Ataman beklagt "vorsintflutliche Klischees" in Deutschland

    Niedrigere Löhne von Frauen:Ataman beklagt "vorsintflutliche Klischees"

    von H. de Maizière, D. Rzepka
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    Frauen verdienen statistisch 18 Prozent weniger als Männer. Das liegt laut Antidiskriminierungsbeauftragter auch an vorsintflutlichen Klischees. Sie fordert härtere Gesetze.

    Gehaltsabrechnung
    Gehaltsabrechnung
    Quelle: imago

    Wer Menschen pflegt oder Kinder betreut ist oft: weiblich. Nach wie vor gibt es klassische Frauenberufe, sagt Ferda Ataman. Die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung beklagt im ZDFheute-Interview vorsintflutliche Klischees in vielen Bereichen der Erwerbsarbeit. Sie kritisiert,

    ... dass viele Berufe, in denen Frauen sind, als nicht so wertvoll betrachtet werden und nicht so gut bezahlt werden wie Berufe, in denen Männer sind.

    Ferda Ataman

    Auch deswegen betrage die Lohndifferenz zwischen Männern und Frauen fast ein Fünftel, sagt Ataman. Und kritisiert: "Das kann nicht sein."
    Die wichtigsten Aussagen von Ferda Ataman im Video sehen und hören Sie hier:




    So groß sind die Lohnunterschiede

    Wie viel männliche Kollegen im eigenen Unternehmen verdienen - das dürfen Beschäftigte ihre Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber fragen. So steht es im sogenannten Entgelttransparenzgesetz aus dem Jahr 2017. Allerdings nur, wenn der Betrieb mehr als 200 Angestellte hat, sonst nicht. Ataman kritisiert das und fordert,

    ... dass alle Frauen, nicht nur die in Großunternehmen, ein Auskunftsrecht haben um rauszufinden: Werde ich schlechter bezahlt als mein Kollege, der die gleiche Arbeit macht?

    Sollten sich bei einer solchen Auskunft tatsächlich Lohnungleichheiten zeigen, müssen Frauen selbst aktiv werden. Bisher ist es nicht möglich, dass zum Beispiel ein Berufsverband stellvertretend für die Betroffene eine Klage gegen das Unternehmen anstrebt. Auch das müsse sich ändern, so Ataman. Sie fordert ein sogenanntes Verbandsklagerecht.
    Stundenlöhne von Frauen und Männern
    ZDFheute Infografik
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    Heil verweist an die Familienministerin

    Die Ampel hat in ihrem Koalitionsvertrag eine Reform des Entgelttransparenzgesetzes versprochen. Ataman fordert nun eine zügige Umsetzung - vor allem von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD).
    Heil bekräftigt zwar, dass die Bundesregierung das Gesetz reformieren wolle. Federführend sei allerdings Familienministerin Lisa Paus (Grüne). Laut Grünen-Chefin Ricarda Lang geht es dabei darum, dass "Frauen ihren Anspruch auf gleiches Geld für gleichwertige Arbeit zukünftig einfacher durchsetzen können".
    Ein konkretes Datum dafür nennt die Ampel heute allerdings nicht.
    Heil: "Mehr Transparenz bei Löhnen"
    "Wir müssen dafür sorgen, dass gerechter gezahlt wird", so der Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), zur Gender Pay Gap.07.03.2023 | 5:29 min

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