Trump-Debatte bei "Lanz": Trump hat Wahlkampf-Thema gefunden

    ZDF-Korrespondent bei "Lanz":Trump bringt Anhänger "auf Temperatur"

    von Felix Rappsilber
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    Das New Yorker Verfahren gegen Donald Trump sei nur der Auftakt, so ZDF-Korrespondent Hano. Während es "ganz schön eng" für Trump werde, bringe er seine Anhänger "auf Temperatur".

    Der ehemalige US-Präsident Donald Trump während einer Ansprache in Mar-a-Lago.
    ZDF-Korrespondent Johannes Hano ordnet bei Markus Lanz den Tag der Anklageverlesung gegen Donald Trump aus New York ein.04.04.2023 | 71:37 min
    34 Anklagepunkte und ein ehemaliger US-Präsident - Donald Trump steht in New York vor Gericht. ZDF-Korrespondent Johannes Hano berichtete am Dienstagabend bei Markus Lanz über Trumps ersten Tag auf der Anklagebank.

    Hano: Trump drohte dem Richter

    Dieser Auftakt habe "viel länger gedauert, als wir das alle gedacht haben", so Hano zugeschaltet aus New York. Der Grund: Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg habe Bedenken darüber geäußert, "wie Trump mit der Öffentlichkeit umgeht, dass er immer wieder öffentlich die Staatsanwaltschaft bedroht hat, den Richter bedroht hat". Hano sagte:

    Trump hat Fotos gepostet mit einem Baselballschläger in der Hand und dem Staatsanwalt daneben. Er hat ihn als Tier bezeichnet. Er hat zu Tod und Zerstörung aufgerufen.

    Johannes Hano, ZDF-Korrespondent

    Daher habe Richter Juan Merchan dem Ex-Präsidenten deutlich gemacht, "dass er in Zukunft das alles unterlassen muss, um ein ordentliches Verfahren hier in New York nicht zu gefährden".

    Wollte Trump Verbrechen vertuschen?

    Die Anklage beinhalte 34 Punkte, berichtete Hano. Dabei gehe es um die Fälschung von "Geschäftsunterlagen, die mit dem Ziel gefälscht worden sind, ein Verbrechen zu vertuschen": illegale Wahlkampffinanzierung. Demnach hätten sowohl die Pornodarstellerin Stormy Daniels als auch ein Playboy-Model im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2016 Schweigegeldzahlungen erhalten. Daniels behauptet, eine Affäre mit Trump gehabt zu haben.
    Hano erklärte: "Damit sollte wohl Einfluss auf den Wahlkampf genommen werden, dass diese Informationen nicht vor der Wahl herauskommen."

    Schweigegeld falsch verbucht?

    Die Schweigegeldzahlungen seien dabei aber "nicht das Problem", sondern "dass das Schweigegeld falsch verbucht wurde". Bezirksstaatsanwalt Bragg habe deutlich gemacht: "New York ist die Business-Metropole der Welt. Hier sorgt man dafür, dass ordentlich gebucht wird."
    Trumps ehemaliger Anwalt Michael Cohen, der die Schweigegeldzahlungen veranlasst hatte, sei bereits "zu mehreren Jahren Gefängnis" verurteilt, so Hano. Im damaligen Gerichtsurteil habe es geheißen, Cohen habe "auf Anweisung von Individuum eins gehandelt". Jeder wisse, "es handelt sich dabei um Donald Trump. Der konnte aber nicht angeklagt werden, weil er damals Präsident war", so Hano.

    Geringe Proteste in New York

    In New York seien angesichts der Anklageverlesung "sehr viel mehr Medienvertreterinnen und -vertreter als Demonstranten" gewesen. Entwarnung wollte Hano dennoch nicht geben: "Ich glaube nicht, dass man an diesem geringen Protest in New York ablesen kann, dass Donald Trump damit nicht in der Lage sein wird, mit diesem Verfahren seine Anhänger aufzuheizen."

    Er bringt die auf Temperatur. Er hat ein Wahlkampf-Thema gefunden: 'Die bösen Demokraten, die bösen Richter, die wollen mich zerstören und sie wollen euch zerstören'.

    Johannes Hano, ZDF-Korrespondent

    Hano: Trump muss Regeln folgen

    Gleichwohl müsse Trump bestimmten Regeln folgen, wenn er angeklagt sei. So hätten seine Anwälte durchblicken lassen, "dass sie hoffen, dass er nicht noch durch seine Äußerungen, die er in den nächsten Tagen und Wochen machen wird, neue Anklagepunkte hinzubringt, indem er weitere Drohungen gegen den Richter ausspricht". Das könne eine Straftat sein, wegen der er "massiv unter Druck" geraten könne, so Hano.
    Außerdem werde im Bundesstaat Georgia wegen versuchter Wahlmanipulation und in Washington wegen der Entwendung von Geheimdokumenten gegen Donald Trump ermittelt. In den letzten Tagen seien "massive Beweise" gefunden worden, dass Trump diesbezüglich Falschaussagen getätigt habe.

    Da wird es, glaube ich, ganz schön eng für ihn. Das tut dann richtig weh. Da wird es vorbei sein mit dem Großmäuligen bei ihm, da geht es ans Eingemachte.

    Johannes Hano, ZDF-Korrespondent

    Das Verfahren in New York sei "eigentlich nur der Auftakt".

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