Taliban vorhergesehen.

    Afghanistan längster Krieg in der Geschichte der USA

    Biden hatte im April 2021 angekündigt, alle US-Soldaten spätestens bis zum 11. September bedingungslos aus Afghanistan abzuziehen. Im Juli zog Biden das Datum für den vollständigen Abzug auf den 31. August vor. Aber bereits am 15. August hatten die Taliban die afghanische Hauptstadt Kabul eingenommen.
    Mit dem Abzug endete der internationale Militäreinsatz in dem Land nach fast 20 Jahren. Der Afghanistan-Einsatz gilt als der längste Krieg der USA in der Geschichte. Biden war nach dem Abzug heftig kritisiert worden.

    13 tote US-Soldaten bei Anschlag in Kabul

    Die letzten US-Truppen hatten Afghanistan Ende August 2021 verlassen. Inmitten des Evakuierungseinsatzes wurden bei einer Terrorattacke vor dem Flughafen von Kabul Dutzende Afghanen und 13 US-Soldaten getötet. Der mit den radikal-islamistischen Taliban verfeindete IS reklamierte den Angriff für sich.
    Die Taliban hatten Mitte August die Macht in Kabul übernommen. Man habe aus dem Abzug gelernt, hieß es in dem Bericht. Man priorisiere seither einen früheren Abzug, wenn sich die Sicherheitslage an einem Einsatzort verschlechtere.
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    Quelle: dpa, AFP

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